Perry Rhodan - 2502 - Im Museumsraumer
Überflutung des gesamten unterseeischen Bereiches würde diese Notvorrichtung zwar verhindern – die vier Flüchtlinge jedoch wohl zum Tod verurteilen. Die heranstürzenden Wassermassen drohten sie zu zerquetschen.
Der Haluter erreichte mit Motrifis in seinen Armen die Schutzwand als Erster. Sie hatte sich bereits zwei Meter hoch erhoben. Mit einem gewaltigen Satz übersprang er sie; sein Rücken streifte dabei die Decke. Krachend landete er dahinter. In Sicherheit.
Die beiden Terraner flogen mit Vollschub weiter. Die Schutzwand bot noch einen Durchlass von etwa zwei Metern.
Hinter sich hörte Rhodan das Brausen und Toben der Wassermassen. Erste Gischt schäumte bereits vor ihm. Es konnte nicht mehr lange dauern.
Die Wand hob sich weiter. Das Wasser raste heran.
Ein Schrei über seinen Helmfunk.
Mondra!
Rhodan konnte nicht anders. Er drehte den Kopf und sah Mondra in brüllendem Weiß verschwinden, eine hilflose Gestalt in der kleinen Blase ihres Schutzschirms. Noch hielt sie. Das Wasser riss Mondra mit sich, umströmte sie ... und in der nächsten Sekunde auch ihn.
Gewaltige Kräfte schleuderten ihn zur Seite. Ein Strudel schmetterte ihn gegen die Seitenwand, spülte ihn tiefer – oder höher? Er besaß keine Orientierung mehr. Alles drehte sich. Alles war verzerrt von peitschenden Wassermassen. Ein dunkler Körper schoss an ihm vorüber.
Mondra?
Dann ein Krachen. Und plötzlich war da kein Wasser mehr.
Orientierungslos schlug er gegen irgendetwas und sackte daran hinab. Ein Aufprall folgte.
Dann erst begriff er. Die Schutzwand hatte sich hinter ihm geschlossen.
»Mondra.« Der Name drang wie ein Ächzen über seine Lippen.
»Sie ist ebenfalls durch«, sagte Icho Tolot. »Ich habe die Schutzwand offen gehalten.« Er hob seine vier mächtigen Arme. »Gerade lange genug. Ich hätte keine Sekunde länger die Kraft gefunden, den Gegendruck aufrecht zu halten.«
Rhodan erhob sich mühevoll. Jeder einzelne Muskel schmerzte. Er war den Gewalten der einströmenden Fluten nur wenige Sekunden ausgeliefert gewesen; selbst mit dem SERUN hatte er augenblicklich die Orientierung verloren. Ob er wohl hätte überleben können, wenn das Wasser den Korridor komplett gefüllt hätte und damit zur Ruhe gekommen wäre?
Er schätzte, dass ein Abschnitt von mindestens hundert Metern geflutet worden war. Mindestens 2500 Kubikmeter. Zweieinhalb Millionen Liter Wasser.
»Leistung des Schutzschirms bei fünf Prozent«, meldete der SERUN.
Der Korridor ringsum war das glatte Gegenteil des tristen Anblicks, den der Bereich unter der Stadt Maran geboten hatte. Erstmals fand Rhodan Zeit, seine Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Die Wände, mit goldfarbenen Reliefs verziert, leuchteten in allen Farben des Regenbogens. In breiten Nischen standen Statuen, die teils zerbrochen waren; andere Ausbuchtungen waren völlig leer. Rhodan erinnerte sich an den Bericht des Halbspur-Changeurs über die Historie der Endlosen Stadt. Wahrscheinlich war auch dieser Bereich vor Ewigkeiten geplündert worden.
Auf dem Boden gluckerte kniehoch das Wasser, allerdings versickerte es bereits. Kleine Strudel bildeten sich. Als Rhodan genau hinsah, erkannte er wenige Zentimeter durchmessende, kreisrunde Öffnungen zwischen kunstvoll arrangierten Bodenplatten, in die Muster geritzt waren. Er versuchte in den zahllosen gekreuzten Linien ein Gesamtbild zu erkennen, scheiterte aber. Der Anblick verwirrte seine Sinne; ihm schwindelte.
»Du kannst die Symbolik nicht entschlüsseln«, behauptete Ariel Motrifis. Er stand einige Meter entfernt inmitten des Korridors. »Meine Vorfahren haben es lange Zeit versucht. Diese Linien sind für uns sprichwörtlich geworden. Wir nennen sie das Gegenteil der Halbspur . Sie stehen für das Ungeordnete und das Chaos.«
»Das heißt, du kennst dich hier aus? Ihr habt eure Stadt Maran durch dieses Tunnelschott öfter verlassen?«
»Auskennen ist zu viel gesagt. Ich war als Kind einige Male hier – wie alle unsere Nachkömmlinge.« Er stockte. »Früher«, sagte er leise. Dann zog er die Arme an, legte die Hände auf die Schultern. »Du erinnerst dich daran, dass ich das Museum erwähnt habe? Es liegt auf dieser Scholle. Weil wir zum Teil auch sehr große Exponate ausstellen, haben wir sie ausgelagert, um Maran selbst ...«
»Das Museum?«, unterbrach Rhodan. Ihm kam spontan eine Idee. »Erzähl mir mehr davon.«
*
Während Ariel Motrifis davon berichtete, dass die Halbspur-Changeure die Zeugnisse der Vergangenheit
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