Perry Rhodan - Jupiter
Droge die Schuld. Keine dreißig Minuten später bestäubt er erneut sein Auge. Die Sucht ist zu groß.
Danach fühlt er sich gut. Er sieht viel schärfer als zuvor. Er glaubt, das Pulsieren des Jupiters zu spüren, auch wenn es in Unordnung geraten ist.
Im Gegensatz zu Deshum gerät Ratonios Paragabe nicht außer Kontrolle, wenn er eine neue Dosis Kristallstaub aufnimmt. Seine Paragabe. Es klingt wundervoll. Vor Tau-acht hatte er nicht gewusst, was in ihm schlummert. So viele Jahre hat er in Normalität vergeudet, wie die meisten Menschen, die unwissend bleiben wie Tiere, weil ihnen niemand ihre wahren Möglichkeiten zeigt.
Hin und wieder denkt er, er würde über eine sinnlose Gabe verfügen, doch wenn er sein Bewusstsein erweitert, erkennt er wieder seine Einzigartigkeit. Die Genialität, die ihm zu eigen ist.
Denn Ratonio T'Lone ist ein Teleporter. Gewiss, nicht wie Gucky oder andere legendäre Mutanten, doch ist es nicht wunderbar, zehn Zentimeter weit springen zu können? Ja, wunderbar – ein Wunder. Er überwindet die Grenzen, die so vielen anderen gesetzt sind. Er ist mehr als sie alle.
Unter Tau-acht-Einfluss weiß er, dass er der Größte ist. Niemand kann ihm etwas vormachen. Sogar Perry Rhodan musste sich vor ihm beugen. Ratonio hat ihn abgeführt, den großen und mächtigen Terraner, den Unsterblichen! Eine einzige Regung, ein winziger Druck auf den Auslöser des Strahlers, und der ach-so-bedeutende Rhodan wäre Geschichte gewesen.
Wieder einmal sieht der SteDat-Mann klar. So klar, wie er es nur vermag, wenn der Kristallstaub über die Augenflüssigkeit in seinen Körper eindringt.
Er atmet tief ein, riecht und schmeckt die Faktorei, wie sie wirklich ist. Selbst als er die Augen schließt, steigen Bilder voller Brillanz vor ihm auf. Er benötigt nichts, um neue Welten zu schaffen, nur sich selbst, nur seine eigene Vorstellungskraft.
Er ist Honovin! Und er streckt die Hände aus und fühlt, was er sieht: die Wärme der kleinen Sonne, das Schwarze Loch, das seine Finger umtanzt, den Sternenwind, die Landschaft auf Dünen und Meer, und schließlich Errinna. Das Universum konzentriert sich auf sie. Sie mag tot sein, wenn die Gerüchte stimmen, aber er fühlt sie immer noch, so wie es sein sollte, wie es auch wäre, wenn sie sich nicht Deshum zugewandt hätte. Deshum, der sie in den Untergang gezogen hatte!
Doch Errinna rückt von ihm weg. Zentimeter nur. Es ist Deshum, der sie zu sich zieht. Tot und bleich drängt er sich in Ratonios Gedanken, verändert das Bild, will ihm Errinna entreißen.
Darüber kann er nur lachen! Er ist der Größte, er ist der Mächtige ... er springt und ist wieder bei seiner Geliebten. Elf Zentimeter. Ein Rekord.
Die Welt seiner Gedanken verschwindet wieder.
Zitternd öffnet er die Augen.
Nein!
Nicht jetzt schon!
Vorsichtig greift er erneut nach dem kostbaren Staub, öffnet die Augen weiter, reißt sie auf. Das Lid über dem rechten Auge zuckt. Eine Sekunde später rinnt der wohlige Schauer durch seinen ganzen Leib.
Ratonio fühlt die neue Kraft, die als Welle durch seinen Körper jagt. Energie rinnt durch seinen Leib, sammelt sich in den Händen. Tausend Nadeln scheinen in die Finger zu stechen. Es ist, als würden sie brennen. Er muss sie bewegen, sie aneinanderreiben, um der überfließenden Gewalt Herr zu werden.
Die Psi-Kraft in ihm ist stark, stärker als je zuvor. Er springt, um die Energie loszuwerden. Die Teleportation bringt ihn seiner Einschätzung nach fast fünfzehn Zentimeter weit.
Ratonio T'Lone lacht, genau wie Deshum Hiacu in seinen letzten Sekunden lachte. Nur begreift der kleine Angestellte der SteDat noch nicht, dass sein Leben zu Ende geht. Das Tau-acht trübt sein Bewusstsein ebenso wie es andererseits die Wahrnehmung schärft. Es ist ein zweischneidiges Schwert mit einer überaus düsteren Seite, denn Ratonio verliert jeden Bezug zur Realität. Er glaubt, der Größte zu sein? Wegen einer lächerlichen, unnützen Paragabe, wie es diejenigen bezeichnen werden, die seine Überreste wenig später finden?
Er hört das Geräusch, noch ehe er die Schmerzen fühlt. Blut klatscht auf den Boden, aus den Stümpfen seiner Arme. Die Hände zappeln einen Schritt weiter auf dem Boden. Die Nägel schrammen über den Boden. Sie sind weiter gesprungen als der Rest des Körpers.
Nach dem Schmerz folgt eine weitere Teleportation, instinktiv, vielleicht um der Qual zu entfliehen. Doch es gelingt nicht. Es gibt kein Entkommen mehr. Ratonio springt wieder und
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