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Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Titel: Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Punkt 13 Uhr die Hauptkasse betreten und um die Einnahmen bitten. Am Ende des Ganges ist ein Fahrstuhl, der geht bis in die Tiefgarage. Während ich einsammle, wirst du den Fahrstuhl im dritten Stock festhalten, indem du ihn reparierst.“
    „Okay!“
    „Du trägst einen Vollbart und Monteurklamotten. Sobald ich noch vier Meter vom Lift entfernt bin, drückst du auf den Knopf. Ich habe es ausgerechnet. Es bleibt dann noch so viel Zeit, daß ich hindurchschlüpfen kann, eventuelle Verfolger jedoch nicht.“
    „Und als was trittst du in diesem Stück auf?“
    „Als Kapuzinermönch, da ich die Kutte brauche, um den Sack für das Geld und die Maschinenpistole darunter zu verstecken. Über den Kopf ziehe ich eine Wollmütze. Wir werden die nächsten Tage für Ortsbesichtigungen nutzen und das Manöver mit der Fahrstuhltür durchexerzieren. Wichtig ist auch noch, daß wir uns in der Nacht zum Freitag einen zuverlässigen Wagen besorgen.“
    „Das mache ich. Ich weiß auch schon, wo. Eine Frage, Simon: Bist du optimistisch?“
    Rodgers nickte: „Ich zweifle keine Sekunde am Gelingen...“ Und dann grinste er plötzlich. „Außerdem bin ich abergläubisch. Eine alte Gaunerweisheit sagt: Klappt’s am Platz zum ersten Mal, klappt’s auch noch ein zweites Mal.“
    McKenzie schlug sich die Hand vor die Stirn. „Natürlich, da hat ja schon mal einer kassiert, was ihm nicht zustand. Hat man den eigentlich gekriegt?“
    „Ja, aber er war selbst schuld. Ohne sein Zutun hätten sie ihn nie gefangen. Über Interpol ging’s. Irgendwo in Übersee lief er ihnen ins Netz.“
    „Na ja, dann werden wir uns eben vornehmen, keine Fehler zu machen!“
    Die beiden konnten nicht ahnen, daß auf sie ein unerbittlicher Gegner wartete: der Zufall! Freitag, 12 Uhr 45.
    Seit einer Viertelstunde wartete Perry Clifton auf seinen Vertreter Hank Murphy, der im Erdgeschoß zwei jugendliche Langfinger (die bereits zum fünften Mal ertappt worden waren!) der Polizei überstellen wollte. Die beiden Fünfzehnjährigen hatten, als sie Murphy erwischte, ein ganzes Warenlager in den Taschen.
    Endlich, um 12 Uhr 54, polterte Hank schnaufend herein. „Tut mir leid, aber der eine Bursche versuchte zu türmen.“
    Perry Clifton lächelte. „Okay, Hank, ich bin gegen zwei zurück!“ sagte er, hing sich seinen Mantel über den Arm, verließ das Zimmer und schlug den Weg zum Personalaufzug ein. Wenig später stoppte dieser im zweiten Untergeschoß in der Tiefgarage. Perry Clifton schob die Tür auf und registrierte mehr im Unterbewußtsein zwei wartende Personen. Ein Mann mit Vollbart, dunkler Brille und in einem olivgrünen Arbeitsanzug huschte an ihm vorbei und dahinter das sich abwendende Gesicht eines Mönchs. Daß die beiden Männer Handschuhe trugen, bemerkte er nicht.
    McKenzie drückte auf den Knopf zum 3. Obergeschoß. „Er hat durch mich durchgesehen“, sagte er.
    „Hoffentlich!“ gab Rodgers leise zurück.
    Der Gang lag leer vor ihnen.
    „Bis gleich!“ sagte Simon. Zwölf Schritte waren es bis zur Tür der Hauptkasse. Auf dem Weg dorthin zog Rodgers eine übergroße Wollmütze mit Quaste und eingeschnittenen Augenschlitzen hervor und stülpte sie über. Noch vier Schritte...
    Noch zwei...
    Die Tür.
    Fünf entsetzte Augenpaare starrten durch das daumendicke Schutzgitter auf die Maschinenpistole in der Hand des Maskierten, der ihnen in diesem Augenblick einen Beutel aus grobem Leinen durch die viereckige Öffnung zuschob. Seine Stimme vibrierte vor Entschlossenheit und Kälte, als er befahl: „Wenn in einer Minute nicht das gesamte Geld in dem Sack ist, werden Sie nicht mehr in der Lage sein zuzusehen, wie ich diese Arbeit allein erledige!“
    Die Drohung ließ die Leute frösteln, und sie beeilten sich, der Aufforderung nachzukommen. Niemand dachte daran, daß der Räuber ja gar nicht hinter das Gitter konnte.
    Nach 48 Sekunden versicherte der zitternde Mr. Shepard: „Das ist alles!“ und schob den prallen Beutel zurück. Rodgers ergriff ihn und warf die Maschinenpistole auf eine Art Tresen. Drei Sätze bis zur Tür, auf und hinaus.
    Und hier wartete Zufall Nummer zwei in Form von zwei Putzfrauen, die mit Eimern und Schrubbern den Weg des rennenden Mönches so unglücklich kreuzten, daß der nach oben gerichtete Schrubber der links gehenden Frau seinen Kopf unterhalb der Stirn traf und die locker sitzende Wollmütze bis zum Haaransatz hochschob. Zwei Sekunden lang sahen zwei Frauen wie vom Donner gerührt Simon Rodgers ins Gesicht.

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