Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox

Titel: Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
erscholl. Sinnafoch konnte ihn nicht verstehen, aber den übrigen Pilger schien es besser zu ergehen: Sie antworteten mit einem tausendstimmigen Ruf und rannten los, ein geschlossener Körper aus Körpern.
    Sinnafoch schloss sich ihnen – mit dem gebotenen Abstand – an. Er hatte nach wie vor keine Absicht, sich mit jemandem anzulegen, aber er war neugierig. Was würde geschehen, wenn dreitausend Pilger versuchten, gleichzeitig aus einer einzigen Quelle zu trinken? Ein Kampf? Streit? Diskussionen? Würden sich die stärksten durchsetzen?
    Was immer kommen mochte, Sinnafoch würde einen wertvollen Einblick in die menschliche Mentalität erhalten.
    Die rennenden Pilger erreichten die Oase, ließen die Quelle links liegen und sammelten sich um einen Punkt am Rand des Grüns.
    Was war los? Gab es dort eine zweite, ergiebigere Quelle?
    Unwahrscheinlich. Das Gras war spärlich und von mattem Grün. An dieser Stelle existierten nur noch Reste von Feuchtigkeit.
    Die Pilger schwiegen jetzt. Sie verteilten sich mit einer Routine um den Punkt im Gras, als hätten sie den Vorgang viele Male geübt, und blieben Schulter an Schulter, Ring um Ring stehen.
    Was befand sich an diesem Punkt? Weshalb sammelten sie sich?
    Sinnafoch sah es, als die Pilger in einer synchronen Bewegung die Köpfe senkten und auf die Knie sanken.
    Es war ein Fels.
    Er war schwarz. Seine Oberfläche war glatt, wie poliert, und spiegelte das Sonnenlicht. Der Fels war nicht groß. Er reichte Sinnafoch vielleicht bis an die Brust.
    War das etwa das Ende des Pilgerzugs? Der Ort, an dem Deshwan Jankoff seinen Körper Oxtorne übergeben hatte? Mehrere Tagesmärsche trennten sie noch von dieser Stelle, hatte Hartok behauptet. Aber konnte er sich auf Hartok verlassen? Entweder war Hartok, was er zu sein vorgab – dann mussten seine Kenntnisse lückenhaft und fehleranfällig sein. Oder Hartok war ein Agent, den die Menschen auf ihn angesetzt hatten – dann konnte er keinem seiner Worte trauen.
    Sinnafoch blieb stehen. Seine Linke fand den Nacken des Okrills, der an seiner Seite kauerte, und massierte ihn. Es war ein Vorgang, der dem Frequenzfolger in der Wüste zur Gewohnheit geworden war, ohne dass er es bemerkt hätte.
    Eine Gestalt löste sich aus der schweigenden Masse der Pilger.
    Hartok.
    Sein Gang war merkwürdig steif, sein Gesicht gerötet. Sinnafoch hatte noch viel über die Körpersprache und Mimik der Menschen zu lernen, aber er las die Anzeichen als unterdrückte Wut. Steelion Hartok missfiel zutiefst, was sich hier abspielte.
    Der Oxtorner blieb neben ihm stehen. Einen Moment lang ruhte sein wütender Blick auf Philip. Sinnafoch spürte, wie der Okrill sich unbehaglich bewegte.
    »Was ist, kluger Sinnafoch?«, wandte Hartok sich an den Frequenzfolger. »Willst du nicht auch dem großen und edlen Omar Hawk huldigen, wie es sich für einen anständigen Pilger gehört?« Der Oxtorner flüsterte. Seine Stimme war zischend. Es musste die Wut sein.
    »Ich kenne keinen Omar Hawk«, sagte Sinnafoch. »Wer ist das? Ein Anhänger Jankoffs?«
    »Nein, er starb lange vor Deshwan.« Hartoks Hand schloss sich bei der Erwähnung des Namens automatisch um das Amulett.
    »Was hat er dann mit ihm zu tun?«
    Der Oxtorner spuckte auf den Boden. »Nichts, wenn du mich fragst. Deshwan hat Omar Hawk in seinen Aufzeichnungen mit keiner Silbe erwähnt.«
    »Vielleicht hat er nicht von ihm gewusst?«
    »Das bezweifle ich. Jedes Kind auf Oxtorne kann dir von den Heldentaten Omar Hawks ein Lied singen.«
    Die Pilger wechselten, begleitet von einem Scharren auf Sand, von den Knien in den Schneidersitz. Wieder taten sie es in einer Gleichzeitigkeit, die einem Regiment Darturka gut angestanden hätte.
    »Wieso verehren die Pilger ihn?«, fragte Sinnafoch.
    »Sie halten ihn für einen Vorläufer Deshwans. Einen Propheten des Messias sozusagen.«
    Der Translator übersetzte »Prophet« und »Messias« nicht. Es gab keine Entsprechungen für diese Begriffe in der Sprache Sinnafochs. Der Frequenzfolger tat es als eine Nebensächlichkeit ab. Er begriff, dass hier versucht wurde, aus dem Wirken einzelner Wesen eine Entwicklung zu konstruieren. Das genügte ihm. Aus Geschichten Geschichte zu weben, schien ein Grundzug fast aller Zivilisationen. Es hätte ihn überrascht, hätten die Menschen es unterlassen.
    »Zu Recht?«, fragte Sinnafoch.
    Der Frequenzfolger verspürte einen plötzlichen Schwindel. Er fröstelte. Obwohl es kurz nach Mittag war, Illema auf ihn herunterbrannte und der

Weitere Kostenlose Bücher