Perry Rhodan - Jupiter
Magnetosphäre Jupiters betroffen sein wird. Funk, Ortung, Schiffsverkehr ... Und gleich vorweg: Unsere ganymedanischen Kollegen haben brandaktuell herausgefunden, dass das Ding endgültig angekommen ist. Nicht nur materiell, sondern auch mit seinem Zeitfaktor; es steckt nicht mehr in der Vergangenheit, sondern ist hier.«
»Also rund einen Tag eher als erwartet«, sagte Bull.
»Gegen Mitternacht«, bestätigte der Hyperphysiker. »Möglicherweise schon in den letzten Freitagsstunden. Seine Funktion dürfte dann sofort angelaufen sein.«
»Seine Funktion?« Kantig traten Kaci Sofaers Wangenknochen zum Vorschein, die dunklen Augen in dem schmalen Gesicht quollen fast aus ihren Höhlen.
»Was ist das für ein Gebilde?«, wollte Reginald Bull wissen. »Was bewirkt es in letzter Konsequenz?«
Der Hyperphysiker zögerte. Ihm war anzusehen, dass er nach einer allgemein verständlichen Umschreibung suchte, um niemanden mit Fachbegriffen zu erschlagen.
»Das Artefakt ist ein Gravitonen-Effektor!«, stellte er dann hastig fest.
Bull hob die Brauen. In dem Moment wurde ihm selbst nicht bewusst, was Murkisch meinte. »Bitte eine kurze und schlichte Erklärung«, drängte er. »Kein Formelschnickschnack. Wie wirkt das Ding, was müssen wir schlimmstenfalls befürchten – und vor allem: Wie stellen wir es ab?«
Immel Murkisch lächelte nachsichtig. »Du bist mit der Quantentheorie der Gravitation vertraut?«
»Teils. Ich habe damals die Grundlagen mitentwickelt, als wir die Dritte Macht gegründet haben. Die neueren Entwicklungen sind mir nicht alle geläufig.« Der Residenz-Minister schaute in die Runde. Kaci Sofaer runzelte die Stirn, Kobschinsks Wangenmuskulatur zuckte unruhig. Bully ergänzte um der anderen Anwesenden willen: »Geh einfach davon aus, dass keine Grundkenntnisse vorhanden sind.«
Mit einer beinahe unwilligen Geste wischte Murkisch eine widerspenstige Haarsträhne zur Seite.
»Die Gravitation ist keine Art von Strahlung, wie gemeinhin angenommen wird – oder jedenfalls: Sie ist nicht nur Strahlung, sondern auch ein Austausch von Teilchen. Sie ist, wie wir Hyperphysiker das bezeichnen, quantisiert. Ihre Quanten sind ...«
»... die Gravitonen. So weit ist das klar und verständlich.« Reginald Bull knetete seine Hände. »Der Resident sprach von Schwerkraftanomalien. Aber das kann er nicht gemeint haben. Doch?« Er schüttelte den Kopf. »Entschuldige meine Spekulation. Ist sonst nicht meine Art, jemanden bei seinem Vortrag zu unterbrechen. Mach einfach weiter.«
Immel trank das Glas leer. Niemand hatte ihm einen Kaffee angeboten. Aber wenn Bully sich recht entsann, mochte der Hyperphysiker das Getränk gar nicht. Richtig: Während eines eleganten Empfangs in der Solaren Residenz hatte er sich von einem der Servoroboter ein Bier bringen lassen, um den lästigen Kaffeegeschmack loszuwerden.
»Anders als gegen Licht oder nukleare Strahlung gibt es keine natürliche Abschirmung für Gravitonen«, fuhr Murkisch fort. »Kein Gegenstand ist für sie unerreichbar. Selbst die entferntesten Objekte ziehen einander an, und das unabhängig davon, ob sich zwischen ihnen andere Materie befindet oder nicht. Bei der Gelegenheit ein kleiner Seitensprung: Wir kennen die kleinste denkbare Zeiteinheit, und wir kennen die kleinste denkbare Entfernung ...«
»Die Planck-Zeit und den Planck-Raum«, antwortete Bull, als der Wissenschaftler erwartungsvoll schwieg.
»Richtig. Aber uns ist bislang keine kleinste Gravitation bekannt; vielleicht sollte ich auch besser davon sprechen, dass wir keine kleinste Menge Gravitation kennen. So wie die Gravitation demnach beliebig klein sein kann, wahrscheinlich unendlich klein, kann sie andererseits auch beliebig groß werden.«
»Das ist verständlich«, wandte die Bürgermeisterin ein. »Ich erkenne nur nicht, wo da ein Problem sein soll. Schließlich können wir zu großer und zu niedriger Schwerkraft mit unseren Antigravs oder Schwerkraftgeneratoren entgegenwirken. Oder sehe ich das nicht richtig?«
Murkisch überlegte sekundenlang.
»Unsere Antigravgeräte senken quasi einen Schirm aus einer höheren Dimension in den Einsteinraum«, antwortete er zögernd. »Sie sind – wenn auch in vergleichsweise kleinem Umfang – in der Lage, Gravitonen zu steuern. Eigentlich sogar zu vektorieren. Was wir aber nicht oder nur sehr mangelhaft können: Wir schaffen es keineswegs, Gravitonen künstlich zu erzeugen.« Er machte eine kurze Pause und sagte dann bedeutungsvoll: »Das Artefakt
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