Perry Rhodan - 2527 - Kleiner Stern von Chatria
etliche Milliarden Jahre alt sein«, wiederholte Merez das, was er vorher schon gesagt hatte. »Aber in Wirklichkeit ist er nur zehn Millionen Jahre alt; so schätzen wir zumindest nach den Zerfallsprozessen, die wir orten können. Diesen Widerspruch können wir nicht auflösen.«
Im Hyperspektrum des Roten Zwergs stimmten viele Bereiche nicht, es gab seltsame Kurven im oberen UHF- und SHF-sowie im Dakkar-Bereich. Sie zeigten sich als Emissionsspitzen außerhalb des Messbereichs selbst für Kantor-Sextanten. Was die Wissenschaftler daraus ableiteten, widersprach sich teilweise gegenseitig.
»Leute, ihr könnt mir viel erzählen, aber das ist nicht normal«, meinte er, als Shaline die Daten allen anderen Konsolen und Terminals zur Verfügung stellte. »So etwas ist mir noch bei keiner anderen Sonne begegnet, und da gibt es in Andromeda bekanntlich Millionen von Referenzsternen.«
»Lässt es sich vielleicht chemisch irgendwo festmachen, dass es sich um einen künstlichen Stern handelt?«, wollte Cularta Certe wissen.
Shaline schmunzelte über den heftigen Blick, den sie sich von dem Pedophysiker einhandelte.
»Wäre er künstlich, könnten wir ihn ja wenigstens zu einem Großteil analysieren und seine Parameter bestimmen. Aber er ist nicht einmal das. Er ist eine Imitation. Etwas, das aussieht wie ein Schweineschnitzel, aber keines ist. Auch kein Algenschnitzel, kein Sojaschnitzel – einfach ein Schnitzel, das für träge menschliche Augen aussieht wie eines. Unter dem Mikroskop stellt sich dann heraus, dass es sich um hyperenergetisches Kondensat handelt. Du kannst es nicht essen, im Gegenteil: Es frisst dich.«
»Okay, okay!« Certe lachte schallend. »Jetzt haben wir verstanden, was du sagen wolltest.«
»Habt ihr nicht!«
Merez widmete sich wieder der Analyse, und inzwischen hatte Atlan seine Besprechung beendet. Er kehrte mit Kasom und den anderen in die Hauptleitzentrale zurück.
»Ich habe mir die Daten bereits angesehen«, eröffnete der Arkonide. »Wir sind da einer ausgesprochen wichtigen Sache auf der Spur und dürfen keine Zeit verlieren. Je schneller wir zuschlagen, desto besser. Sobald das Sicatemo-System gesichert ist, machen wir uns daran, den kleinen Stern zu untersuchen. NEMO?«
»Es ist alles vorbereitet, Atlan!«
»Starte den Countdown für den Angriff!«
7.
Mato sieht aus, als hätte sie Auszehrung. Ich selbst traue mich auch kaum, in den Spiegel zu schauen. Unter der Haut zeichnen sich die Rippen ab, die Beine sind zu dürr.
Sie sagt, wenn es noch ein paar Monate so weitergeht, dann folgen wir den vielen tausend Einwohnern von Tekana-Tam, die schon hinaus aufs Land gezogen sind. Dort lassen die Gaids sie die meiste Zeit in Ruhe. Und dort können sie Gemüse anpflanzen und Obst ernten, um zu überleben.
In Tekana-Tam ist es still. Manchmal hört man Schreie in der Nacht. Es ist schlimm, nicht bei offenem Fenster schlafen zu können. Die Stadt ist ein Friedhof, sagte Mato. Aber was ist das genau, ein Friedhof?
Andrag kommt aus seinem Zimmer zu mir herüber. Er will mich trösten, aber er kann sich selbst kaum auf den Beinen halten. Gestern ist der letzte seiner Spielzeugroboter kaputtgegangen.
Wir haben noch die Waffen im Tresor, um uns zu wehren. Mato sagt immer, wir müssen sie nicht benutzen, wenn wir nicht wollen. Andererseits könnte unser Überleben eines Tages davon abhängen, dass wir sie benutzen.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin einfach nur traurig. Mato hat viele graue Haare bekommen. Und Falten. Sie sieht verhärmt aus.
Von Satol und Tokul haben wir nie mehr etwas gehört. Die Nachbarn sagen, wenn eines Tages die Gaids zu uns kommen, dann haben sie einen von ihnen geschnappt und verhört. Oder beide. Warum hilft uns niemand?
*
Über eine Stunde saß Eloa am Bett ihres kleinen Sterns, mitten in der Nacht.
Sativa schlief ruhig und friedlich. Kein Wunder, ihr Körper war unterernährt und reagierte immer öfter mit Erschöpfungszuständen.
Zehn Jahre war sie inzwischen alt, und Eloa wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie die wenigen, ihr noch verbleibenden Kinderjahre unbeschwert verbringen könnte, ohne Angst, ohne Albträume und vor allem mit der gesamten Familie, in die sie hineingeboren worden war.
Ein Leben ohne Gaids sollte es sein, aber dieser Wunsch würde wohl nie in Erfüllung gehen.
Ein Jahr lang war es in Tekana-Tam vergleichsweise ruhig geblieben, nachdem die Gaids alle unterirdischen Teile der Stadt geräumt und versiegelt hatten.
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