Perry Rhodan - 2538 - Aufbruch der LEUCHTKRAFT
Saedelaeres Misstrauen wuchs. Er spürte zwar diese innere Verwandtschaft, konnte sie aber nicht richtig einordnen. Und solange ihm das nicht möglich war, würde er das kleine Psychospiel fortsetzen und versuchen müssen, den anderen auszuhorchen, ohne selbst etwas preiszugeben. Oder überlegen müssen, was er ohne Risiko preisgeben konnte, damit er dem Fremden wenigstens ein paar wertlose Brocken hinwerfen konnte.
»Wie wäre es«, sagte Ennerhahl plötzlich zur Überraschung des Maskenträgers, »wenn wir dem hiesigen Schrein einen Besuch abstatteten?«
Das unerwartete Angebot brachte Saedelaere einen Moment lang aus der Fassung.
Hatte Ennerhahl das Spiel nun doch als Erster aufgegeben? Hatte er begriffen, dass es sinnlos war, es bis in alle Ewigkeit fortzusetzen?
Ließ er Vernunft walten? Im Gegensatz zu ihm, der er noch immer vom Misstrauen beherrscht wurde?
Dieser Gedanke beschämte Saedelaere, doch gleichzeitig mochte er nicht so recht daran glauben.
Ennerhahl hat etwas vor, dachte er. Er will einen Vorteil aus seinem Vorschlag ziehen.
Aber was? Und welchen?
»Was meinst du damit?«
»Wir wissen, wo sich der Schrein der Ewigkeit von Lokops Nest befindet. Ich möchte mich dort umsehen.«
»Du meinst, du hast vor, dort einzubrechen?«
»Und herauszufinden, was dort gespielt wird. Genau wie du, wenn ich mich nicht völlig irre. Warum begleitest du mich nicht? Vielleicht gelingt es uns gemeinsam leichter, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Denn dass es dort eins gibt, ist uns beiden klar.«
Saedelaere zögerte. »Ich dachte, ein guter Händler hält seine Öffnungszeiten ein?«
»Ich habe ab sofort geschlossen.« Ennerhahl deutete auf ein Schild, das an einem stabilen Ast neben den Eingang hing.
»Also gut«, willigte Saedelaere schließlich ein. »Wir können es ja einmal versuchen. Bei dem grundlegenden Vertrauen, das zwischen uns herrscht ... «
Ennerhahl lachte wieder sein tiefes, sonores Lachen und schloss das Verkaufsnest ab. »Wie wollen wir vorgehen?«
»Ganz einfach«, sagte Saedelaere.
»Wir verlassen Lokops Nest an einer geeigneten Stelle und schweben im Schutz unserer Deflektoren den Lichtturm hinauf bis zu dem Schrein. Dort verschaffen wir uns Zutritt und sehen uns um. Deine Tarnvorrichtung verfügt doch über eine Deflektorfunktion, nicht wahr?«
»Selbstverständlich«, bestätigte Ennerhahl. »Aber so einfach wird das vielleicht nicht werden. Der Lichtturm besteht aus Formenergie, und ich habe mich schon ein wenig mit ihm beschäftigt. Dort kommt es immer wieder zu energetischen Turbulenzen, die sogar einer Montur deiner und meiner Qualität gefährlich werden können.«
Energetische Turbulenzen?, dachte Saedelaere. Was will Ennerhahl damit ausdrücken? Wichtiger noch: Was verschweigt er mir? »Was schlägst du also vor? Übermittle mir deine Ortungserkenntnisse über den Turm, dann bin ich auf deinem Stand.«
»Wir sollten uns zuerst über die Möglichkeiten unserer Ausrüstung verständigen. Vielleicht können wir sie optimieren, was unsere Chancen verbessern würde.«
»Dann schlage ich vor, dass du deinen Anzugrechner ausbaust, damit ich ihn an meinen Rechner anschließen kann«, sagte Saedelaere ironisch.
Ennerhahl lachte wieder. »Das können wir auch andersherum machen. Ich verspreche dir auch, dass mein Rechner nicht versuchen wird, den Inhalt deines Rechners zu kopieren und zu lesen.«
»Ich wusste, dass es nicht so einfach werden würde. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Datenabgleich vorzunehmen. Können wir vielleicht eine gemeinsame und beidseitig abgesicherte Schnittstelle erstellen? Denn unsere Monturen ticken ja wohl generell unterschiedlich ... «
Ennerhahl nannte Saedelaere eine Frequenz. Der Mann mit der Maske tippte sie in sein Gerät ein und befahl einen umfassenden Schutz gegen jegliche Übergriffe.
»Verfügt deine Montur über eine Deflektor-Funktion?«
»Allerdings. Deine sicherlich auch?«
»Natürlich.«
Sie tauschten weitere Daten aus. Es stellte sich heraus, dass Ennerhahls Montur Saedelaeres SERUN und dem kleinen Gerät aus der ROTOR-G kaum nachzustehen schien. Mehr noch: Als weitere Funktion verfügte sie über eine Energieabschirmung, die sie für Instrumente auf dem technischen Standard der Lokopter praktisch absolut unsichtbar und unverwundbar machte. In dieser Hinsicht war sie der aus der Kosmokratenschmiede sogar überlegen.
Saedelaere wunderte sich, dass der Fremde so offen über seine Ausrüstung sprach und
Weitere Kostenlose Bücher