Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
vor den Mund hält.
Zuerst hört Perry nur ein helles Lispeln, und erst als er sich weit zu Peggy hinüberbeugt, kann er dessen Flüstern verstehen:
„Die Geister kommen bald nach Turny!“
Peggy legt die Hände wieder auf den Tisch, öffnet seine Augen und sieht gespannt auf Perry Clifton. Der bemüht sich, ein ernstes Gesicht zu behalten. „Das ist wahrhaftig ein tolles Geheimnis. Woher wissen Sie denn das mit den Geistern?“
„Ich habe sie gesehen. Auf Little Stone, letzte Nacht, während Sie angeln waren, haben die Geister auf Little Stone um ein riesiges Feuer getanzt. Und dazu haben sie immer wieder gerufen: „Wir ziehen nach Turny, wir ziehen nach Turny... hihihihihihi, aber mich fangen sie nicht!“
„Hoffentlich sind es gute Geister, Peggy! Wieviele haben Sie denn gezählt?“
„Über tausend waren es. Und ein Feuer hatten sie gemacht, das war mindestens hundert Meter hoch.“
„Hundert Meter?“ Perry zeigt sich tief beeindruckt, während Winston Bakers Miene einen kämpferischen Zug bekommt.
„Wenn die Geister denken, daß sie meinen Sammy holen können, dann irren sie sich. Ich werde Sammy nicht eine einzige Minute mehr aus den Augen lassen.“
Perry Clifton neigt betrübt den Kopf.
„Schade, Peggy. Ich hatte nämlich gehofft, daß Sie für mich noch einmal Briefträger spielen würden.“
„Wieder zu dem verrückten Steineprofessor?“
„Nein, Peggy, aber dabei fallen mir alle meine Sünden ein. Ich habe mich ja noch gar nicht richtig dafür bedankt, daß Sie meinen Brief gestern abend so pünktlich abgeliefert haben.“
„Aber, Mister Clifton, auf Peggy ist immer Verlaß. Und wenn es nicht der Professor ist, spiele ich gern wieder Jimmy Nichols, hihihihihi!“
„Wer ist denn Jimmy Nichols?“
„Na, der Briefträger von Turny.“
„Ah, verstehe, aber es soll niemand erfahren!“
Winston Baker reibt sich die Hände und strahlt Perry Clifton an. „Fein, noch ein Geheimnis. Jetzt habe ich Ihnen ein Geheimnis verraten, und Sie haben mir ein Geheimnis verraten. Das ist was. Als ich früher beim Zoll war, hatte ich auch immer viele Geheimnisse, die ich niemandem erzählen durfte. Ich war ein guter Zöllner, Mister Clifton, oder, glauben Sie mir vielleicht nicht?“
„Doch doch, Peggy, ich glaube Ihnen. Aber jetzt muß ich schlafen gehen.“ Perry Clifton erhebt sich.
„Grüßen Sie Sammy recht herzlich von mir!“
Auch Peggy ist aufgesprungen, fährt sich mit gespreizten Fingern durch das verstrubbelte Grauhaar und streckt Perry treuherzig seine Rechte entgegen.
„Schlafen Sie gut, Mister Clifton. Hoffentlich können Sie gut schlafen. Ich werde es Sammy sagen, daß Sie mein Bier bezahlt haben...“
Als Perry Clifton am nächsten Morgen seinen Kopf zum ersten Mal aus dem Fenster hält, liegt ein schwacher Nebelschleier über dem Meer. Alles deutet trotzdem auf einen schönen, sonnigen Maitag hin. Das scheinen selbst die Möwen zu spüren, denn ihr Geschrei ist heute weniger zänkisch und aggressiv.
Es ist jetzt 6 Uhr 45. Noch einundeineviertel Stunde bis zum Abgang der Frühfähre.
Perry packt das Notwendigste in seine Reisetasche, frühstückt anschließend mit Appetit und erteilt Mary Rodger einige Instruktionen für den Fall, daß sich jemand für ihn interessiert. Zwanzig Minuten vor 8 Uhr verläßt er die Schenke.
Auf dem Weg zur Fähre muß Perry auch an Porters Geschäft vorbei. Als ihn noch ungefähr zwanzig Meter von diesem trennen, weiß er bereits, daß Mallorys Assistent im Laden ist. Eine Hand hat den Vorhang im Schaufenster zurechtgezogen.
Die wenigen restlichen Meter reichen aus, um in Perry Clifton einen Entschluß reifen zu lassen. Er wird Joe Porter wieder einen Besuch machen.
Nichts hat sich dort seither verändert.
„Guten Morgen, Sir!“ begrüßt Joe Porter den frühen Kunden und ist bemüht, ein freundliches und verbindliches Gesicht zu zeigen. Doch Perry sieht auf den ersten Blick, daß Porter äußerst nervös und beunruhigt ist.
„Guten Morgen, Mister Porter. Ich hörte von Mrs. Rodger, daß Sie gestern im Gasthof waren — wegen des Kartons.“
„Ja, Sir, stimmt“, versichert der Händler eilfertig. „Ich habe ihn eigens für Sie aufgehoben.“
Er hat seine Hände schon in einem Regal, als ihn Perry Clifton abbremst:
„Bemühen Sie sich nicht, Mister Porter. Ich brauche den Karton nicht mehr; ich bin nämlich auf dem Weg zur Fähre!“
Joe Porter läßt die Arme sinken, und in seine Augen tritt hoffende Neugier.
„Sie
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