Perry Rhodan - 2569 - Das goldene Zeitalter
Schicht
zwei, drei Flaschen Higges Pur reinzieht, alkoholsüchtig? Oder die Frau mit den Migräneproblemen,
die tagtäglich nach dem Aufstehen zwei Carmalin einschmeißt ...?«
»Ja, ist schon gut«, unterbrach Lexa ungeduldig. Die Soldaten sammelten sich und bereiteten
sich auf den bevorstehenden Einsatz vor. »Derartige Dinge werden wir niemals in den Griff
bekommen, dafür ist die menschliche Natur zu eigensinnig. - Doch was machen wir mit Marten?«
»Wir machen gar nichts«, antwortete Ana reserviert. »Er ist mein Patient, und dieses
Gespräch hat selbstverständlich niemals stattgefunden. Ich werde ihm die letzten Tage so angenehm
wie möglich machen.«
»So schlimm steht es um ihn?«
»Multiples Organversagen. Abstoßung der meisten Heilstoffe. Er verweigert die
Nano-Reparaturkolonnen. Und nicht zuletzt leistet sein Charakter jedweder Krankheit Vorschub. Er
nimmt die Schmerzen hin, begrüßt sie mitunter. Manisch-depressives Verhalten ist
schrecklich.«
»Mehr können wir ... kannst du nicht für ihn tun?«
»Nein, Stuart.« Ana atmete tief durch. Die heiße Luft bedeckte für einen Moment die Innenseite
ihres Helms. »Es gibt nicht einmal einen Namen für die Krankheit, unter der er leidet. Einfach
ausgedrückt: Er stirbt an sich selbst. Er ist sein einziger und schlimmster Feind.«
Sie scherte zur Seite der Marschkolonne aus und ließ Stuart ratlos stehen.
Er ließ sie gehen. So ungewiss die Risiken auf dem Planetoiden auch sein mochten - Ana
brauchte nichts dringender als ein wenig Zeit für sich selbst.
Stuart Lexa ging weiter, hin zu den angeregt miteinander diskutierenden Soldaten. Es standen
Entscheidungen an. Sie standen im Krieg gegen zumindest zwei Gegner, über die sie viel zu wenig
wussten. Menschen würden sterben. Vielleicht nicht an diesem Ort und vielleicht nicht zu dieser
Stunde. Marten würde weder das erste noch das letzte Opfer sein, das der Kampf um die Freiheit
des Stardust-Systems forderte.
13.
Das Hörensagen. Teil 3
Die Schwester ließ sich in allen Einzelheiten von den Begebenheiten in Hathorjan berichten.
Sie gab sich interessiert und wertete die Daten aller Schiffe aus, die an der großen Expedition
der Ahnen teilgenommen hatten.
ESTARTU lobte den Stölzischen Corly und And-Elfa-Ury für ihr Engagement und berührte die beiden. Wir wissen heutzutage nicht, Leib meines Leibes, was diese Berührung für eine
Bedeutung hatte. Es war eine Anerkennung, die nur den wenigsten Ahnen jemals zuteil geworden war.
Doch sie bewirkte etwas. Sie änderte den einen wie den anderen, allerdings auf höchst
unterschiedliche Art und Weise.
Überraschenderweise störte sich ESTARTU kaum daran, dass die Ahnen ihren Auftrag nicht hatten
erfüllen können. Sie ging darüber hinweg und erwähnte die Lethos' mit keinem Wort mehr.
Während And-Elfa-Ury nach wie vor im Auftrag der Superintelligenz Dienst tat, zog sich der
Stölzische Corly in die Einsamkeit zurück. Er war gekränkt. Er hatte viele seiner Freunde sterben
oder an geistiger Zerrüttung als Folge des mentalen Schlags durch die Psi-Materie leiden sehen.
Verbittert und vergrämt nahm er Abschied von all dem, was ihm bislang so viel wert gewesen
war.
Er zweifelte an ESTARTU.
Ob zu Recht oder zu Unrecht, steht uns nicht frei zu beurteilen. Wie der Bruder hat auch
ESTARTU Seiten, die wir mit den Sinnen eines Elfahders nicht erfassen.
Zeit verging. Zu viel Zeit, um die Langlebigkeit aller überlebenden Expeditionsteilnehmer als
Zufall abzutun. Die Geschehnisse rings um den explodierenden Weißen Zwerg hatten etwas in den
Ahnen ausgelöst, hatte ihre Zellstruktur verändert.
Der Stölzische Corly beklagte sich in seiner selbst gewählten Einsamkeit bitter über das böse
Spiel, das ESTARTU seiner Meinung nach mit ihnen gespielt hatte. Er entwickelte Ideen, die manche
Ahnen als krude, andere als legitim beurteilten.
Seiner Meinung nach hatte sie die Superintelligenz nach Hathorjan geschickt, um sie zu Zeugen
der Ereignisse rings um den Weißen Zwerg zu machen. Sie habe bewusst in Kauf genommen, dass die
Ahnen der Wirkung der heftigen Gegenreaktion ausgesetzt wurden, die bei der Annäherung des
unbekannten Wesens an den Weißen Zwerg entstanden war.
ESTARTU habe ihren Tod riskiert - in der Hoffnung, Änderungen herbeizuführen, die sich
allmählich in ihrem Erbgut bemerkbar machten.
ESTARTU äußerte sich niemals zu den Vorwürfen des Stölzischen Corly.
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