Perry Rhodan - 2552- Totenspiel
mich nicht mehr loslassen. Kennt der Reif noch mehr davon?«
»Ja«, antwortete Sinnafoch, »viel zu viele.« Er öffnete dem D'Tar die
Tür.
Der Vatrox und der D'Tar sangen.
Sinnafoch, dessen dürrer Körper einen denkbar schlechten Resonanzkörper
abgab, überließ den Gesang seinem Armreif. Der Vatrox und der D'Tar saßen einander gegenüber auf
dem Boden der
Kabine, im Schneidersitz, und Sinnafoch strich über den Armreif, entlockte
ihm die traurige, große Geschichte seines Volkes.
Der D'Tar hieß Deliachlan.
Deliachlan begleitete die Lieder mit einem Summen, von Zeit zu Zeit tappte er
leicht mit den Händen auf den Boden,
Flüssigkeit trat in seine winzigen Augen, ließ sie feucht schimmern. Tropfen
lösten sich, rannen ihm über die Wangen.
»Was bedeuten diese Tropfen?«, fragte Sinnafoch irgendwann.
»Nichts«, antwortete Deliachlan. Erwischte die Tropfen mit dem Handrücken ab
und beugte den Kopf nach vorne, sodass Sinnafoch ihm nicht mehr länger in die Augen sehen
konnte.
Der Vatrox gab sich mit der Antwort zufrieden, auch wenn er wusste, dass der
D'Tar nicht die Wahrheit gesagt hatte. Deliachlan verstand die Tragik, die den Vatrox auferlegt
worden war. Er litt mit seinem Volk. Der Schmerz der Vatrox war auch Deliachlans Schmerz.
»Du kennst Schmerz?«, fragte Sinnafoch.
»Ja«, antwortete Deliachlan. »Wir kennen Schmerz.«
»Berichte mir von eurem Schmerz!«
Deliachlan sang ihm den Schmerz seines Volkes. Er benutzte das
Frequenz-Idiom, die Sprache der Vatrox.
»Wir D'Tar sind Kinder des Universums. Das Universum liebt uns. Es ist gut zu
uns«, begann er. »Wir sind geboren aus der Materie, die der Tod der ersten Sterne erschaffen hat.
Die Sterne wurden zu Supernovae. Sie sind für uns gestorben, auf dass in den Gewalten, die ihr
Ende entfesselt haben, die Elemente entstanden, die die Vielfalt der Welt ausmachen, das Leben.
Uns.«
Deliachlan sang von der Bewusslwerdung der D'Tar, dem Erkennen des eigenen
Ichs. Seine Stimme war hell und stark, durchtränkt von Freude.
»Wir erkannten uns selbst, wir erkannten unsere Welt. Bald lebten wir D'Tar
überall auf unserer Heimat. Sie war wunderschön. Sie lag tief im Zentrum von Kaskallen, die
Sterne waren so zahlreich und standen einander so nahe, dass es dort keine Nacht gab. Es war nur
natürlich, dass wir nach den Sternen griffen. Vier der unseren ließen die Heimat hinter sich,
ritten auf der Spitze einer primitiven chemischen Rakete zu dem Mond, der seine Bahn um unsere
Heimat zog. Der Mond war öde, bar jeder Atmosphäre. Er war eine Wüste.«
Deliachlan räusperte sich. »Doch die vier stießen dort auf die Relikte eines
raumfahrenden Volkes. Sie fanden eine Station, halb im Fels des Mondes verborgen, und mehrere
Raumschiffe. Die Station war verlassen. Wir nahmen uns ihrer an und ergründeten die Technik der
Fremden. Das Tor zu den Sternen öffnete sich für uns. Wir durchschritten es guten Mutes. Wir
wussten, dass das gütige Schicksal, das alles Leben erschaffen hat, uns das Tor geschenkt
hatte.«
»Jahrtausende verstrichen«, sang Deliachlan. »Wir fanden neue Welten, wir
trafen auf andere Völker, die die Raumfahrt beherrschten. Und mit jeder Begegnung lernten wir
mehr über das Universum, verstanden wir eine weitere Facette seines Seins. Wir reiften. Das
Schicksal war gütig.«
Die Stimme des D'Tar senkte sich. »Doch seine Güte war endlich. Eines Tages
zerfiel das Fundament, auf dem unsere Technologie fußte. Sie versagte. Die Raumfahrt kam zum
Erliegen, Maschinen, die seit den ersten Tagen unserer Bewusstwerdung zuverlässig ihren Dienst
verrichtet hatten, stellten ihn ein. Wir mussten um das nackte Überleben kämpfen, verstreut über
zahllose Welten. Sie waren zu Inseln geworden, voneinander getrennt von den urplötzlich
unüberbrückbaren Abgründen des Weltraums. Verzweiflung erfasste uns. Hatte das Schicksal uns
vergessen?«
Deliachlan schüttelte den Kopf. »Es hatte es nicht. Es schickte uns die
Rettung. Euch, die Vatrox, ihr seid unser Schicksal.« Die Stimme des D'Tar wurde wieder heller.
»Die Vatrox waren mächtig. Ihre Technologie funktionierte, sie fußte auf den neuen Konstanten des
Universums. Und die Vatrox waren gütig. Sie ließen uns D'Tar an ihrer Technologie teilhaben. Aus
Inseln wurden wieder Teile eines Ganzen. Viele Jahrtausende verstrichen. Das Ganze wuchs, und mit
der Zeit lebten wir D'Tar überall in Kaskallen. Die
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