Perry Rhodan - 2527 - Kleiner Stern von Chatria
Rand des Sicatemo-Systems. Sie brannte nur wenige Augenblicke, dann verflüssigte sich der Teil der Decke und tropfte herab. Durch das kreisrunde Loch schimmerte die Tageshelle herein.
Augenblicke später sanken durch die Öffnung Gaids nach unten. Sie benutzten keine Deflektoren. Und sie waren bis an die Halskrause bewaffnet.
»Gaids!«, fluchte Andrag. »Warum haben wir unsere Strahler zu Hause gelassen?«
»Kein Wort davon!«
Eloa schlug einen Haken, verschwand zwischen zwei Quaderbauten und hielt auf eine Pyramide zu, die bis zur Decke reichte. In manchen Spitzen existierten Personenschleusen, Übergänge in die Welt an der Oberfläche.
Die Gaids in der Unterstadt von Tekana-Tam – wie hatten die Bewohner so töricht sein können und an ein Wunder glauben? Die Besatzer hatten von Anfang an Bescheid gewusst; sie hatten mit Tastern gearbeitet, sie kannten jeden Kubikmeter bis hinab zur Magma des Planeten. Es hatte so kommen müssen.
»Was hast du vor, Mato?«
Eloa sah Andrag eine Weile stumm an. »Weiß nicht«, sagte sie dann. »Weiß nicht.«
Sie war mit ihrem Tefroda am Ende, wollte einfach nur weg. Wenn die Gaids kamen, durften sie nicht hierbleiben. Wegen Sativa.
Egal was die Gaids auf Chatria wollten oder suchten, Sativa mit ihrer hohen Sagh-Quote musste ihnen irgendwann auffallen. Eloa spürte, dass sie ihre Tochter dann verlieren würde: geraubt, gequält, getötet. Allein der Gedanke verursachte in ihrem Innern unsäglichen Schmerz.
Sie fasste die Kleine fester an der Hand. »Versuch an irgendwelche dummen Dinge zu denken. Stell dir vor, jemand könnte deine Gedanken lesen, und du müsstest so tun, als seiest du dumm.«
»Wie mache ich das, Mato?« Große, ängstliche Augen sahen sie von unten an.
»Denke banale Dinge. Wie schön Plastikfassaden sind, zum Beispiel. Zähle die Häuser, hör aber bei drei damit auf und fang von Neuem an. Dann erweckst du vielleicht den Eindruck, als könntest du nicht besser zählen.«
»Und ich?«, fragte Andrag.
»Du zählst auf vier oder fünf«, versuchte sie einen Scherz. Sie zog die beiden schneller vorwärts. »Haltet euch gut an mir fest. Wir dürfen uns nicht verlieren.«
Das Trampeln von Stiefeln deutete darauf hin, dass die Gaids das Areal im Eiltempo durchkämmten, gerade so, als suchten sie jemanden. Eloa musste zwangsläufig an Satol denken, von dem sie nie mehr etwas gehört hatte.
Existierten hier unten Widerstandsnester? Sie hielt es für ausgeschlossen. Die Gefahr für die Bewohner war zu groß, zwischen die Fronten zu geraten. Außerdem, irgendwann hätte ihnen Satol über den Weg laufen müssen.
»Hier hinein, Mato!«, sagte Sativa plötzlich. Zwischen zwei Gebäuden führte ein Tunnel in die Tiefe. Es brannte kein Licht darin.
Instinktiv folgte Eloa ihrer Tochter in die Dunkelheit. Augenblicke später tauchten auf der anderen Straßenseite die ersten Gaids auf. Mit schussbereiten Waffen sicherten sie nach allen Seiten. Die rubinrot funkelnden Facetten ihres großen Auges verliehen den Fremden etwas Majestätisches.
Warum tun sie das? Eloa hatte sich die Frage unzählige Male gestellt. Eine Antwort hatte sie nie gefunden.
Sie erinnerte sich an die Vergangenheit ihres eigenen Volkes. Unter der Diktatur der Meister der Insel hatte es genug Tefroder gegeben, die als verlängerte Arme der Verbrecher Missetaten am eigenen Volk begangen hatten bis hin zum Massenmord. Warum sollte es bei einem Volk wie den Gaids anders sein?
Jahrtausende hatten sie friedlich gelebt und sich entwickelt. Jetzt schienen sie eine Stufe ihrer Entwicklung erreicht zu haben, in der sie zwangsläufig zu Herrschern wurden.
Sie fühlten sich dazu geboren. Oder irgendjemand redete es ihnen ein.
»Wir können hier nicht bis morgen warten«, flüsterte Eloa, als die Schritte verklangen.
»Psst!« Sativa legte ihr einen Finger auf den Mund. »Sie sind noch in der Nähe!«
Der Wind trieb ihnen den Geruch der Gaids entgegen. Die Soldaten mit den kleinen Köpfen und dem alles dominierenden Facettenauge verströmten viele verwirrende Duftstoffe, die es Eloa unmöglich machten, die Absichten dieser Wesen zu erahnen.
Sie sind aggressiv. Sie missachten das Leben. Sie behandeln uns wie Tiere.
Nicht weit entfernt explodierte ein Sprengkörper. Die Wucht der Detonation erschütterte den Tunnel in seinen Grundfesten. Die Röhre knirschte, aus Rissen rieselte feiner Staub.
Eloa schubste die Kinder ins Freie – gerade noch rechtzeitig. Hinter ihnen brach die Röhre in sich
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