Perry Rhodan - Jupiter
Dockbuchten lösen und abwerfen müssen. Die Kollektortentakel waren nun so ausgerichtet, dass sie die Raupe umklammerten.
»Wo bleibst du?«, fragte Rhodan Pao über Funk.
»Ich bin im Skaphander«, antwortete sie. »Ich habe ihn in die Raupe manövriert. Wenn ich jetzt aussteige, verlieren wir viel Zeit.«
»Schade«, sagte Rhodan.
»Keine Sorge«, hörte er Paos wunderbar unbekümmerte Stimme. »Die Bordpositronik der Raupe hat mit deiner Positronik konferiert. Man garantiert mir, dass der Feldschirm der Raupe mit dem des Trawlers fusionieren wird. Ich bin also bestens verpuppt.«
Firmion Guidry rekelte sich in seinem Pneumosessel und gähnte vernehmlich. Er sagte: »Weck mich, wenn wir da sind.«
Dann übernahm Rhodan die Sensorsteuerung und zog den Trawler nach oben.
Kein Problem. Der alte Risikopilot ist wieder im Einsatz.
Tatsächlich schien sich der Trawler zu regenerieren. Ein Ding der Unmöglichkeit, dachte Rhodan.
Welche Erklärung konnte es geben? War die alte Jet ein Machwerk, das seine Invalidität nur vortäuschte? Wer sollte dieses Täuschungsmanöver inszeniert haben? Und das so überzeugend, dass es nicht nur Rhodan genarrt hatte, sondern die Reparaturrobots von Cor Jupiter? Die eigene Bordpositronik?
Rhodan schaute den schlafenden Firmion Guidry an. Die andere Möglichkeit.
Er wollte es wissen. Er musste wissen, mit wem er unterwegs war. Rhodan rüttelte Guidry an der Schulter, bis der Ganymedaner die Augen aufschlug.
»Sind wir schon da?«
»Nein«, sagte Rhodan. »Aber es ist Zeit für die Wahrheit.«
»Aha.«
Rhodan vollführte eine kreisende Bewegung mit der Hand, die den gesamten Trawler einschloss. »Wir fliegen in einem Wrack, das, ginge es mit rechten Dingen zu, nicht einmal den Hangar von Cor hätte verlassen können. Kaum bist du an Bord, scheinen sich die Schäden von selbst zu beheben. Das geht aber weit über die Kompetenz einer alten alte Bell & Dornier-Klasse-CVI-Space-Jet hinaus. Da ich es nicht bin, der diese mechanische Wunderheilung bewirkt, bleibt nur eine Erklärung: Du hast etwas damit zu tun. Sag mir jetzt, wer du bist und was du tust.«
Firmion Guidry breitete die Arme zu einer Geste ratloser Entschuldigung. »Ich bin Pinocchio.«
Rhodan lachte über diese groteske Behauptung. Woher kannte Guidry überhaupt eine Figur wie Pinocchio?
»Du bist Pinocchio?«, fragte er nach. »Ganz sicher?«
»Naja – ich bin nicht der Pinocchio, sondern ein Pinocchio. Eine Art Pinocchio. Es ist so ...«
»Es ist wie?«, ermunterte ihn Rhodan.
»Dieser Pinocchio war eine Holzpuppe, und er wollte nichts so sehr, wie ein richtiger Junge aus Fleisch und Blut werden. Und ich – nun ja, ich bin zwar aus Fleisch und Blut, und manchmal habe ich das Gefühl, ich wäre etwas wie eine Maschine. Ein Ding.«
»Wie meinst du das?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann mich manchmal in Maschinen einfühlen, und zwar in defekte Maschinen. Ich spüre, was sie leiden. Was sie ...«
»Maschinen leiden nicht«, widersprach Rhodan.
»Schon klar«, sagte Guidry. »Ich bin kein Idiot. Ich weiß das, spüre aber etwas anderes. Dann möchte ich die Maschinen trösten. Oder heilen. Je nachdem.«
»Warum?«
»Weil ich es kann«, sagte Guidry. »Hast du noch nie Dinge getan, nur weil du es kannst?«
Rhodan war ein wenig verdutzt. Was für eine Frage. Hatte er? Er winkte ab. »Wie auch immer. Du willst Maschinen heilen?«
»Ich kann es. Und manchmal will ich es auch. Dann tue ich es.«
Der Ernst in Guidrys Blick und die Tatsachen, die Ereignisse, deren Zeuge Rhodan geworden war, schwächten Rhodans Zweifel. Das würde manches erklären – auch die Tatsache, dass der junge Mann ein zerschossenes Schloss hatte öffnen können. Aber wie heilte er die Maschinen? Er hatte ja an Bord des Trawlers nie Hand angelegt.
Die Lösung drängte sich auf: auf parapsychische Weise. Firmion ist ein Mutant. Möglicherweise bloß ein Tau-acht-Mutant, vielleicht aber auch ein echter Mutant. Oder ein echter Mutant, dessen Begabung durch Tau-acht erheblich verstärkt worden war. Ein Para-Therapeut für Maschinen.
»Leider ...«, sagte Guidry und verstummte.
»Leider was?«
»Leider ist das, was ich für die Maschinen tun kann, nicht immer sehr nachhaltig. Wenn ich nicht dabeibleibe, mich nicht um sie kümmere, brechen die alten Wunden wieder auf, und sie werden wieder schwach. Manchmal sogar schwächer als zuvor.« Er lachte übertrieben laut. »Ich fürchte, ich bin kein besonders guter Heiler.«
Ein ganz
Weitere Kostenlose Bücher