Perry Rhodan 2716: Das Polyport-Desaster (Heftroman): Perry Rhodan-Zyklus "Das Atopische Tribunal"
zusehen, wie sich das System in eine intergalaktische Todesfalle verwandelte.
Natürlich war es möglich, dass er sich in Todesgefahr begab, wenn er noch einmal ins Netz ging. Aber er würde mit jemandem gehen, der zum Tod das eigentümlichste, ja freundschaftlichste Verhältnis unterhielt, das sich denken ließ: mit Pral, dem Schattenmaahk.
Mit jenem Maahk, der ihn schon einmal aus dem Tod zurückgelotst hatte.
Pral wartete längst auf ihn.
Ebenso besorgt wie beschwingt machte Rhodan sich auf den Weg zum Transferdeck.
*
Der Schattenmaahk war mit einem Kleinraumschiff gekommen, um gegebenenfalls Rhodan an Bord nehmen zu können. Auf dem eiförmigen Schiff stand in den sonderbar ornamentalen Zeichen der maahkschen Schrift PRECVER – das kraahmaksche Wort für meins.
Wie die meisten Maahks neigte auch Pral nicht zur Lyrik.
Ihre Begrüßung fiel sachlich aus. Pral und sein Schiff hatten die Reise verhältnismäßig gut überstanden, »abgesehen von einem leichten, multivektoralen Ziehen«, wie Pral es nannte.
»Sonst nichts?«, forschte Rhodan nach.
Eine Kleinigkeit noch. Einmal hätte Pral, wenn auch nur flüchtig, gemeint, etwas im Weg liegen zu spüren – ein Erratum, wie er es nannte.
»Erratum?«, fragte Rhodan. Das Wort konnte einen Druckfehler bedeuten oder – als erratischer Block – einen Findling, einen unverhofft in der Landschaft liegenden Felsen.
»Ja«, sagte Pral. »Etwas war ganz anderes, aber in dieser Art.«
Rhodan hob die Augenbrauen. Also gut. Man würde ja sehen.
Am 26. Juli 1514 NGZ bestiegen Rhodan und Pral die PRECVER. Rhodan hatte einen SERUN angelegt; dennoch flutete Pral die enge Kabine mit einem für Rhodan atembaren Sauerstoffgemisch und schloss den eigenen Schutzanzug.
Der halbmondförmige Grat des Helms war transparent, sodass Prals vier Augen freie Sicht hatten.
Im Notfall würde der Schattenmaahk den Weg der Schatten gehen, das heißt: sich entstofflichen und sich so von aller Atemluft unabhängig machen.
Pral schaltete mittels seines Controllers der Klasse C einen Transferkamin nach FATICO. Der Transfer zwischen JERGALL und FATICO überbrückte eine Distanz von 2.177.533 Lichtjahren; die Transferzeit betrug im Normalfall knapp 26 Minuten.
Zeit genug, sich im Netz umzusehen.
Knisternde Statik legte sich über Rhodan und Pral, Elmsfeuer umtanzten die Hülle der PRECVER. Die Röhren schienen sich in die Unendlichkeit zu verlängern. Vom Traktorstrahl angezogen, glitt die PRECVER sanft in das unergründliche Medium hinüber.
Sie waren auf dem Weg.
Das Bild im Außenspiegel
Die WIZARD OF OZ hing weiter fest im stillgefrorenen Universum.
Tyrone Kilmacthomas hatte sich nach seiner Konfrontation mit dem Weißen in die Zentrale begeben und dort einige Stunden zwecklos zugebracht.
Gegen Mittag machte er sich bereit, der Einladung der Kolonisten zu einer nächsten Lagebesprechung zu folgen.
»Hat die schöne Stella dich ein geladen oder vor geladen?«, fragte Holly Allgood süffisant. »Fachleute wissen da zu unterscheiden.«.
Kilmacthomas räusperte sich zweimal, zog es dann aber vor, nichts zu sagen.
Ben Ryan hatte bereits im Sessel des Kommandanten Platz genommen und betrachtete den Panoramaschirm. »Keine Regung also«, sagte er. »Was das wohl heißt? Ob auch die Elektronen stillstehen auf ihrer Bahn um die Atomkerne? Was ist mit dem Kernspin?«
Kilmacthomas winkte ab. So etwas fiel unter Philosophie.
»Und warum«, fuhr Ryan fort, »stehen wir nicht still? Warum macht es eine Ausnahme für uns?«
»Es?«, fragte Allgood.
Ihre Frage hallte in Kilmacthomas' Gedanken nach, bis er den Besprechungsraum erreicht hatte. Das Gespräch mit Bangrove und den vier anderen Mitgliedern des Sprecherrates verlief zäh und unerfreulich. Kilmacthomas hörte sich die offenen wie die verdeckten Vorwürfe an, konnte wenig zu seiner Rechtfertigung erwidern und litt darunter, dass Stella nicht ein einziges Mal für ihn Partei ergriff.
Schließlich fixierte ihn Mael Liffey, ein Kolonist mit durchtrainiertem Körper und einem Gesicht von engelhafter Schönheit, und fragte vorwurfsvoll: »Sie haben wirklich auf einen PaMAk geschossen? Das könnten die Banshees als Aggression auslegen.«
»Sie könnten es auch als einen Akt der Notwehr auslegen, etwas in der Art ist es nämlich«, blaffte Kilmacthomas ihn an.
»Sie könnten sich zu einer Reaktion veranlasst sehen«, sagte Liffey.
Wie von einer boshaften Regie angeordnet meldete sich in diesem Augenblick Ben Ryan.
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