Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
 
    Spucke fließt aus meiner Zunge, verteilt sich über den Riss.
    Pass auf!, ruft mein Gedankenfreund. Keinen Stromschlag! Kein Funke!  
    Wieso?
    Kruuper atmet Wasserstoff ein und Ammoniak aus. Vermischt sich Wasserstoff mit Sauerstoff, entsteht ein Gasgemisch, das hochexplosiv ist!  
    Ich verstehe nichts, aber das muss ich nicht. Mein Gedankenfreund weiß viel mehr als ich. Ich passe auf.  
    Kruuper bäumt sich auf. Sein Kopf ruckt hoch, bleibt in der Höhe, der Helm knallt auf den Boden, dann ruckt er wieder hoch, der Helm knallt wieder auf den Boden.  
    Ich mache weiter. Meine Spucke wird dicker, verklebt. Klebt den Riss ab.  
    Ich ziehe die Zunge weg, schnappe Kruuper mit der Zunge, reiße ihn hoch, wirble ihn durch die Luft. Ein paar Tropfen Spucke spritzen. Aber kein Ammoniak.  
    Du hast es geschafft!, ruft mein Gedankenfreund. Du hast das Leck abgedichtet!  
    Ich habe Kruuper gerettet! Mein Maul schwimmt in Wasser vor Freude. Ich habe ihn gerettet!  
    Ich lege Kruuper vorsichtig auf dem Boden ab. Gleich hört er auf zu zucken, klappt die Haut, die seine Augen bedeckt, hoch, und er dankt mir.  
    Ich warte.
    Das Zucken hört nicht auf.
    Es soll aufhören!, denke ich laut. Wieso hört er nicht auf zu zucken?  
    Du bist im letzten Moment gekommen, antwortet mein Gedankenfreund. Sein Versorgungsaggregat muss erst den giftigen Sauerund Stickstoff, die durch das Leck eingedrungen sind, neutralisieren.  
    Das Zucken wird schlimmer. Ich halte es nicht aus.  
    Was kann ich tun?, schreie ich in Gedanken. Ich will etwas tun!  
    Du hast alles getan, was du tun kannst.  
    Das stimmt nicht. Ich lege mich auf Kruuper. Ganz sanft. Ich schmiege mich an ihn. So, wie ich davon träume, mich an Sinnafoch zu schmiegen. Kruuper stirbt vielleicht. Er soll nicht allein sterben.  
    Ich bin bei dir, sage ich in Gedanken. Es wird gut. Es wird gut.  
    Gleichzeitig zirpe ich.
    Zirpe wie nie zuvor.
    »Bei ... dir ... ich ... bin ...«, höre ich mich selbst sagen. Die Wörter kommen aus dem Gedankenaufzeichner. »Gut ... es ... wird.«  
    Ich kann sprechen!
    Wie oft habe ich mir den Augenblick ausgemalt. Wie ich meine ersten Wörter zu Sinnafoch sage. Was ich sage. Der schönste Moment meines Lebens.  
    Jetzt ist alles anders.
    Jetzt ist es egal.
    »Gut ... es ... wird ...«, sage ich. Immer wieder.  
    Das Zucken wird schwächer. Es wird zu einem Zittern.  
    »Gut ... es ... wird ... «
    Das Zittern lässt nach. Plötzlich liegt Kruuper starr unter mir. Ich hebe mit der Zunge einen Arm an. Er ist schlaff.  
    Ist Kruuper tot ... ?
    Kruuper öffnet ein Auge.
    Er lebt!
    Das Auge ist dunkel. Schwarz, schwarz, schwarz.  
    Ich erschrecke.
    Es ist nicht das Schwarz der Trauer. Es ist das Schwarz der Wut.  
    »Getan mir an, wieso hast du das?«, brüllt Kruuper.  
    Er ist böse. Böse auf mich.
    »Helfen ... ich ... helfen ... wollen ...«, sage ich.  
    »Geh, du!«, brüllt Kruuper. »Mich allein lass!«
    Ich stehe auf. Meine Beine sind schwach. Sie zittern.  
    »Endlich geh!«, brüllt Kruuper.
    Ich gehe.
    Ich renne, renne, renne, aus dem Lagerraum, durch die Gänge, durch das Schiff, bis ich nicht mehr kann. Ich schäme mich. Nur: wofür?  

    Wir suchten Zuflucht. Acht Planeten zwei in Anthuresta, sechs in Hathorjan sollten die Stätten unseres Wartens sein. Wir nannten sie Hibernation eins bis acht.  
    Ihre Namen täuschen. Wir legten uns nicht in den Schlaf. Zu lange, erwies es sich, waren die Zeiträume, die wir überdauern mussten.  
    Die Zuflucht im Tiefschlaf war uns verwehrt.
    Wir fanden unsere Zuflucht in anderer Form: im Tod.  
    Aus der Kosmogonie der Vatrox

9.

    Sinnafoch lag auf dem Boden seiner Kabine. Dunkelheit umgab ihn, er hatte die Lichter gelöscht.  
    Der Frequenzfolger hätte auf dem Bett liegen können oder aus einer Reihe von Tragefeldern auswählen können, die seinen Körper mit ihrem zarten Griff umschmeichelt hätten, doch der Vatrox zog den harten Stahl des Bodens vor.  
    Der Marsch über den Höllenplaneten Oxtorne hatte ihn einige Dinge gelehrt. Unter anderem, dass in Leid und Härten ungeahnte Kraft verborgen lag. Von Zeit zu Zeit musste er sich daran erinnern. In der perfekten künstlichen Umwelt des Schlachtlichts war es zu leicht, solche Dinge zu vergessen. Und dann wäre sein Leiden auf Oxtorne umsonst gewesen.  
    Sinnafoch hatte die Augen geschlossen und lauschte den Liedern, die ihm sein Armreif sang. Sie berichteten aus der langen Geschichte seines Volkes.  
    Es war die

Weitere Kostenlose Bücher