Perry Rhodan - Jupiter
Bebauung offener, Parkanlagen prägten immer mehr das Bild und zunehmend auch bewirtschaftete Flächen.
Der Gleiter erreichte den Übergang zu einer der Nachbarkuppeln. Es gab keine feste Barriere, im Fall eines Druckverlusts würden sich jedoch gestaffelte Prallschirme aufbauen, die Schleusenfunktion übernehmen konnten.
»Vincenzio City ist die Trabantenstadt, die wir aufsuchen. Im Uhrzeigersinn folgen Livia City und Celeste City mit dem großem Virginia-See. Alle Namen erinnern an Galileo Galilei, nach dem schon vor Urzeiten das ausgedehnte dunkle Areal auf der Jupiter abgewandten Seite benannt wurde.«
»Vor Urzeiten ...?«, wandte Reginald Bull ein. »Ist das nicht ein wenig übertrieben?«
»Uhren sind nutzlos!«, zischte die Fhandour-Schlange und streckte sich im Nacken der Ganymedanerin. »Ich brauche sie nicht, um zu wissen, wann ich hungrig bin.«
Kaci Sofaer reagierte nicht darauf, und Bhunz schwieg wieder.
»Vincenzio war Galileos Sohn, Livia eine seiner zwei Töchter. Die andere hieß Virginia – Celeste wurde sie wohl in ihrem Orden genannt. Soviel ich weiß, handelte es sich dabei um eine christliche Gemeinschaft.«
»Sie gehörten der katholischen Kirche an«, erklärte Rhodan. »Galilei wurde sogar unter die Aufsicht eines Erzbischofs gestellt, der allerdings einer seiner glühenden Bewunderer war.«
»Der Mann muss seiner Zeit weit voraus gewesen sein.« Das war schon mehr Frage als Feststellung. Die Ganymedanerin bedachte den Residenten mit einem nachdenklich forschenden Blick.
»Er machte bahnbrechende Entdeckungen im Bereich der Naturwissenschaften«, bestätigte der Terraner. »Als einer der ersten Menschen benutzte er ein Fernrohr für die Himmelsbeobachtung und entdeckte unter anderem die vier größten Jupitermonde. Außerdem erkannte er, dass die Milchstraße keineswegs nur ein neblig verwaschenes Gebilde sein konnte, sondern aus unzähligen Sternen bestehen musste.«
Sofaer holte tief Luft. Es sah aus, als wolle sie mit einer Frage nachfassen, aber letztlich schwieg sie doch.
»Keine falsche Scheu!«, forderte Rhodan sie auf.
Die Ganymedanerin zögerte. »Mir kam eben in den Sinn, dass du Galileo noch gekannt haben musst.«
Mondra Diamond gab einen kratzigen Laut von sich und hustete hinter vorgehaltener Hand. Rhodan sah, dass die Frau sich ein Grinsen verbiss.
»So alt ist Perry auch wieder nicht«, protestierte sie einen Atemzug später.
»Das alles ist ziemlich lange her. Und Geschichte im Detail ist nicht so wichtig wie die Schwierigkeiten der Gegenwart ...«
»In den Jahren seit Galilei ist ohnehin viel geschehen.« Bull kam der Bürgermeisterin zu Hilfe. »Was wann war, vergisst sogar ein Unsterblicher mit der Zeit. Für die Feinheiten haben wir schließlich unsere Positroniken.«
»Was ist das?«, fragte Saito verblüfft. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er über die hügelige Landschaft hinweg, die sich unter dem Fahrzeug erstreckte.
Der Gleiter erlaubte einen ungehinderten Rundumblick. Ein raffiniertes Zusammenspiel von tatsächlicher Sicht, transparenten Bauteilen und einigen wenigen Hologrammen, die störende Verstrebungen überdeckten, weckte das Gefühl, frei wie ein Vogel durch die Luft zu schweben. Energetische Prallfelder ersetzten dabei einen nicht unbeträchtlichen Teil der Außenhülle. Wer sich erst einmal, wenn auch mit einigem Magengrimmen, daran gewöhnt hatte, machte eine unbeschreiblich faszinierende Erfahrung. Gleiter wie dieser, die eigentlich nur ein paar technische Umdispositionen aufwiesen, wurden seit Jahren immer beliebter.
Das Fahrzeug sprang über eine Hügelkette hinweg und stieg steil in die Höhe.
Ein weitläufiger See breitete sich unter den Besuchern aus. Kleine Felseninseln ragten verstreut aus dem Wasser. Rhodan sah weiße Segel im Dunst verschwimmen.
Am jenseitigen Ufer, dem sich der Gleiter schnell näherte, ragte ein gewaltiges Bauwerk auf. Saito, sah Rhodan, hatte sich mittlerweile eine Zoom-Optik ans Ohr geklemmt, ein ziemlich teures Gerät. Mehrmals bog der Junge den fingernagelgroßen Sensorkopf zurecht, der die Netzhautprojektion steuerte. Wahrscheinlich studierte er in dem Moment schon Einzelheiten, die Gesichtszüge der Statuen, die Menschen auf den geschwungenen Wegen. Rhodan selbst erkannte noch nicht mehr als winzige Punkte.
»Vincenzio City ist die jüngste unserer Städte«, erklärte Sofaer. »Das Syndikat der Kristallfischer war von Anfang an in die Planung eingebunden und hat die Gestaltung letztlich nach
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