Perry Rhodan - 2563 - Im Zentrum des Feuerauges
wagte es,
den Vatrox zu fragen, was der unbekannte Feind unternehmen würde - und wer er überhaupt war.
Sogar Fyrt hielt sich mit Kommentaren zurück. Sie brauchten alle ihren Atem für den
anstrengenden Lauf.
Obwohl Sichu es für strategisch wichtig gehalten hätte zu erfahren, auf welchen Gegner sie
sich einstellen mussten, schwieg sie; Fyrts ruhiges Verhalten verunsicherte sie. Er benahm sich
schon fast wie der Vatrox, der ihnen in großen Schritten voraus war.
Auch die Dschungeltiere verhielten sich anders: Geschrei setzte ein, in den Bäumen herrschte
große Unruhe, und am Boden gab es viel Bewegung - in gegenläufiger Richtung zu den
Eindringlingen. Ihr Instinkt verriet den Tieren, dass die Fremden Gefahr mit sich brachten.
Sichu konnte es nach all den Stunden immer noch nicht fassen, plötzlich mitten im Krieg zu
stehen. Bisher hatte sie sich im wissenschaftlichen Studium befunden und es hingenommen, nebenbei
eine Kampfausbildung zu erhalten. Aber sie hätte nie damit gerechnet, sich eines Tages
tatsächlich im Zentrum eines Angriffs zu befinden, in Lebensgefahr zu sein. Sich mit Gewalt
auseinandersetzen zu müssen, die nichts mehr mit einer Herausforderung zu tun hatte.
Eine gewisse Form von Gewalt hatte sie während ihrer Kindheit auf dem Hof der Eltern
mitbekommen, aber nur gegenüber den Tieren; nie ging es um Kampf, um Verletzen und Töten eines
Intelligenzwesens.
Während des Drills hatte sie geschossen, und auch während der Prüfung, als sie sich in
Realbedingungen wähnte, ohne nachzudenken auf die Angreifer gefeuert. Doch diese waren
unwirkliche Geschöpfe gewesen, und es war alles rasend schnell gegangen. Staubreiter hatte
Hochalon sie genannt, wahrscheinlich, weil sie bei einem Treffer zu Staub zerfielen und sich
wieder zusammensetzten. Sie waren keine Wesen aus Fleisch und Blut gewesen.
Was würde Sichu tun, wenn sie einem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand? Konnte
sie rechtzeitig und schnell genug reagieren, ihre Bedenken unterdrücken?
Zusammen mit Fyrt war sie zu einer Führungspersönlichkeit ausgebildet worden und damit
verantwortlich für die siebenundzwanzig Kameraden, die neben und hinter ihr durch den Dschungel
stolperten und keuchten und sich wahrscheinlich ähnlich wie sie in einem Albtraum wähnten.
Reiß dich zusammen, Dorksteiger! Zuversicht ist angesagt!
Dreißig musste eine Glückszahl sein, es war für viele ein Zeichen und sollte demnach
bedeuten, dass sie alle durchkamen. Dass sie das havarierte Schiff erreichten und das Notsignal
absetzen konnten.
Immerhin kehrten die fremden Schiffe nicht zurück. Sichu hatte schon befürchtet, dass sie
einfach Bomben über dem Dschungel abwerfen würden. Aber vielleicht war ihnen der Ausgang eines
solchen Angriffs zu ungewiss.
Ein Angriff war dennoch zu erwarten. Aber wie und wo? Wann?
Sichu fühlte Wut in sich aufsteigen, weil Hochalon ihnen keinerlei Informationen gab. Selbst
in dieser Situation, da es auch um seine eigene Haut ging, hielt er sich auf überlegener Distanz.
Da war es kaum ein Trost, dass er seinen schweren Strahler in Händen hielt. Wer wusste schon, wie
gut ein Vatrox im Kampf war? Eine tolle Ausrüstung besagte nicht viel.
Schlagartig blieb Sichu stehen, als nicht weit vor ihnen der Dschungel in Aufruhr geriet. Die
Wipfel bogen sich unter einer Flut Leiber, die wie eine Springflut auf die Gruppe zuraste.
Und dann kamen sie auch vom Boden aus auf sie zu. Die Flüchtlinge suchten erschrocken hinter
Bäumen Deckung, um nicht von der Masse überrollt zu werden.
Sichu erblickte die für ihre Verhältnisse bizarren Wesen, die nicht einmal annähernd den
Tieren von Ganroj ähnelten. Beute und Jäger rannten Seite an Seite, sprangen übereinander,
achteten auf nichts um sie herum.
Flucht, nur Flucht. Panische Angst.
Was konnte diese Tiere nur so sehr erschrecken?
*
»In Deckung gehen und zum Schusswechsel bereit machen!«, befahl Hochalon, hob den Arm und wies
auf bestimmte Positionen, die zur Verteidigung geeignet waren.
Sofort verteilten sich die Mitglieder der Gruppe. Fyrt war plötzlich bei Sichu.
»Diesmal machen wir es richtig«, sagte er. Seine Stimme klang heiser von der Anspannung.
Sie nickte knapp und wusste nicht, wie sie ihre Angst beherrschen sollte. Immer wieder fingen
ihre Muskeln unkontrolliert an zu zucken.
Das hier war etwas anderes als die Prüfung unter Realbedingungen. Bei dieser war sie davon
ausgegangen,
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