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Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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schlägt sich immer wieder mit der Faust leicht vor den Kopf, dazu brummt er in ärgerlichem Ton: „Ich suche einen Faden, einen Faden zu Frank Callagan...“
    Tim Allen zuckt verständnislos mit den Schultern. „Der hat bestimmt nichts mit unserer Sache zu tun. Frank ist schon vor 15 Jahren von Turny weg.“
    „Ich hab’s“, ruft Perry, und ein fröhliches Grinsen überzieht sein Gesicht. Mit hochgezogenen Augenbrauen fragt er: „Stimmt’s, Frank Callagan hatte einen Sohn?“
    „Ja“, bestätigt Tim Allen verwundert, „Rodney, Rodney hieß sein Sohn.“
    „Und Frank Callagan war ein Schmuggler, wie er im Buche steht.“
    „Er war der größte Whiskyschmuggler der ganzen Küste. Dieses Gewölbe hier war mitunter vom Boden bis zur Decke mit Whiskyfässern vollgepfropft. Nur für diesen Zweck hat er es auch angelegt. Aber woher kennen Sie Frank Callagan?“
    „Ich kenne ihn nicht, Mister Allen. Aber eine Dame dieser Insel hielt mich gestern für Rodney Callagan.“
    Tim Allen verzieht das Gesicht. Dann schüttelt er so heftig den Kopf, daß die weißen Haare fliegen.
    „Nein, Mister, Sie haben mit Rodney Callagan ebensowenig Ähnlichkeit wie ich mit der Königin von England. Rodney war klein und unbeschreiblich dick und glich seinem Vater in keiner Weise. Frank war ein Riese von Gestalt — mit der Kraft von drei Büffeln. Als man ihn vor achtzehn Jahren hier auf Turny verhaftete, waren sieben Polizisten notwendig, um ihm die Handschellen überzustreifen. Und von diesen sieben kam nur ein einziger ohne Blessur weg. Den Sergeant warf er aus drei Metern Entfernung durchs Fenster. Fünf Jahre und 5000 Pfund Geldstrafe brachten ihm Schmuggel und Widerstand gegen die Staatsgewalt ein. Aber wer hat Sie denn für Rodney gehalten?“
    „Mrs. Baart, die Dame mit der Baßstimme.“
    „Oh!“, macht Tim Allen, „oh!“; und als er Perrys fragendes Gesicht sieht, erklärt er: „Margret Baart ist manchmal ein bißchen verwirrt — aber harmlos“, setzt er noch rasch hinzu.

Netze werden geknüpft

    Spät abends sitzen nur noch wenige Gäste in Mary Rodgers Schankstube. Doch Perry Ciifton ist dabei und sinniert vor sich hin. Tom Forrester hat sich vor einer halben Stunde verabschiedet, nachdem sie beide die Weichen für den nächsten Tag gestellt haben. Es wird sicher ein langer und aufreibender Tag werden. Aber wenn sie Glück haben, ist der ganze Spuk bereits in 48 Stunden vorbei.
    Perry schlürft den Rest der sechsten Tasse Kaffee und will sich gerade erheben, als er ganz überraschend Besuch an seinem Tisch erhält.
    „Hallo, Peggy, so spät noch auf? Wie geht es Sammy?“
    Winston Baker kichert fröhlich in sich hinein, klopft Perry auf die Schultern und sagt: „Sammy geht es gut. Er hat gemeint, daß Sie wieder mal zu Besuch kommen sollen. Kommen Sie, Mister Clifton?“
    „Ich werde daran denken, Peggy. Was war denn letzte Nacht mit der Stafette? Haben Sie was gewonnen?“
    „Ein ganz kleines Bier, Mary! Sammy hat gesagt, ich soll nicht so viel trinken. Er kann den Geruch nicht vertragen.“
    „Ist schon gut, Peggy. Also, was war mit der Stafette?“
    „Der dicke Rock Solman hat den fetten Hammel gewonnen! Hihihihihi, er wird nicht viel Glück mit ihm haben.“
    „Und warum?“ erkundigt sich Perry verwundert.
    „Seine Frau darf doch kein Hammelfleisch essen, hihihi. Die muß Diät halten. Und er selbst ist schon fett genug, hihihi... Oh, Sie haben mir ja noch gar nicht gesagt, ob Sie was gefangen haben letzte Nacht.“
    „Nein, Peggy, es war ein Reinfall. Meine neue Methode scheint doch nichts wert zu sein.“
    „Hier, dein Bier; trink aber langsam, es ist ganz kalt.“
    Eine Weile nippt Peggy gedankenverloren an seinem Glas herum. Auf seiner Stirn haben sich Falten gebildet, und seine freie Hand malt unsichtbare Kringel auf die Tischplatte. Es sieht aus, als kämpfe er mit einem Problem.
    Als er das Glas endlich wieder absetzt, scheint er das Problem gelöst zu haben.
    Mißtrauisch wendet er sich rasch nach allen Seiten, bevor er sich ganz dicht an Perry Clifton heranrückt. „Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten?“ flüstert er.
    „Wenn Sie wollen, Peggy“, lächelt ihm Perry aufmunternd entgegen, „nur ist es dann eben kein Geheimnis mehr.“
    „Hm, aber Sie würden es ja nicht weitersagen — oder würden Sie das?“
    „Ich sage es keinem Menschen!“
    Winston Baker kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und bildet mit den beiden gewölbten Handflächen einen Trichter, den er

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