Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2530 - Der Oxtorner und die Mehandor

Titel: Perry Rhodan - 2530 - Der Oxtorner und die Mehandor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
Nur vereinzelte Mehandor verweigerten ihm die Zustimmung.
    Der erste Schritt war getan. Vandur hatte die Billigung der Sippe für seinen Plan erhalten. Zumindest für den Erfolg. Doch der Patriarch war ein alter, erfahrener Mann. Er wusste, dass das nicht genügte. Er hatte die Sippe auf einen Sieg eingeschworen, nun galt es, sie auf eine mögliche Niederlage vorzubereiten.
    »Ihr wollt meinem Weg folgen?«
    Zustimmende Rufe antworteten ihm.
    »Gut«, sagte er und versetzte die Plattform erneut in langsame Drehung. »Aber ich muss euch warnen. Mein Weg bedeutet Leid, vielleicht Tod. Die Frevler werden ihre Strafe erhalten – das schwöre ich –, aber wir werden einen Preis dafür zahlen müssen. In Verletzten, vielleicht Toten. Ich kann nicht sagen, wie viele es sein werden. Ich kann nur sagen, dass sie in Würde sterben werden; den ehrenvollsten Tod, den es für einen Mehandor gibt: für die Sippe!«
    Die Rufe schwollen an, wurden zu frenetischem Jubel. Die Sippe sprang in einer einzigen, synchronen Bewegung auf, als handele es sich bei ihr nicht um Individuen, sondern um ein einzelnes Wesen.
    Ein Meer von Fäusten streckte sich dem Patriarchen entgegen.
    Vandur schwindelte. Als junger Mann hatte er davon geträumt, eines Tages Patriarch zu sein, bejubelt und verehrt zu werden. Er hatte seinen Traum wahr gemacht und sich das Amt des Patriarchen verschafft – um festzustellen, dass es schal war. Im eintönigen Alltag eines Mehandor-Raumers war der Patriarch nicht Objekt der Verehrung, sondern der Sündenbock für alle Unzulänglichkeiten und Nöte der Sippe.
    Doch dies war nicht Alltag.
    Dies war sein großer Moment.
    Vandur hob die Arme, ballte die Hände, um der Sippe anzuzeigen, dass er verstanden hatte.
    Er fühlte sich stark, unbesiegbar. Der Mann, der noch vor Stunden auf dem Steg gestanden hatte, im Begriff, sich in stummer Verzweiflung das Leben zu nehmen, schien ihm wie eine ferne, kaum glaubhafte Erinnerung.
    Und dann war der Moment jäh vorüber.
    »Was ist mit dem Leben?«, hallte eine Stimme durch den Tank, wurde von den Wänden zurückgeworfen. Sie war hoch, beinahe schrill.
    Die Stimme durchfuhr ihn wie ein Schmerz. Vandur kannte sie. Kithara.
    Die Tochter des Patriarchen löste sich von der Tribüne, in deren Schatten sie sich verborgen gehalten hatte, und schwebte der Antigravplattform Vandurs entgegen. In respektvollem Abstand hielt sie an.
    Vandur musterte sie, hoffte, dass sich seine Gefühle nicht in seinen Zügen abzeichneten. Kithara schickte sich an, ihm zu widersprechen. Öffentlich. Vandur wünschte sich, seine Tochter wäre an einem anderen Ort. Dann müsste er nicht tun, was er gleich tun musste.
    »Du hast etwas vorzubringen?«, sagte er gleichmütig.
    »Ja.«
    Jedem Sippenangehörigen stand es frei, vor der Versammlung das Wort zu ergreifen. Vorausgesetzt, er brachte den Mut dazu auf. Das Risiko war groß. Die Sippe hatte ein unfehlbares Gedächtnis. Ein unbedachtes Wort hatte schon manchen Mehandor für den Rest seiner Tage zum Außenseiter gestempelt. Im Leben sieht man sich immer zweimal, hatte ein terranischer Händler einmal ein Sprichwort von Terra zitiert. Vandur hatte nicht verhindern können, dass ihm ein verächtliches Lachen entfahren war. Mehandor sahen einander jeden Tag ihres Lebens.
    Vielleicht lag in dem Sprichwort die Erklärung für den Mut seiner Tochter. Sie war ein Krüppel, geduldet nur, weil sie die Tochter des Patriarchen war. Was hatte sie schon zu verlieren?
    »Dann sprich zu uns«, sagte er.
    Kithara drehte sich weg, wandte sich der Sippe zu. Die Mehandor hatten die Arme gesenkt, warteten verblüfft auf das, was das verkrüppelte Ding ihnen mitzuteilen hatte.
    »Wir müssen nicht kämpfen«, sagte Kithara. »Keiner von uns. Es braucht auch keiner zu sterben.«
    »Willst du etwa, dass wir aufgeben?«, rief eine Stimme aus der Menge. Die Frage war ein Beleg für Kitharas geringen Rang.
    »Nein. Andere können für uns kämpfen.« Gemurmel brandete auf. Hastig fuhr Kithara fort: »Diese Frevler sind mehr als gewöhnliche Verbrecher. Ein Geheimnis umgibt sie. Ein Geheimnis von galaxisweiter Bedeutung! Die Flotte der Liga ist im Aufruhr ... und ich glaube, das ist kein Zufall. Die Terraner suchen die Frevler.«
    Das Gemurmel der Sippe wurde leiser.
    Kithara nutzte die Gelegenheit, ihre Forderung zu stellen: »Holen wir uns Hilfe! Benachrichtigen wir die Terraner!«
    Der Vorschlag war ungeheuerlich. Jedes Kind wusste seit dem Kargolin-Handelsembargo, dass man sich

Weitere Kostenlose Bücher