Perry Rhodan - Jupiter
evakuieren, die im Jupiterorbit leben. Es muss möglich sein, die Solare Residenz zu informieren, dass sich eine Katastrophe anbahnt.«
»Was soll damit erreicht werden?«, wandte Kobschinsk ein. Der Beirat des Stadtparlaments hatte bislang schweigend zugehört.
»Warum muss Terra sich einmischen?«, fasste auch Kaci Sofaer nach. »Kaum jemand in Galileo City würde es gutheißen, eine Armada Kugelraumer über Ganymed zu sehen. Ganz zu schweigen davon, dass die terranische Flotte keine Möglichkeit hat, das Chaos zu durchdringen.« Die Stimme der Bürgermeisterin bekam einen lauernden Beiklang. »Oder wartet Terra wirklich nur auf die Gelegenheit, als glorreicher Retter dazustehen?«
»Die Hyperkristalle aus der Jupiteratmosphäre sind eine nicht zu unterschätzende Ressource«, bemerkte Starbatty.
»Müssen wir jetzt darüber diskutieren?« Bull klang ärgerlich. »Es steht sehr viel mehr auf dem Spiel.«
»Eben das ist die Frage«, kommentierte der Senator. »Was war die zweite Möglichkeit, Jupiter zu retten?«
»Das Artefakt lahmlegen. Wenn es sein muss, das Objekt völlig vernichten.«
Forschend schaute Starbatty erst die Bürgermeisterin und danach den Beirat an.
Egghon Kobschinsk wiegte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir über die Mittel verfügen, das Artefakt zu zerstören. Kann überhaupt eine der Luxusjachten von Port Medici starten? Wenn jemand eine Chance hat, uns zu helfen, dann ist das Terra. Wir sollten uns den Kopf darüber zerbrechen.«
»Kaci?«, forderte der Senator die Bürgermeisterin auf.
Die Frau zögerte. Dafür zischte Bhunz halblaut: »Verkriechen! Irgendwo im Boden verkriechen!«
»Die Feierlichkeiten halten immer noch an«, erinnerte Kobschinsk. »In allen Stadtteilen begeistern sich die Glücklichen, die ohne Schlaf auskommen, am dreitausendjährigen Bestehen unserer Heimat. Was erwartest du von uns, Senator? Dass wir ihnen die Feuerwerksraketen abnehmen und sie auf das Artefakt abschießen?«
»Feuerwerk!«, wiederholte Reginald Bull. Er schnippte mit den Fingern. »Genau das ist es. Kaci, Starbatty, ich brauche Zugang zu einer Messstation, entweder hier unter der Kuppel oder am Raumhafen. Jemand soll Immel Murkisch aus dem Bett holen, dazu Techniker, Physiker, was greifbar ist.«
»Was hast du vor?«, fragte die Bürgermeisterin.
»Ich versuche, das Feuerwerk für die nächste Dreitausendjahrfeier vorwegzunehmen.«
8.
Der Laborkomplex lag beinahe hundert Kilometer vom Kuppelzentrum und den Verwaltungsgebäuden entfernt, inmitten einer kleinen Parkanlage. Bis vor wenigen Jahren, hatte die Bürgermeisterin erklärt, war hier Grundlagenforschung betrieben worden. Jupiter hatte im Zentrum des Interesses gestanden, nicht die äußeren Schichten seiner Atmosphäre, sondern die tieferen Bereiche. Angespornt durch die Hyperkristallvorkommen, die ausschließlich vom Syndikat ausgebeutet wurden, hatte sich das Interesse immer mehr Richtung Planetenkern verlagert. Von neuen Elementen war die Rede gewesen und davon, dass die Tau-Funde womöglich nur eine Nebenerscheinung dessen sein mochten, was Jupiter an Besonderem bereithielt.
Die Stilllegung des Laborkomplexes hatte selbst das Stadtparlament überrascht. Wochenlang hatten sich die Gemüter daran erhitzt, schließlich war die Abstimmung mit einer hauchdünnen Mehrheit zugunsten der Auflösung und Übernahme aller Fachkräfte und der modernsten Apparaturen durch das Syndikat der Kristallfischer gefallen.
Natürlich war es effektiver, sämtliche Arbeiten vor Ort zu betreiben, von den großen Faktoreien aus, die bestens auf die Bedingungen der tobenden Jupiteratmosphäre ausgerichtet waren. Der Komplex unter der Stadtkuppel war weitgehend stillgelegt worden.
Seitdem forschte man hier nur noch an Materialentwicklungen. Legierungen auf Kohlenstoffbasis, nicht dicker als eine Molekülschicht, aber extrem widerstandsfähig und Energie absorbierend. Unter Strahlbeschuss verhärtete die Struktur, ein quasi selbstdenkendes Material, das in der Endstufe Schutzschirme überflüssig machen sollte.
Reginald Bulls erstauntes Nicken, als er beiläufig von der Bürgermeisterin davon erfahren hatte, war mehr als nur eine Anerkennung gewesen. Bemühungen in dieser Richtung gab es schon sehr lange, doch niemand war damit so weit vorangekommen wie die kleine Gruppe der Materialkompositeure auf Ganymed. Wobei sicher viel Zeit vergehen würde, bis Raumschiffe mit einer solchen Legierung verkleidet werden konnten. Anwendungen in
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