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Perry Rhodan - Jupiter

Perry Rhodan - Jupiter

Titel: Perry Rhodan - Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: div.
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war.
    Rhodan wusste noch, wie der Unfall ihn erschüttert hatte. Wieder ein Autounfall mit tödlichen Folgen für ein Mädchen. Der erste hatte knapp ein Jahr zuvor seiner Schwester das Leben gekostet.
    Er erinnerte sich, wie er versucht hatte, sich in die Lage der Eltern des getöteten Mädchens zu versetzen, wie er versucht hatte, ihren Schmerz zu ermessen; wie er sich in die Lage des Mädchens versetzt hatte, unter dessen Leben so erbarmungslos ein endgültiger Schlussstrich gezogen worden war. Wie sich in die Gefühle, die er erprobte, ein überraschender, schamvoller Hauch von Genugtuung gemischt hatte, der Gedanke: Das hätte ich sein könne. Aber ich lebe noch.
    Wie er tagelang überlegt hatte, warum der Taxifahrer sich nicht in Behandlung begeben hatte. Wie er die Gründe erkannt und wie er versucht hatte, sie zu sortieren: die Peinlichkeit, an einer Krankheiten zu leiden, die schmerzlos, unmännlich, altweibisch schien; die Armut, die ihm, der nicht krankenversichert war, keine Mittel für eine aufwändige Behandlung ließ; und, natürlich, die Einsicht, dass dieses Leiden im Kern unheilbar war.
    Eine furchtbare Krankheit, dachte Rhodan. Sie entmündigt den Kranken, schaltet sein Bewusstsein nach Belieben aus. Narkoleptiker erlitten Kataplexien verschiedener Art und Tiefe, verloren die Kontrolle über ihre Muskulatur. Gläser und Werkzeuge fielen aus ihrer Hand; die Augen schielten; der Mund artikulierte nicht mehr korrekt; der Kopf sank auf die Brust; der Körper erschlaffte völlig.
    Ausgelöst wurden die Anfälle oft von starken Gefühlen: Angst, Scham – oder Lachen. Der Lachschlag, wie es Mediziner nannten.
    »Es ist jedenfalls unheilbar«, sagte Guidry. Es klang beinahe stolz.
    »Unheilbar?«, fragte Rhodan ungläubig. »Immer noch?« Welche Krankheit wäre im 15. Jahrhundert galaktischer Zeitrechnung denn noch unheilbar? Von einigen araischen oder arkonidischen Design- und strategischen Krankheiten einmal abgesehen ...
    »Tja«, sagte Guidry. »Weitgehend unheilbar. Jedenfalls bei mir. Wusstest du, dass fast ausschließlich Terraner von Narkolepsie befallen werden? Terraner und Hunde. Terranische Hunde.«
    Rhodan schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Therapie?«
    »Natürlich gibt es Therapien.« Guidry gähnte, aber diesmal sah es gewollt aus. Abschätzig. »Ein paar Wunderdrogen, die meinen Suprachiasmatischen Nucleus beeinflussen, Autogenes Fluoxetin, evolutionäre Natriumoxybat-Generatoren, Nano-Bots, die in einem schlafsüchtigen Hirn wie meinem patrouillieren und Wache schieben. Wenn ich wegsacke ins Imperium der Träume, melden sie das meinen Antigravpads« – er klopfte auf eine der münzgroßen Aufsätze im Gürtelbereich –, »und die helfen, dass ich nicht auf den Boden schlage oder sonst gegen etwas ticke. Und es gibt ...«
    Er winkte ab.
    »Und?«
    »Künstliche Orexin- und Hypocretinzellen. Prothetische graue Substanz für den Nucleus accumbens. Alles klar? Ein Haufen smarter Pseudo-Nerven, um die Baulücken in meinem Gehirn aufzufüllen.«
    Rhodan dachte: Er hat sich eingehend mit seiner Krankheit befasst. Natürlich. Eine unheilvolle lebenslange Partnerschaft.
    Guidry seufzte. »Wer mit solchen Nanorobotern geimpft ist, schläft nicht mehr ständig ein. Hat keine Konzentrationsstörungen wie ich und keine Lernschwierigkeiten wie ich und ...«
    Er brach wieder ab. »Aber ...«
    »Aber?«, setzte Rhodan nach.
    Guidry sagte mit leicht verstellter Stimme: »Er funktioniert tadellos, aber er ist nur eine Medo-Marionette. Er macht, was seine Bots wollen. Ma und Pa können sich freuen, guckt mal, liebe Anverwandte, Nachbarn und Sportsfreunde, wie gut unser Sohn funktioniert. Er war beschädigt, o ja, aber die Meds haben ihn repariert. Die Behandlung hat uns zwar einen Silo voller Galax gekostet, aber das Ergebnis – wirklich vorzeigbar! Eine lackierte Psyche. Jetzt ist die Welt unter der Käseglocke von Galileo City wieder heil.« Guidry winkte ärgerlich ab und fuhr mit seiner echten Stimme fort: »Nicht mit mir. Außerdem ...«
    »Ja?«
    »Außerdem funktioniert es bei mir eben nicht. Blin.«
    Er hat die Therapie abgebrochen. Warum auch immer, überlegte Rhodan. »Also bist auf die Faktorei gegangen.«
    Guidry nickte. »Hier unten stört es keinen. Hier musst du nicht parieren, weder auf die Meds hören noch auf ihre Bots. Hier stört es keinen, wenn du schlagartig einpennst oder wenn du Stimmen hörst oder ...«
    Er atmete tief aus.
    Stimmen hören? Unwillkürlich musste Rhodan

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