Perry Rhodan - 2505 - Der Polyport-Markt
den Tumor aufgewertete Gehirn war in der Lage, drei parallel zueinander liegende Systematiken aufzubauen.
Wenn ihm danach gewesen wäre, hätte er einen Ausdruckstanz improvisieren, ein Dossier über den Atavismus Schwarzer Löcher schreiben und simultan die toykenischen Nationalgedichte in ihrer ursprünglichen Fassung mit der modernen vergleichen können. Ulocco nannte es »Stränge flechten«, und er liebte es, seine Untergebenen mit dieser Begabung zu verblüffen.
Ulocco saß im Büro, umflirrt von seinen wichtigsten Mitarbeitern, und kümmerte sich um das Tagesgeschäft auf dem Marktgelände. Er ließ keine Fehler zu. Er regierte mit eiserner Faust und behielt selbst die nebensächlichsten Dinge im Auge.
Im zweiten Arbeitsstrang befasste sich der Marktleiter mit der Durchforstung alter Archivdateien, mit dem Vergleichen der Texte, mit dem Zusammenfügen aller gewonnenen Erkenntnisse zu einem sinnvollen Ganzen. Es war die Arbeit eines Pedanten und Erbsenzählers, doch er nahm sie gerne auf sich. Die Geschichte der Halbraum-Changeure zog ihn immer stärker in ihren Bann, je mehr er über diese geheimnisvollen Wesen erfuhr.
Im dritten »Gedankenzopf« kümmerte sich Ulocco um die Besatzungsmitglieder der MIKRU-JON. Bislang war lediglich das weibliche Wesen in Erscheinung getreten, und es gab eine ganze Reihe von Kontakten sowie Beobachtungen, die er nun aufarbeitete.
Ein fehlerhaft arbeitender Androide aus dem Bereich der Empfangshallen war wiederhergestellt worden. Seine Beobachtungen zeigten, dass sich Mondra Diamond kaum aus der Ruhe bringen ließ.
Der toykenische Beamte am Einwanderungsschalter zeichnete ein äußerst indifferentes Bild der Frau. Er hatte sie kaum in Erinnerung behalten. Sie hatte harmlos und unauffällig gewirkt; wie jemand, der in der Menge mitschwamm, ohne aufzufallen. Eine bewundernswerte Gabe, wie Ulocco Lo’tus befand.
Ein Dienstleistungsroboter, der vor den Hallen auf Kundenfang aus gewesen war, lieferte ihm die höchst interessante Information, dass Mondra Diamond keinerlei Barschaft mit sich führte. Mehrere Doriten, die äußerst mitgenommen wirkten, schilderten ihre schmerzhaften Erfahrungen mit der erbarmungslosen Kämpferin in blumigen Bildern. Die toykenischen Wächter, die die Auseinandersetzung mitverfolgt hatten, relativierten die Aussagen der in ihrer Ehre tief verletzten Doriten.
Mondra Diamond war gut, sehr gut sogar. Doch ihre beeindruckende Physis war wohl nicht alles. Ihre Reaktionsgeschwindigkeit, ihr Beobachtungstalent und ihre Improvisationsgabe deuteten darauf hin, dass er sich ebenso intensiv mit dem Intellekt der Frau befassen musste.
Er ließ sich alle verfügbaren Trivid-Aufnahmen in sein persönliches Archiv überspielen. Sie würden ihm helfen, Mondra Diamond besser kennenzulernen. Die Filme waren lückenhaft. Nicht überall auf dem Marktgelände waren Kameras installiert.
Vorsichtig getarnte Messungen ergaben, dass Mondra Diamonds Schutzanzug von einer Technik geregelt und gesteuert wurde, die allem weit voraus war, das Ulocco bislang kennengelernt hatte. Das Kleidungsstück wirkte leicht und elegant. Dennoch barg es allen Vermutungen nach leistungsfähige Schutzschirme, Flugaggregate, eine ausgetüftelte lebenserhaltende Selbstversorgung, Deflektor-Einheiten und vieles mehr. Außerdem trug Mondra Diamond eine Kombiwaffe mit sich.
Nun – der Besitz eines Strahlers war kein Grund, jemanden zu arretieren. Sie musste ihn schon einsetzen, um die Gesetze des Marktes von Toykana zu brechen, seine Gesetze.
Selbstverständlich ließ sich eine Gelegenheit konstruieren. Doch auf ein derartiges Spiel wollte er sich nicht einlassen; noch nicht. Solange er nicht wusste, wen er vor sich hatte, würde er die Frau beobachten lassen.
War Mondra Diamond wirklich eine dieser legendären Halbraum-Changeure? Wenn ja, dann warteten spannende Zeiten auf ihn. Und wenn nicht – nun, es gab andere Optionen ...
8.
Mondra Diamond
Sie stellte das Humpeln ein, als sie die Zentrale der MIKRU-JON betrat. Perry brauchte nicht zu wissen, wie ihr zumute war. Der SERUN unterstützte vorläufig ihre Muskulatur. Es würde noch eine oder zwei Stunden dauern, bis all ihre Blessuren mit den Mitteln des Anzugs behandelt waren; und auch danach würde sie für geraume Zeit auf Schmerzblocker angewiesen sein.
»Na, Erfolg gehabt?«, fragte Perry.
Ramoz kam näher. Das Tier schmiegte sich vorsichtig an sie. Es deutete an, was sich einmal zwischen ihnen entwickeln könnte – wenn sie
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