Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer
Hände auf Rorvics Schultern. Das ungleiche Paar löste sich in einem goldenen Lichtblitz auf.
Neben mir straffte sich Ras Tschubai erneut.
Die Kanne prallte gegen den Pharmazeuten. Beide verschwanden ebenfalls. Verdammt , dachte ich, was ist mir da entgangen? Wer war denn das?
Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei. Alle Mutanten hatten sich gefunden, berührt und aufgelöst. Das Konzept Lloyd/Tschubai war dabei jedes Mal zusammengezuckt. Ich hatte nicht mehr den geringsten Zweifel: Wie Ras angedeutet hatte, war die Vitalenergie der anderen Mutanten in ihn übergegangen. Er war als einziges Konzept übrig geblieben.
Der zentrale Platz der Maschinenstadt war nun wieder menschenleer.
Mit einer einzigen Ausnahme: Aus dem hohen Turm trat eine Gestalt, ein hochgewachsener, schlanker Mann unbestimmbaren Alters.
Ich kannte ihn.
Neben mir stöhnte Ras erneut auf.
»Es ist vollbracht. Nun kann ich dir einiges erklären. Aber das muss noch warten. Viel wichtiger ist, dass du mit ihm sprichst.«
Ich nickte verstehend.
Den Neuankömmling, der langsam und bedächtig näher kam, meinte Ras damit jedenfalls nicht.
4.
Der hochgewachsene Mann trug eine schmucklose, einteilige Kombination von nicht genau bestimmbarer Farbe, die sich wie eine zweite Haut an seinen Körper schmiegte. Sie war vom Hals bis über die Füße geschlossen, an den Sohlen verstärkt; nur die Hände ließ sie frei. Sie schien mit keinerlei technischen Geräten ausgestattet zu sein, jedenfalls vermochte ich keine zu erkennen.
Ich wusste, dass diese Kombination eine wechselnde, der Umgebung angepasste Farbe aufwies. Bei Tageslicht war sie hautfarben, in blauem Licht eben blau, in gelbem gelb.
Es war Homunk, der Bote der Superintelligenz ES. Er hatte diese Rolle lange ausgeführt, bis er dann von anderen Boten ersetzt worden war, zuerst von Ernst Ellert, dann von Lotho Keraete. Über Homunks Schicksal während dieser Zeit hatten wir niemals etwas erfahren. Wir konnten uns auch nicht sicher sein, wie es Ellert und Keraete ergangen war. Homunk hatte allerdings behauptet, dass Letzterer tot sei.
Und dann war der Androide plötzlich wieder in seiner alten Rolle aufgetreten, hatte mich über die Bedeutung des Polyport-Systems informiert und darüber, wie wichtig es sei, dass wir Terraner uns die Kontrolle über dieses System sicherten. Er hatte Andeutungen von sich gegeben, wie es für den Boten einer Superintelligenz typisch war, sich aber zu keinerlei konkreten Aussagen hinreißen lassen.
Zwei Meter entfernt blieb er stehen. Sein Gesicht zeigte ein stereotypes Lächeln, sein Haar schimmerte sandfarben, die Iris seiner Augen blaugrün.
»Ich freue mich, dass ihr der Einladung von ES Folge geleistet habt.« Seine Stimme klang durchaus angenehm und geradezu erleichtert.
Für meinen Geschmack zu erleichtert. Diese Begrüßung war für den Boten einer Superintelligenz untypisch. Homunk hätte sich mit der Aura des Geheimnisvollen umgeben, würdevoll orakelhafte Allgemeinplätze äußern müssen. Auch eine Superintelligenz hatte ein Image zu wahren.
Ich nickte knapp. »Die Freude ist auf unserer Seite, Homunk. Ich hoffe, diesmal ist es kein Traum, in dem wir uns begegnen.«
»Nein, kein Traum. Wenn es euch recht ist, führe ich euch jetzt zu ES.«
Wenn es euch recht ist ... Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.
Mondra trat einen Schritt vor. »Das hat vielleicht noch Zeit.«
Ihr Blick verriet mir, dass sie jetzt kein heikles Spiel trieb. Nun trug sie ein echtes Anliegen vor. Mir wurde schlagartig klar, welches Thema sie ansprechen würde. Ich nickte kaum merklich.
»Wenn wir uns schon auf Wanderer befinden«, fuhr Mondra fort, »ist es doch sicher möglich, mit unserem Sohn zu sprechen?«
Homunk sah sie an, als wisse er nicht, wen sie meinte.
»Mit Delorian, dem Chronisten von ES?«
Ich verstand Mondra vollkommen. Auch ich sehnte mich danach, meinen Sohn zu sehen. Ich hatte seinerzeit Delorians Geburt verpasst, war zu spät zur Abreise der SOL gekommen, die dann in der Vergangenheit verschwunden war. Und auch bei der Genese von ES im INSHARAM war ich nicht dabei gewesen.
Wenn ich für meine anderen Söhne – Thomas, Michael, Kantiran – zu wenig Zeit hatte erübrigen können, kannte ich Delorian überhaupt nicht.
Außerdem hätte ich es niemals übers Herz gebracht, Mondra diese Bitte abzuschlagen. Sie war Delorians Mutter. Mochte ich als Vater unter diesen Umständen gewaltig leiden, musste ihr Schmerz als Mutter unermesslich sein und sie
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