Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel
deinem Schaden sein. Hohes Bekenntnis, drittes Dogma, fünftes Kapitel, Vers
achtundzwanzig und folgende: >Niemand vermag das Heil zu bewirken alleinig; immer gehören drei
dazu.<«
Du, Sebyri und ich.
Orcizu hatte verstanden.
*
Nachdem dies erledigt war, suchte Orcizu das Quartier der Gnostiker auf - und ertappte Licafa
bei einer unzüchtigen Handlung mit Bormegu!
Nicht, dass sie kopuliert hätten. Ganz so arg war es nicht, doch immer noch ungeheuerlich
genug. Die Beiden fläzten in einer fellbedeckten Kuhle und tauschten Zärtlichkeiten aus.
Zu zweit!
Ohne Mizami, ihre Drittgemahlin! Diese hockte einige Meter abseits am Fensterbrett und
blätterte in einem dicken Stapel Ausdrucke; ohne gegen die Obszönität zu protestieren, die sich
vor ihren Augen abspielte.
Auch Licafa und Bormegu schraken nicht etwa auf, als Orcizu den Raum betrat. Sie stellten die
ordinäre Fummelei erst ein, nachdem ihm ein Schrei des Abscheus entfahren war.
»Hab dich nicht so«, sagte der Anführer des Ketzerpacks gähnend. »Selbst wenn es einen Gott
gäbe, hätte er wohl nichts daran zu bekritteln, dass Frerin einander lieb sind.«
»Die Schriften«, donnerte Orcizu, »verurteilen aufs Schärfste zweigeschlechtlichen Verkehr, da
dieser per se einzig auf fleischlichen Genuss ausgerichtet ist!«
»Deine Schriften. Die auch bloß von Frerin wie dir und mir abgefasst worden sind.«
»Von Propheten, denen Anthun den Griffel führte.«
»Na komm, Kleines. Du schimpfst dich doch ebenfalls Apostul«, gluckste Bormegu. »Hast du schon
jemals verspürt, dass dein Gott dir etwas ins Ohr diktiert hätte? Sei ehrlich.«
»Darum geht es nicht. Wichtigere Aufgaben halten Anthun derzeit davon ab, in unsere täglichen
Verrichtungen einzugreifen. Deshalb hat er ja den Pontifex als seinen Verkünder eingesetzt.«
»Verkündet wer? - Ah ja, der Pontifex. Der muss es ja wissen.« Bormegu lachte höhnisch.
»Eine Schrift, die wir schätzen, vertritt eine andere, weit frerinischere Sicht«, sagte
Licafa. »>Die Predigt der Keuschheit ist eine öffentliche Aufreizung zur Widernatur. Jede
Verachtung des geschlechtlichen Lebens, jede Verunreinigung desselben durch den Begriff unrein ist das Verbrechen selbst am Leben - ist die eigentliche Sünde wider den heiligen
Geist.<«
»Sagt wer?« Auch Orcizu konnte nachbohren.
»Pilela, der große Utopist.«
»Nie gehört.«
»Wundert dich das? - Man hat sämtliche Exemplare seiner Werke, derer man habhaft werden
konnte, auf einen großen Haufen geworfen und verbrannt. Pilela, der niemals jemandem Gewalt
angetan hat, wurde verdörrt, bis zum Ende im Vollbesitz seiner Sinne. Von den Schergen der ach so
segensreichen Institution, unter deren Joch du dich hast spannen lassen.«
Erbost klatschte sich Licafa auf die entblößten Schenkel. »Kann es eine grausamere Folter
geben? - Du bist doch ein kluges Köpfchen. Stoßen dir denn nicht all diese Widersprüche auf,
diese Ungereimtheiten, diese abstrus verschwurbelte Doppelmoral?«
Orcizu ärgerte sich, weil es dem vierfingrigen Banditen schon wieder gelang, die feste Bastion
seines Glaubens zu erschüttern. Ansatzweise, nur ein klein wenig; aber die Saat des Zweifels
begann zu keimen.
Ihm war noch nicht vergönnt gewesen, den Fuß in einen der 27 Türme zu setzen, aus denen die
Pontifikalklause bestand.
Auch dies, nebenbei bemerkt, ein Paradoxon: Das pompöseste Gebäude der Welt, wie auch das
999-köpfige, praktisch allmächtige Gremium, welches es beherbergte, wurde »Klause« genannt - so
als handle es sich um eine mickrige, genügsame Einsiedelei.
Fromme Untertreibung war das keine mehr, schon eher Koketterie. Und zählte diese nicht zu den
Todsünden?
Wie auch immer. Aus dem wenigen zu schließen, was Orcizu bisher an Sebyris Seite über innere
Strukturen und Abläufe der Pontifikalklause aufgeschnappt hatte, stellte sie einen absolut
unüberschaubaren Hort der Intrigen dar.
Mysteriologen und Katecheten, Exegeten und Dogmatiker, Kardinalstrategen und Generalvikariat
befehdeten sich auf die perfideste Weise, in einem unaufhörlichen Ringen um die Vorherrschaft.
Hinzu kamen diverse Orden und nicht minder einflussreiche, klandestine Ritualzirkel.
Warum hatte der Pontifex nicht längst ein Machtwort gesprochen und diese einer Geschwistschaft
der Gläubigen unwürdigen Umtriebe ein für alle Mal abgestellt? Wo steckte er überhaupt, weshalb
bekam man ihn seit Jahren nicht mehr zu
Weitere Kostenlose Bücher