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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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dem Maul tropft. Was wird Sinnafoch zu mir sagen? Was werde ich ihm sagen?  
    Wird mein Sprechen gut genug für ihn sein? Es fällt mir noch schwer, der Gedankenaufzeichner spricht für mich. Ich höre, dass ich nicht so gut spreche, wie ich laut denke. Wird Sinnafoch mich auslachen?  
    Mein Gedankenfreund beruhigt mich: Der Gedankenaufzeichner braucht noch etwas mehr Zeit. Du wirst sehen: Sinnafoch wird stolz auf dich sein. Bleib ganz ruhig. Tu einfach, was Sinnafoch sagt, dann wird alles gut.  
    Er hat recht. Sinnafoch ist gütig, er würde mir nie etwas antun. Das spüre ich. Aber trotzdem, die Aufregung bleibt. Als ich durch das Schiff gehe oder besser: renne, ich kann nicht anders -, ziehe ich eine Spur von Spucke hinter mir her, die mir aus dem Maul tropft.  
    Mein Gedankenfreund sagt mir den Weg.  
    Mein Gedankenfreund kann mit Sinnafoch sprechen. Wie, weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat Sinnafoch ihm gesagt, wo er ist.  
    Ich weiß, wo er nicht ist: in der Zentrale.
    Das macht mich froh. Das ist mein Moment. Ich will nicht, dass andere dabei sind, wenn ich zum ersten Mal zu ihm spreche. Auch wenn die Okrivar in der Zentrale immer so tun, als würden sie mich nicht bemerken.  
    Ich fühle mich merkwürdig in der Zentrale. Kruuper ist wieder da, er war im Lazarett. Er lebt. Das hat Kruuper nur mir zu verdanken, sagt mein Freund. Ich soll mich freuen. Ich habe etwas sehr, sehr, sehr Gutes getan.  
    Kruuper sollte sich freuen. Er lebt. Aber er freut sich nicht.  
    Er ist nicht mehr so wie vorher. Er kommt nicht mehr zu mir, er redet nicht mehr mit mir. Er tut wie die anderen Okrivar, als wäre ich nicht da. Aber ich weiß, dass er mich beobachtet. Seine Augen sind anders als meine. Sie haben diese Haut, die immer wieder über das Auge fährt. Um es feucht zu halten, sagt mein  
    Gedankenfreund, sonst geht es kaputt. In der Mitte des Auges ist ein Punkt, und er bewegt sich immer dorthin, wohin Kruuper gerade sieht.  
    Ich kann sehen, wohin Kruuper sieht.
    Er sieht mich an, immer wenn er denkt, dass ich ihn nicht sehe. Aber ich sehe ihn immer. Meine Augen sind anders, besser.  
    Kruuper ist nicht schön anzusehen. Das Wärmemuster seiner Augen spricht von Trauer, von Verzweiflung. Er versucht es zu verbergen. Aber ich sehe tiefer, durch das oberflächliche Leuchten, das er aufgesetzt hat.  
    Ich verstehe es nicht. Trotzdem macht es mich traurig.  
    Ich bin froh, nicht in der Zentrale sein zu müssen. Froh, dass ich Kruupers Anblick nicht mehr ertragen muss.  
    Mach dir keine Gedanken, sagt mein Freund immer wieder. Du hast das Richtige getan. Nur das zählt. Kruuper wird wieder.  
    Es tröstet mich für eine Zeit lang. Dann kommt meine Trauer über Kruupers Trauer zurück. Kruuper wird nie wieder der sein, der er war. Ich sehe es.  
    Zuerst denke ich, dass mein Gedankenfreund mich zu Sinnafochs Kabine führt, aber das ist falsch. Er gibt mir eine Richtung vor, die weg von der Kabine führt, zum Rand des Schiffs.  
    Wieso?, frage ich meinen Gedankenfreund. Ich bin ein wenig traurig deshalb. Ich habe mir oft vorgestellt, wie ich zum ersten Mal mit Sinnafoch spreche. Seine Kabine wäre ein schöner Ort. Sie ist mit seinen Wärmemustern erfüllt wie kein anderer Ort auf dem Schiff.  
    Sinnafoch hat einen anderen Ort gewählt, antwortet mein Freund. Er ist ebenso besonders.  
    Was für einen?, frage ich.  
    Du wirst es gleich sehen. Es wird dir gefallen.  
    Wir kommen an ein großes Tor. Ich niese vor Freude. Ein Hangar. Eine große Halle, in der ein kleines Schiff ist. Ich habe die Hangars bei meinen Spaziergängen durch das Schiff entdeckt. Ich mag sie. Die kleinen Schiffe funkeln so schön.  
    Manchmal komme ich zu den Hangars, um im Licht ihrer Wärmemuster zu schlafen.  
    Das Tor geht auf.
    Der Hangar ist leer! Das Licht, das ich sehe, ist gewöhnlich.  
    Das soll mir gefallen? Ich will meinem Freund sagen, dass ich das gar nicht mag, da sehe ich etwas, das viel schöner ist als jedes kleine Schiff: Sinnafoch.  
    Er steht im Hangar und winkt mir zu.
    Es fühlt sich an, als ... als würde er mich ganz hart auf die Schnauze tätscheln. Nein, noch besser.  
    Ich renne los, bremse im letzten Moment vor ihm ab. Ich will ihn nicht umrennen. Ich will, dass Sinnafoch merkt, dass ich gelernt habe. Ich weiß jetzt, was sich gehört.  
    Sinnafochs Augen leuchten freudig warm wie zwei Sonnen auf mich herunter, als er sagt: »Ich habe gehört, du hast sprechen gelernt?«  

    *

    »Ja!«, zirpe ich.

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