Perry Rhodan 2716: Das Polyport-Desaster (Heftroman): Perry Rhodan-Zyklus "Das Atopische Tribunal"
sich Richtung Gallerte, und die Masse wich in seinen Umrissen zurück, ein plastisches Negativ seines Körpers.
Behutsam schob er sich in die Kabine. Die Gallerte ließ ihn ein, sodass es zu keiner Berührung kam. Als er vor den überschwemmten Armaturen in die Hocke ging, gab die Masse eine Sitzfläche unter ihm frei – ein Gebilde, weiß und schimmernd und geformt wie ein riesiger Backenzahn.
Er setzte sich. Die Gallertmasse schloss sich um ihn, ohne ihn anzutasten. Es knisterte und knackte im Helmlautsprecher.
»Alles in Ordnung«, murmelte er. Er streckte den Arm aus und berührte die Aktivierungstaste des Mähdreschers.
Es gab keinen Laut. Keine Maschine sprang an.
Lächerlicher Versuch, schalt er sich selbst.
Da begann die Kabine zu sprechen.
*
Kilmacthomas begriff nicht ganz, was da und wie es sprach. Möglich, dass die Gallerte vibrierte oder das Glassit der Kanzel. Jedenfalls meinte er einige Laute zu verstehen, wenn auch ungeschlacht artikuliert.
»Trecht«, meinte er zu hören. »Nanz. Uch. Dun. Essss. Mirr Anzzz. Funnnk. Ssss? Uuuuuenk. Ihhhresss.« Ein Zischen und Gurgeln und dunkles Heulen. Die Sprache der Banshees, dachte er. Oder waren es Brocken der menschlichen Sprache, unbeholfen nachgeahmt und ohne Verständnis für ihren Sinn?
Kilmacthomas hatte das akustische Aufzeichnungsmodul seines Anzugs aktiviert. Die Kabine sprach weiter.
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich – verstehe – dich – nicht«, sprach er langsam und ohne seine Stimme zu heben.
Die Kabine produzierte weiter die Geräusche, wurde aber nicht verständlicher, im Gegenteil.
»Tyrone?«, hörte er jemanden rufen. Quinn? Stosch? Er wusste es nicht. Die Stimme klang verzerrt wie unter Wasser. Er schaute aus dem linken Fenster und versuchte auszumachen, wer ihn rief, aber die Gallertmasse und die darin treibenden Mechanoiden behinderten seinen Blick.
»Es ist alles in Ordnung!«, rief er laut.
»Tyrone!« Es klang dringender.
Diesmal blickte er nach rechts. Überraschenderweise sah er in diese Richtung klarer. Dort hing, an einer Strebe befestigt, der große, ovale Außenspiegel.
Aber der Spiegel zeigte nicht, wie er sollte, den Rückraum des Hangars. Kilmacthomas erkannte die WIZARD OF OZ und den gewaltigen Leib des fremden Objektes, das sein Schiff wie ein Axthieb getroffen hatte.
So sieht es also aus.
Überwältigt von Zorn, brauchte er eine Weile, bis er das verblüffendste Detail im Spiegel bemerkte. Die WIZARD OF OZ stand still wie das gesamte Universum.
Dennoch war Bewegung ins Bild gekommen.
Ein weiteres Objekt stürzte auf die WIZARD OF OZ zu.
Gleich würde es in die Hülle einschlagen.
Die Weißen, dachte Kilmacthomas. Was wollen sie denn noch?
Und er biss sich auf die Unterlippe, dass es blutete.
Die Straße nach Andromeda
Perry Rhodan atmete ruhig durch. Die Sekunden verstrichen. Ein wenig ähnelte das Gefühl jenem, das er als Kind gehabt hatte, wenn der Wagen der Achterbahn den Zenit des Anstiegs erreicht hatte und im nächsten Moment nach vorn kippen müsste, ins Leere. Die Arme seines Vaters um seinen Bauch, seine angenehm kratzige Wange an seiner Wange, sein leises »Halt dich fest!«, obwohl er es war, der ihn, Perry, festhielt.
Dann begann das Ungefähre und Verhangene des Mediums sich aufzuklaren. Die Sterne gingen auf, die Sterneninseln und die Galaxiencluster. Rhodan sah, wie Galaxien einander durchdrangen, sich wieder voneinander lösten und strahlende Brücken bildeten aus Staub und Gestirnen, er sah sie auseinanderstieben wie diamantenes Konfetti.
Perry Rhodan beobachtete das Ganze in der Gesamtansicht. Nichts blieb ihm verborgen, aber in dieser Unverborgenheit lag das größte Rätsel: wer oder was ihm wie allem Lebendigen diese unergründlich unauslesbare Erbschaft gelassen hatte, dieses allumfassende Gewebe aus Raum und Zeit, Stoff und Energie.
»Es ist ... «, sagte er leise und brach ab.
»... stimmig«, ergänzte Pral.
Rhodan lächelte leicht. Das war kaum das Wort, das ihm auf der Zunge gelegen hatte. Er hätte gern etwas gesagt, auch um Pral nahe zu sein, dem er immerhin sein Leben verdankte. Aber die eigenartig unmittelbare Gegenwart des Universums, die man während des Polyport-Transfers erlebte, hatte ihm erneut die Sprache verschlagen: Novae erblühten. Sterne brachen in sich zusammen und stürzten in die grundlose Tiefe ihrer selbst, ganz so, als wollten sie in ihrem Inneren die Ewigkeit ausloten.
Was für ein Geschenk das Polyport-System
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