Perry Rhodan - 2570 - Die Falle von MASSOGYV
ihm Münzen zugeworfen. Er fängt sie mit geschickten Bewegungen
auf und verstaut sie in der Tasche der gestreiften Pluderhose.
Ich höre Füße durch den Sand schleifen.
»Ich mag es nicht, wenn jemand hinter mir herschleicht!«, rufe ich Taurec zu. Ich bleibe
stehen und warte, bis er zu mir aufgeschlossen hat.
»Du hast keine Angst vor mir?«, fragt er und passt sich meinem Tempo an.
»Nicht hier, nicht jetzt. Ich träume einen seltsamen Traum; aber es besteht keinerlei Gefahr
für mich.«
»Bist du dir sicher? Womöglich bin ich es, der träumt! Ich könnte dich ausknipsen und für alle
Zeiten aus meinem Kopf verbannen.«
Wir passieren einen kleinen Platz. Hochstühle sind im Halbkreis um einen weiteren Brunnen
angeordnet. Die Mitglieder eines Symphonieorchesters haben auf den gut und gern drei Meter hohen
Sitzgelegenheiten Platz genommen. Ich sehe Holz- und Blechbläser, die Streicher, eine
Harfenistin. Eine Frau, Terranerin offenbar, beginnt einen Wirbel auf ihren Pauken, die auf
seltsamen Gestängen rings um sie angeordnet sind.
Die nun einsetzende Musik klingt dramatisch. Sie ähnelt jener in Trivid- Filmen, die steigende
Spannung ankünden sollen, und ich ahne, dass dieser Klangkörper nur deshalb hier erschienen ist,
um die Drohung Taurecs zu verdeutlichen. Gewiss werden diese Leute verschwunden sein, sollte ich
den Platz ein weiteres Mal passieren.
»Warum bin ich hier?«, frage ich den Kosmokraten. Ich erwarte, dass er mehr weiß als ich. Doch
wie sollte er? Immerhin ist dies mein Traum.
Oder?
»Du hast eine Aufgabe zu erfüllen«, sagt Taurec, spitzbübisch lächelnd. Es war dieses Lächeln,
das mich bei unserer ersten Begegnung für ihn einnahm.
»Und die wäre?«
»Geh einfach weiter. Du wirst unweigerlich an dein Ziel gezogen; glaub mir.«
»Und woher weißt du das?«
»Hast du vergessen, wer oder was ich bin? In mir steckt mehr Wissen über euch Wesen der
Niederungen, als du dir in deinen kühnsten Träumen auszumalen vermagst.«
»Kosmokraten sind dafür bekannt, sich in den Niederungen des vierdimensionalen Lebens nicht
sonderlich gut zurechtzufinden.«
»Möchtest du wissen, wie es Gesil und Eirene geht?«, fragt er mich völlig unvermutet.
Ich bleibe stehen, wie vom Donner gerührt. So lange habe ich die Gedanken an Tochter und Frau
verdrängt, habe ich dieses überaus ereignisreiche und tragische Kapitel meines Lebens aus meiner
Erinnerung verbannt. Doch plötzlich ist alles wieder da.
»Was weißt du über die beiden?« Ich frage das, obwohl ich mich zugleich vor der Antwort
fürchte. Die Angst ist so groß, dass es schmerzt.
Kann man in Träumen Schmerzen empfinden?
»Der einen geht es gut, der anderen nicht«, sagt der Kosmokrat, »die eine denkt an dich, die
andere nicht. Die eine hat die richtige Entscheidung getroffen, als sie mich hinter die
Materiequellen begleitete, die andere nicht.«
Ich sehe Taurec an.
Reibt er sich etwa eine Träne aus den Augenwinkeln?
»Das ist alles, was du mir zu sagen hast?«
»Das ist alles, was mir zu sagen erlaubt ist.«
Ich lasse mich auf dieses seltsame Spiel ein, ohne zu wissen, warum. Es ist bloß mein
Unterbewusstsein, das mich beschäftigt; das die Erinnerung an die beiden Frauen hochgespült hat
und offene Fragen beantwortet haben wollte.
»Richte den beiden bitte aus, dass ich ... dass ich ... «
»Dass du sie liebst.« Taurec lächelt, und es wirkt traurig. »Du gibst Anweisungen, die ganze
Völker in den Untergang schicken - und kannst dennoch einige wenige, völlig profane Worte nicht
aussprechen, ohne ins Stottern zu geraten?«
Ich enthalte mich einer Antwort. Ich halte es für besser, über dieses Thema nicht allzu lange
und allzu intensiv nachzudenken. Es könnte längst verdrängte Ängste in mir wecken.
Die Häuser stehen nun weiter auseinander. Die Straße, durch die wir uns bewegen, ist nicht
mehr so verwinkelt wie zuvor. Einige hundert Meter voraus erahne ich den Hauptplatz der
Ansiedlung.
Ich spüre die Anwesenheit anderer Wesen. Sie huschen so rasch an mir vorbei, dass ich sie bloß
schemenhaft erkennen kann.
Dann passieren wir Gestalten, die wie Denkmäler wirken. Sie stehen da und bewegen sich so
langsam, dass ein jeder Schritt Minuten zu dauern scheint.
Allesamt bewegen wir uns in verschiedenen Zeitabläufen, und allesamt streben wir einem
bestimmten Ziel zu.
»Hast du Angst?«, fragt mich Taurec.
»Sollte ich?«
»Wer marschiert schon gern
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