Perry Rhodan - 2502 - Im Museumsraumer
berühren, hinterließ keine Flecken auf dem Anzug. Der Hauch eines leichten, süßlichen Duftes stieg empor, fast nur eine Ahnung davon, dass etwas zu riechen war.
»Er entschwindet«, brüllte Kharonis.
Der Okrivar wand sich vor Furcht. Die vier Hände fuchtelten vor seinem Körper in der Luft. »Ich ... Das Medikament – es war nicht die nötige Zeit ...«
»Auch du wirst einmal sterben«, sagte der Changeur langsam. Jeder Buchstabe zog sich, die letzten Silben schienen sekundenlang in der Luft zu hängen und sich auf trägen Schallwellen fortzupflanzen. Die Lippen wurden heller und heller.
Kharonis sah bernsteinfarbenen Boden durch den Körper des Gefangenen.
Plötzlich schloss sich seine Faust, die Finger fuhren durch Fleisch, Muskeln und Knochen, die fast schon nicht mehr vorhanden waren. Er riss sie zurück, zog einen Strahler und jagte einen Schuss in das geisterhaft-neblige Gesicht.
Der glühende Strahl fuhr in den Boden. Es stank nicht nach verschmortem Fleisch, nicht nach Blut.
Wütend wirbelte Kharonis herum.
Der Genetiker wankte rückwärts. »Ich sagte doch, dass das Medikament möglicherweise ...«
»Still!«, herrschte der Frequenzfolger die kleine Gestalt an. Er richtete den Handstrahler auf den Okrivar.
Der drehte seinen Laternenkopf hin und her; das mittlere der drei Augen blinzelte. »Ich ... ich kann nicht ... Es war nicht möglich, aufgrund ...«
Kharonis steckte den Strahler weg. Wut loderte in ihm. Sie paarte sich mit der maßlosen Enttäuschung, dass sich der nächste Teil seines Weges nicht auf die Weise offenbarte, wie er es erhofft hatte. Das Labyrinth, das ihn zu seinem hellauf strahlenden Ziel führte, blieb ohne die Antworten des Gefangenen dunkel und undurchdringlich wie eh und je.
Ohne ein weiteres Wort ging er zu dem Genetiker. Ihn zu erschießen hätte keinen Sinn ergeben. Dem Okrivar wäre keine Zeit geblieben, sein Versagen zu bereuen. Der Frequenzfolger streckte beide Hände aus, umklammerte den Schutzanzug des Versagers und spannte das Material mit aller Kraft. Dann stieß er mit dem Daumen zu.
Es knackte.
Ein unscheinbarer Riss.
Aus einem winzigen Loch strömten grünliche Methanschwaden. Der Genetiker schrie vor Panik.
»Wage es nicht, diesen Platz zu verlassen!«
»Aber ...«
Ein einziger Blick ließ den Okrivar verstummen. Kharonis ging weiter. Der Genetiker blieb wie erstarrt stehen, während die Methangasatmosphäre, die er zum Atmen benötigte, durch das kaum fingerbreite Loch entwich.
*
Kharonis erreichte den Zentralen Verladeplatz vor den Ausgängen der Transferkamine. Ptoriss folgte ihm wie ein Schatten, verhielt sich allerdings völlig ruhig und unauffällig. Wahrscheinlich befürchtete er, ebenfalls den Zorn des Frequenzfolgers zu spüren zu bekommen.
Dieser Narr! Schließlich hatte er nichts mit dem Versagen des Genetikers zu tun.
Im Schatten der Kamine errichteten die Darturka eine provisorische Zentrale, von der aus der Frequenzfolger die weitere Invasion leiten würde – wenn man das, was auf diesem Planeten geschah, überhaupt so nennen konnte. Es gab keine Gegner mehr und demzufolge niemanden, der ihm Widerstand leisten könnte. Dieser Verlorene Hof war ihm geradezu in die Hände gefallen. Jeder einfache Klonsoldat hätte diese Operation erfolgreich leiten können.
Zwei Okrivar-Techniker arbeiteten an einer würfelförmigen Kommunikationseinheit, die sie um einiges überragte. Als Kharonis vor dem Quaderpult stand, konnte er gerade noch darüber hinwegsehen. Er erkundigte sich bei den Technikern nach dem Fortschritt der Arbeiten und erfuhr, dass die Einheit inzwischen volle Leistung erbrachte.
Sehr gut. Eine Aussage ohne Einschränkungen, ohne ein Hintertürchen, wie es sich der Genetiker schon von Anfang an offen gehalten hatte. Inzwischen dürfte dieser verzweifelt nach Atem ringen, falls er die endgültige Quittung für sein Versagen nicht schon längst erhalten hatte.
Rundum standen sechs komplette Vao-Regimenter der Darturka in Reih und Glied. Die Mehrzahl seiner Klonsoldaten befand sich damit auf der Plattform des Polyport-Hofes. Ihre Gegenwart in der grauen Stadt der Halbspur-Changeure war nicht mehr notwendig; es gab keine Bewohner mehr, die sie auslöschen konnten.
Vielleicht hatten sie die Stadt aufgrund der mangelnden Gegenwehr ohnehin schon zu gründlich gesäubert. Allerdings wären wohl alle, die nicht getötet worden wären, auf ihre eigene Weise verschwunden und hätten sich damit ebenfalls dem Zugriff entzogen.
Auf
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