Perry Rhodan - 2517 - Die Prototyp-Armee
Ehrfurcht und Unterwürfigkeit. Zwei Gründe spielten seiner Meinung nach dabei eine Rolle. Er war ein Vatrox und nannte ein beachtliches Pigasoshaar sein Eigen. Der schmale Zopf entsprang seinem Hinterkopf und reichte bis zur Hälfte seines Rückens. Unter den vielen Vatrox, die als Kommandanten in den Flotten der Frequenz-Monarchie dienten, zählte er zu denen mit dem längsten Haar, was in der Flotte gleichbedeutend mit der längsten Erfahrung war. Denn das Haar wuchs nur um eine halbe Fingerbreite pro Jahr.
Je länger das Pigasoshaar, desto größer waren der Ruhm und das Ansehen. Von jemandem wie Ruitort erwartete das Flottenoberkommando besonderen Einsatzwillen – und Erfolge. So wie auf diesem abgelegenen Planeten im galaktischen Zentrum der Galaxis Hathorjan.
Ein leichter Luftzug strich über Ruitorts Gesicht. Er schob die Gedanken beiseite und wandte das Gesicht zur Tür.
»Kommandant!« Einer der grobschlächtigen Darturka betrat die Halle und starrte zur Empore herauf. »Der Technische Leiter Katteskje möchte dich sprechen!«
»Er soll kommen!«
Ruitort wartete, bis der riesenhafte Darturka rückwärts durch die Tür verschwunden war; ihm gegenüber wirkte der nun eintretende Okrivar besonders winzig. Der zierliche Wasserstoffatmer in seinem dunkelgrünen Druckanzug deutete eine Verbeugung an. Ruitort hörte Katteskjes lautes Schnaufen; er war offensichtlich gerannt. Was immer er zu sagen hatte, es schien wichtig zu sein.
Aber der Okrivar sagte von sich aus kein Wort, sondern wartete, bis der Vatrox ihn ansprach.
»Du bringst gute Nachricht?«, fragte Ruitort, als sich der Atem des Wissenschaftlers beruhigt hatte.
»Ja, Kommandant! Es ist uns gelungen, die fünf Geräte zu analysieren. Wir können sie bedienen, sind uns aber über die Auswirkungen unseres Tuns nicht ganz schlüssig.«
Katteskje projizierte die seltsamen Gebilde als Hologramme in die Luft. Sie ähnelten Überlebenstanks, waren allerdings viel größer und mit einer Reihe zusätzlicher Aggregate bestückt.
»Worum handelt es sich?«
»Herr, mit diesen Maschinen kann man Lebewesen vervielfältigen.«
»Es stimmt also tatsächlich.« Die vagen Anweisungen, die er von der Frequenz-Monarchie für diesen Spezialauftrag erhalten hatte, wurden endlich konkret. Was zunächst wie die gewöhnliche Erkundung einer Ruinenwelt ausgesehen hatte, erwies sich möglicherweise als Volltreffer im Sinne der Gesamtstrategie. Das Reich, von dem Ruinen und teilweise erhaltene subplanetare Anlagen kündeten, musste ein beträchtliches technologisches Niveau erreicht haben, ehe es unterging.
So gesehen war es keineswegs eine unbedeutende Mission, mit der man ihn betraut hatte. Anfangs hatte Ruitort dies geglaubt, zumal die Flotte nur ein einziges Schlachtlicht mit einem einzigen Vao-Regiment für den Auftrag abgestellt hatte, von der regulären Besatzung einmal abgesehen. Dem Kommandanten war mittlerweile klar, dass es sich um eine Art Geheimexpedition handelte. Nichts von dem, was sie entdeckten, sollte nach außen dringen.
Deshalb auch die Anweisung, einen Tarnschirm über das Areal zu legen, den die einheimischen Intelligenzen Hathorjans mit ihren Geräten nicht erkennen konnten.
»Weiter, Katteskje!«, forderte Ruitort den Wissenschaftler auf.
»Da wir im theoretischen Bereich nicht weitergekommen sind, haben wir uns an die Duplizierung gewagt, um anhand der praktischen Vorgehensweise das Funktionsprinzip zu durchschauen. Du musst wissen, diese Geräte arbeiten mit Schablonen, von denen sich Kopien des Originals anfertigen lassen. Es hängt vermutlich vom Ursprungskörper ab, für wie viele eine solche Schablone ausreicht, ehe sie sich abnutzt. Mit jeder Kopie verliert sie ein wenig von ihrer subatomaren energetischen Aufladung. Wieso das nicht durch von außen zugeführte Energie ausgeglichen werden kann, wissen wir nicht. Entscheidend ist zunächst einmal, dass die Maschine funktioniert. Und wie sie funktioniert!«
»Ein Jahrtausendfund«, stellte Ruitort fest. »Er wird uns einen entscheidenden Schritt weiterbringen, auch in der Nachbargalaxis.«
Für die Frequenz-Monarchie taten sich ungeahnte Möglichkeiten auf. »Wie viele habt ihr bereits dupliziert?«
»Nur Kopien des gefangenen Tefroders.«
»Wie viele Kopien?«, präzisierte Ruitort mit deutlicher Ungeduld in der Stimme.
»Verzeih. Es sind im Augenblick ungefähr vierhundert.«
Vierhundert – von einem einzigen Wesen, und das in kurzer Zeit. Was für eine Perspektive!
Vor
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