Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs
sichern.
Perrys SERUN brauchte einige Sekunden, um die Taubheit abzuschütteln, in die
ihn die jählings freigesetzte Wolke aus Nano-Partikelwellen versetzt hatte. Mittlerweile blendete
die Anzug-Positronik in steter Folge Klarmeldungen ein.
Der Funkempfang war allerdings immer noch unterbunden. Egal. Wenigstens
wussten sie jetzt, wer in diesem Tollhaus über die avancierteste Technik verfügte.
Rhodan umfasste Orcizus schlaffen Unterhals. »Hinterher, oder?«
»Aber nicht per Teleportation«, entgegnete das Konzept. »Es sei denn, du
willst unbedingt in Teufels Küche landen. Sorry, ich traue mir einfach noch keinen Sprung
zu.«
»Wohin flüchtet die Vikarin?«
»Nach unten, in einem Expresslift. Das ist eine Art Antigravschacht, bloß
ohne Antigrav; stattdessen mit einer einzigen, sich entlang vertikaler Seile auf und ab
bewegenden Gondel.«
Man merkt, dass du eine ganze Weile in höheren Sphären
geschwebt hast, dachte Perry, um Luft zu sparen, während sie Seite an Seite, den bewusstlosen
Frerin mit sich zerrend, durch das Tor sausten. Was erklärst du mir als
Nächstes? Eine Rolltreppe oder das Funktionsprinzip einer Dampfmaschine? Dass eins und eins zwei
ergibt, hat sich schon bis zu mir durchgesprochen.
»Manchmal geraten mir die Temporalebenen durcheinander«, knurrte
Lloyd/Tschubai. »Ich weiß, ich war dabei, damals in der Frühzeit, zusammen mit dir und Bull und
Gucky und all den anderen, aber seither ... Na ja, mit ES war ich quasi überall dabei.«
»Wenn du mal Zeit hast, kannst du uns ja davon berichten und einiges von dem
aufhellen, was bisher im Dunkel
lag.«
»So läuft das nicht. Stell dir vor, du warst eben noch all deiner fünf bis
sechs Sinne mächtig, aber mit einem Schlag spürst du nur mehr deine linke kleine Zehe. Nein,
deren Hühnerauge. Als unangenehmes, dumpfes Pochen. Kannst du mir folgen?«
»Schlimm.«
»Schlimm ist ein Hilfsausdruck. Aber ich will nicht klagen. Auf einer ganz
anderen, erdigeren, dreckigeren Ebene macht's nämlich schon wieder Spaß.«
So viel zum Thema Erkenntnistheorie, dachte
Perry.
Das Konzept ging nicht darauf ein. Es war zu intensiv damit beschäftigt, sein
nacktes Leben zu verteidigen.
*
Siebenundzwanzig Türme.
Nicht einer davon stand still.
Bei manchen hoben die Spitzen ab, getragen von Düsentriebwerken, die alles im
weiten Umkreis verrußten. Nur wenige Sekunden später stürzten sie ausgebrannt, den Scheitelpunkt
ihrer Flugkurve überschritten, in eines der Slumviertel Frers hinab und hinterließen dort einen
tiefen, rauchenden Krater.
Andere Türme schwollen an, bildeten Beulen aus, die platzten und Myriaden
Sporen entluden, wie winzige Fallschirmchen. Wo sie landeten, erblühten Gewächse, zu bunt und zu
gierig und zu kurz, als dass sich Sebyri später an sie hätte erinnern können.
»Die welken Früchte von Jahrdutzendtausenden«, raunte Licafa neben ihr sonor.
»Wie stünde unser Volk da, wenn diese armselig selbstverliebte Priesterkaste nicht jede zaghafte
Weiterentwicklung eingeheimst und für sich behalten hätte! Was wir hier an grell verpuffenden
Wundern beobachten, ist bloß der vergammelte Ausschuss von durch Abfall gefiltertem Müll.
Siehst und begreifst du, Meisterspionin?«
»Ich sehe«, sagte Sebyri, »dass sich das Krebsgeschwür in der Mitte unserer
Gesellschaft selbst verspeist. Hauen und Stechen sehe ich, tollwütiges Berserkertum. Was ich
jedoch nicht erkennen kann, ist eine Lösung für unser Grundproblem.«
»Irgendwo da drin«, erklang die Stimme des Piloten ihres Flugpanzers, in dem
sich außer der Standardbesatzung nur noch Sebyri und Licafa aufhielten, »steckt Perry Rhodan. Der
ist noch aus jedem Schlamassel herausgekommen.«
»Hörst du, diese Terraner glauben doch an ein höheres
Wesen«, stichelte Sebyri. »Bloß nennen sie ihr Idol nicht Anthun, sondern Priroda.«
»Das mag stimmen«, gab Licafa zurück. »Ich halte mich trotzdem lieber an
Leute, die mir persönlich begegnet sind.«
»Rotalarm!«, quäkte es aus den Lautsprechern. »An der Basis der Türme bauen
sich bedenkliche Konzentrationen diverser Energieformen auf.«
»Hast du Lust auf eine letzte Wette?«, fragte Sebyri. »Ich sage, die Welt
geht unter.«
»Dein Einsatz?«
Sie kicherte hysterisch. »Alles oder nichts, was sonst?«
Epilog:
Zwischen Gestern und Morgen
Hinterher die vorgegebenen Raster des Logbuchs ordnungsgemäß auszufüllen,
gestaltete sich
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