Perry Rhodan - 2530 - Der Oxtorner und die Mehandor
Ritual, seine kreisenden Gedanken verlangsamten sich, verloren ihre Dringlichkeit.
Und dann, gerade als Steelion Hartok glaubte, sein inneres Gleichgewicht wiedergefunden zu haben, geschah es: Seine rechte Hand machte sich selbstständig.
Ohne sein Zutun öffnete sie ein neues Menü. Ein Menü, das nicht zur Überwachung der Zentrale-Besatzung diente.
Steelion Hartok hatte den Hypersender der UHLM aktiviert.
Der Oxtorner erschrak. Einen Augenblick verharrten seine Finger, dann schloss er das Menü wieder. Schuldbewusst blickte er auf, sah zu Sinnafoch. Der Vatrox rührte sich nicht. Er hatte nichts von dem Vorfall bemerkt.
Hartok arbeitete weiter. Es hatte nichts zu bedeuten, sagte er sich, und wusste gleichzeitig, dass er sich belog. Er spürte einen neuen Drang, so stark, dass er ihn beinahe überwältigte.
Steelion Hartok wollte hinausschreien, was er erfahren hatte.
Seine rechte Hand rief erneut den Hypersender auf. Er zwang sich, das Menü wieder zu schließen.
Er wollte ihr Ziel hinausschreien. Oaghonyr ... ARCHETIMS HORT!
Aber wieso? Und wem wollte er sich mitteilen?
Seine linke Hand rief die aktuellen Leistungswerte des Lineartriebwerks auf – seine rechte Hand den Sender.
Was geschah mit ihm? Er durfte den Sender nicht benutzen. Er und Sinnafoch waren nach wie vor auf der Flucht. Überall in der Galaxis suchte die Flotte der Liga nach ihnen.
Er wischte das Sendermenü weg.
Ein Funkspruch wäre eine unüberhörbare Einladung an die Flotte gewesen. Keine Stunde würde vergehen und ...
Seine Rechte rief erneut den Sender auf.
Was ging mit ihm vor? Hartok hob die Hand, musterte sie ungläubig.
Er zwang seine Linke, den Sender wegzudrücken.
War es die Angst vor dem eigenen Mut, die sich regte? Versuchte sein Unterbewusstsein zu verhindern, dass er sich in das neue Leben an der Seite Sinnafochs stürzte?
Seine Rechte rief erneut den Sender auf.
Was war los mit ihm? Verlor er den Verstand? War er ...
Ein sanfter Hauch strich über seinen Nacken. Und eine Stimme flüsterte in sein Ohr: »Hör auf dein Gewissen, Oxtorner!«
10.
Steelion Hartok sah über die Schulter. Da war niemand.
»W... wer bist du?«, flüsterte er und kam sich dabei wie ein Verrückter vor. Er war komplett überreizt. Die Anspannung war zu groß. Er begann, sich Dinge einzubilden.
Helles, piepsiges Lachen antwortete ihm. »Wie gesagt: dein Gewissen.«
Die Luft flimmerte, und für die Länge eines Blinzelns wurde eine Gestalt sichtbar: der Kopf einer Frau, an der schlaff der Körper eines Kleinkinds hing. Der Körper wirkte wie ein Anhängsel, ein nachträglich angebrachter Fremdkörper.
Kithara, die Tochter des Patriarchen.
Wie kam sie in die Zentrale?
»Was willst du von mir?« Er flüsterte. Mit einem schnellen Rundblick überzeugte er sich, dass niemand auf ihn aufmerksam geworden war. Die Mehandor konzentrierten sich weiter verbissen auf ihre Konsolen.
Sinnafoch stand wie versteinert in der Zentralemitte, und Philip kauerte neben Yemin. Seine Zunge war um das Handgelenk des jungen Mehandor geringelt, bereit, ihm jederzeit einen tödlichen Stromschlag zu versetzen.
»Ich will dich auf den rechten Weg zurückführen«, antwortete die Mehandor ebenso leise. Ihre Stimme war jetzt ernst. Sie hatte den Deflektorschirm wieder aktiviert, war unsichtbar. »Du folgst einem falschen Propheten, Steelion Hartok!«
»Du lügst!« Der Oxtorner ruckte hoch, empört und zugleich überrascht über die eigene Heftigkeit.
»Ja?«
»Ja! Sinnafoch ist ...«
»Wieso sprichst du dann überhaupt mit mir? Wieso flüsterst du? Wieso verrätst du mich nicht einfach an Sinnafoch?«
»Weil ...« Hartok machte einen zweiten Anlauf. »Weil ich ...« Er konnte es nicht sagen. Die Mehandor war unbemerkt in die Zentrale vorgedrungen. Eine Unmöglichkeit, eigentlich, und es bedeutete höchste Gefahr. Er durfte ihr Eindringen nicht ignorieren. Andererseits ...
»Siehst du?«, hauchte Kithara. Ihre Stimme war dünn, ihr fehlte der Resonanzkörper eines gewöhnlichen Menschen. »Du spürst es in deinem Herzen. Du bist ein anständiger Mensch.«
Ihr Lob freute ihn. Und es ärgerte ihn, dass es ihn freute. Sie stand auf der anderen Seite.
»Was willst du von mir?«
Er sollte sie packen, festhalten. Sie war unsichtbar, ja. Aber das würde ihr nichts helfen. Ihre Stimme verriet ihm ihren Standort. Seinen übermenschlichen Reflexen würde sie nicht gewachsen sein. Er musste nur nach ihr schnappen wie nach einer lästigen Fliege.
»Ich habe es
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