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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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nicht, was erleichtern ist. Die anderen beiden Sachen kenne ich. Aber irgendwie ... etwas stimmt nicht. Ich spüre es.  
    Du irrst dich. Alles ist in Ordnung, sagt mein Gedankenfreund. Es besteht kein Grund zur Sorge.  
    Ich höre nicht auf ihn. Ich stupse Sinnafoch an. Er sieht zu mir herunter.
    Was ist mit Kruuper?, denke ich laut, mache dabei das Maul auf und versuche zu sprechen. Es kommt nur ein Zirpen heraus.  
    »Du willst dir die Beine vertreten, Philip?«  
    Ich zirpe.
    »Dann geh nur! Ich komme hier für einen Augenblick ohne dich aus.« Sinnafoch tätschelt mich.
    Ich will nicht gehen. Ich will, dass Sinnafoch mich versteht. Ich will ihn fragen, wo Kruuper ist. Aber ich kann nicht sprechen. Und Kruuper ist nicht hier.  
    Also ist er woanders.
    Also gehe ich ihn suchen.
    Vor der Zentrale halte ich an und sehe zurück in der Zeit. Es dauert lange, bis  
    ich klar sehe. Viele, viele Okrivar gehen in der Zentrale ein und aus. Die Anzüge, die sie tragen, machen, dass sie einer wie der andere aussehen.  
    Ich keuche. Zurücksehen ist anstrengend. Aber ich höre nicht auf. Kruuper. Ich muss Kruuper finden.  
    Dann finde ich endlich sein Wärmemuster im Gewirr. Ich folge ihm. Kruuper geht auf den Weg zu Sinnafochs Kabine.  
    Was bin ich dumm! Natürlich!
    Sinnafoch hat Kruuper gesagt, er soll zu ihm kommen nach dem Angriff. Kruuper ist gegangen, dann ist Sinnafoch gekommen. Aber Kruuper ist weggeblieben.  
    Warum?
    Ich gehe durch das Schiff. Ich folge Kruuper. Er ist direkt vor mir im Zurückblick. Er ist aufgeregt, ich sehe es. Er schwankt beim Gehen. Er muss aufgeregt sein. Er darf zu Sinnafoch! In Sinnafochs Kabine!  
    Sein Rückauge starrt mich an. Es ist dunkel und traurig. Der ganze Kopf Kruupers ist dunkel und traurig.  
    Das verstehe ich nicht. Er darf zu Sinnafoch! Kruuper sollte vor Freude hell leuchten wie eine Sonne.  
    Ich komme zur Kabine. Die Tür ist zu. Was jetzt? Ich stehe da und sehe zurück. Es ist ... ich verstehe nicht. Ich sehe im Früher ganz oft Kruuper, wie er in die Kabine hineingeht oder herauskommt. Als wäre es seine.  
    Es war seine, meldet sich mein Gedankenfreund. Bevor Sinnafoch auf die CORRALSO gekommen ist. Kruuper war nur ein unwichtiger Versorgungsoffizier. Aber es war ihm gelungen, sich die größte Kabine an Bord zu sichern. Sinnafoch hat es erkannt und die Kabine, die ihm zusteht, übernommen.  
    Das verstehe ich und verstehe ich nicht. Wieso hat Sinnafoch Kruuper die Kabine genommen? Es gibt so viele hier.  
    Es muss einen Grund haben. Einen guten Grund. Ich frage Sinnafoch danach, sobald ich sprechen kann.  
    Ich sehe mir die Wärmemuster an und finde das von Kruuper. Es ist noch frisch. Kruuper geht aus der Kabine und ... er taumelt, sein Licht ist schwarz wie die Nacht.  
    Nie habe ich mehr Trauer gesehen, mehr Verzweiflung.  
    Es macht mir Angst.
    Ich renne ihm hinterher, so schnell ich kann. Ich komme an einen Schacht, in dem eine unsichtbare Hand einen trägt, und stürze mich hinein. Ich habe Angst vor dem Schacht, aber meine Angst um Kruuper ist noch viel größer.  
    Ich renne, renne, renne.
    Ich bin fast am Rand des Schiffs. Hier gibt es große Räume, in denen Sachen sind. Sie heißen Lagerräume. Kruupers Spur führ in einen Lagerraum.  
    Das Tor geht auf.
    Und plötzlich rieche ich Kruuper.  

    *

    Es stinkt.
    Der Gestank sticht in meiner Nase.
    Im Lagerraum sind Regale. Ich renne durch die Reihen, immer dem Gestank nach. Ich finde Kruuper in einer Ecke. Als hätte er sich verkrochen. Kruuper streckt die Arme und Beine aus. Sie zucken.  
    Sein Anzug ist leck!, ruft mein Gedankenfreund. Er kann nicht mehr atmen!  
    Ich springe zu Kruuper, packe ihn mit meiner Zunge und werfe ihn hoch, als wäre er eine Beutelmaus. Stechend stinkende Luft trifft mich voll. Sie brennt auf meiner Haut.  
    Ammoniak!, sagt mein Gedankenfreund. Kruuper erstickt!  
    Nein!, rufe ich in Gedanken und zirpe es gleichzeitig.  
    Ich finde die Stelle, aus der das Ammoniak austritt. Es ist ein langer Riss, quer über den Bauch. Woher kommt er? Auf dem Boden liegt ein Werkzeug. Eine Stange mit einer scharfen Kante. Ist sie von einem Regal auf ihn heruntergefallen?  
    Ich lege ihn auf den Boden und drücke meine Zunge gegen den Riss, ganz fest. Kruuper bäumt sich auf. Er brüllt etwas. Es muss wehtun. Sehr, sehr, sehr. Doch ich halte ihn fest. Ich bin stark, meine Zunge ist stark.  
    Ich lasse nicht nach. Der Schmerz geht vorbei. Kruuper darf nicht ersticken.

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