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Perry Rhodan - Jupiter

Perry Rhodan - Jupiter

Titel: Perry Rhodan - Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: div.
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besonderer Heiler bist du schon, dachte Rhodan. »Konntest du das immer schon?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, ja. Meine Eltern mochten das nicht, wenn ich ihnen etwas so repariert habe. Und so oft ging ja auch nicht etwas kaputt.«
    Rhodan nickte. So also. Die Konturen zeichneten sich ab: die Eltern und das Kind, das sie in vieler Hinsicht überforderte. Die beschämende Krankheit. Dazu die Schwäche des Jungen für defekte Apparate. Hatten die Eltern vielleicht sogar Firmions Gabe als parapsychisch identifiziert und nicht gewollt, dass ihr Sohn in den Dienst der Liga trat?
    Weil die Einsätze im Liga-Dienst oder in der Flotte lebensgefährlich sein konnten? Hatten sie ihren Sohn schützen wollen?
    Ein leichtes Schwindelgefühl – Rhodan merkte auf und wollte eben die Sprechtaste berühren, als sich die Bordpositronik meldete: »Wir haben den Höhepunkt der Parabel erreicht und gehen jetzt in den Sinkflug in Richtung der Zielkoordinaten über.«
    Rhodan warf einen Blick aus der Kanzel. Eine merkwürdige Leuchterscheinung loderte über ihnen, eine kalte, kreisförmige Landschaft aus Licht. Io, dachte er. Die Spur, die er durch die Jupiteratmosphäre zieht. Der Mond war über Magnetfeldlinien direkt mit dem Planeten verbunden. Die Linien stellten einen elektrisch leitenden Kontakt her, in dem ständig ein Strom von einer Million Ampere zwischen den beiden Himmelskörpern floss. Wo diese Linien auf die Atmosphäre trafen, erschien ein starkes, zirkulares Licht. Es folgte der Bewegung Ios auf der Umlaufbahn.
    Das Phänomen kippte nach hinten weg, als sich der Trawler steiler stellte und den Sinkflug beschleunigte. Rhodan wendete sich wieder Guidry zu. »Dieses Einfühlen, oder wenn du dich um die erkrankten oder verletzten Mechanismen kümmerst – wie machst du das?«
    Firmion Guidry zuckte mit den Achseln. »Schwer zu sagen. Sie sind anders als ich. Viel einfacher, aber auch viel – nun ja: zerstreuter. Sie haben keine Mitte, sie sind nicht wie ich – oder wahrscheinlich ja auch du, wie alle Menschen – irgendwo im Kopf, hinter unserer Stirn. Maschinen haben keinen solchen Sitz in sich. Sie sind überall in sich. Nirgends besonders. Nirgends ganz bei sich.« Er dachte nach. »Es sei denn natürlich, sie haben ein gemachtes Ich.«
    »Eine künstliche Intelligenz«, half Rhodan aus.
    »Ja. Die sind wieder anders. Mit denen mag ich nichts zu tun haben.«
    »Hattest du oft mit ihnen zu tun?«, fragte Rhodan, der sich der Faszination des Gesprächs nicht entziehen konnte. Er hatte mit so vielen Bewusstseinen kommuniziert, sich aber selten gefragt, wie sie dachten, wie sie und ob sie empfanden.
    »Ich kenne nur ein künstliches Ich«, sagte Guidry. »MERLIN.«
    Rhodan hob unwillkürlich die Brauen. MERLIN. Die alte Positronik des ehemaligen Ultraschlachtschiffes, der jetzigen Faktorei. Besaß diese Schiffspositronik tatsächlich ein eigenes Bewusstsein? »Wie ist dieses Ich?«, wollte er wissen.
    Guidry zuckte wieder mit den Achseln, etwas abwehrender, wie Rhodan schien. »Misstrauisch«, sagte er. »MERLIN schmeckt jedes Daten-Quäntchen durch, wieder und wieder. Oh, natürlich sehr schnell, Millionen Mal in einer Sekunde. Aber es ist ihm eine Last, an das zu glauben, was ihm die Datenströme vermitteln. Die Datenwelt quält ihn, sie ist wie ein Schmerz, der alles begleitet. Aber MERLIN weiß, dass er dieser Schmerz selbst ist. Erlischt der Schmerz, erlischt MERLIN.«
    »Hast du mit MERLIN gesprochen?«
    Firmion Guidry lachte. »Nein. Ich habe mich nicht ganz in ihn hineingefühlt. Ich habe mich ihm eher – angefühlt.«
    Rhodan spürte, wie sehr das Gespräch Guidry anstrengte. Natürlich – musste es für diesen Para-Maschinentherapeuten nicht ebenso schwierig sein, Rhodan seine Welt zu erklären, wie es Rhodan gefallen wäre, einem Blinden die Farbe Blau zu erklären? Oder ...
    Rhodan erschrak: »Ich lenke dich ab«, sagte er. »Und das schadet dem Trawler.«
    »Ja«, sagte Guidry und schloss träge die Augen. »Ich kann ihn kaum noch halten.«
    »Entschuldige«, sagte Rhodan.
    Guidry schwieg. Rhodan überlegte einen Moment, dann streckte er seinen Arm aus und griff seine Hand. Er spürte, wie der Ganymedaner die Finger streckte und erstarrt hielt.
    Aber nicht lange.
    Dann entspannte er sich und drehte die Hand so, dass ihre Innenfläche in Rhodans lag.
    So hielten sie einander an der Hand, während der Trawler zurück in die Abgründe aus Gas und Finsternis tauchte.
     
    Einige Dutzend Kilometer oberhalb der

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