Perry Rhodan - Jupiter
Junge durch die Wand verschwunden war. Oder war er teleportiert?
»Die Atmo-Schweber sind nicht vom Jupiter«, wiederholte Perry. »Was soll das bedeuten?«
»Die Frage ist auch«, warf Gili ein, »warum es diesem Firmion Guidry so wichtig war, dir das mitzuteilen. Offenbar hat er sich ganz bewusst in Gefahr begeben. Er zögerte jedenfalls nicht zu fliehen, und Breaux ließ ihn sofort verfolgen. Außerdem warnt er dich vor Tau-acht. Was immer das sein soll. Ich kenne nur Tau-eins bis Tau-sechs ... die Kristalle, die das Syndikat in der Atmosphäre abbaut.«
»Man kann es als Warnung deuten«, schränkte Rhodan ein. »Firmions Worte könnte man auch anders auffassen, in Zusammenhang mit diesen Atmo-Schwebern. Mondra, erinnerst du dich, dass ich während des chaotischen Flugs durch die Atmosphäre fragte, ob du dasselbe gesehen hast wie ich? Da waren ...«
Weiter kam er nicht.
Die Tür ihres Gefängnisses öffnete sich.
Eine Frau trat ein. Die blassen Lippen im schmalen Gesicht waren zu einem Lächeln verzogen. Sie war um einiges größer als ein durchschnittlicher Terraner und um einiges graziler. Sie wirkte äußerst verletzlich, als könne sie keine größere Belastung ertragen, ohne zu zerbrechen. Die Augen waren schwarz umrandet, doch diese Zeichen von Übermüdung gingen in kunstvoll aufgetragene Schminke über, die die eisblauen Iriden förmlich leuchten ließ.
Noch ehe sie etwas sagen konnte, eilte Rhodan zu ihr. »Ich danke für deinen Besuch, Anatolie von Pranck.« Er streckte die Hand aus, die sein Gegenüber ergriff.
Die Finger waren lang und schmal. Als auch Mondra zur Begrüßung die Hand schüttelte, bemerkte sie, dass eine unbändige Kraft in ihnen steckte, die nicht zu erahnen gewesen war.
»Du bist gut informiert«, sagte die Chefwissenschaftlerin des Syndikats mit einiger Verzögerung.
»Selbstverständlich. Zweifellos weißt du auch, mit wem du sprichst.«
»Perry Rhodan, Mondra Diamond, Gili Sarandon, Porcius Amurri und Dion Matthau, genannt Buster.« Anatolie ratterte die Namen ohne eine Sekunde zu zögern unbetont herunter. »Immerhin zwei von euch hätte ich auch schon vor einer Stunde erkannt.«
Ihr Blick blieb zunächst auf Gili hängen, Sekunden später fühlte sich Mondra von ihr gemustert, ja, seziert, als könne sie ihr bis auf die Seele sehen. Oder bis unter den SERUN. Anatolie von Pranck selbst trug Kleidung, die offenherzig wie Dessous wirkte. Der knappe, leuchtend rote Stoff betonte die knabenhafte, fast ätherische Figur perfekt. Die Haut war dunkel gebräunt, wo sie nicht von dem roten Stoff bedeckt war.
Mondra wusste, dass sie es mit einer Ganymedanerin zu tun hatte; wer auf diesem Jupiter-Mond geboren wurde, war anderen Verhältnissen angepasst als ein Terraner. Auf Ganymed herrschte eine Schwerkraft von nur null Komma acht Gravos, was sich oft in schwächerem Muskelbau bemerkbar machte, so dass unter Standardgravitation Probleme vor allem bei anstrengender körperlicher Arbeit auftraten. Deshalb trugen Ganymedaner oft muskelunterstützende Kleidung. Ob das auch bei von Pranck der Fall war, vermochte Mondra nicht zu beurteilen; der feste Händedruck sprach jedenfalls dagegen, dass sie es nötig hatte.
Mondra erkannte sofort den Blick, den Anatolie nun Perry Rhodan widmete – das war Interesse. Fragte sich nur, worin genau dieses Interesse bestand.
»Ich will offen sein«, sagte von Pranck. »Vor der Tür belauschte ich euer Gespräch. Ihr ... nun, ihr schätzt die Lage völlig falsch ein. Wenn ich das so direkt sagen darf.«
»Das darfst du«, meinte Perry. »Dann steht wohl nichts im Weg, unsere Missverständnisse auf beiden Seiten auszuräumen. Ich habe den Schutzschirm um MERLIN beschossen, in der Tat, aber aus persönlicher Not heraus. Setzen wir uns an einen Tisch, dann können wir bestimmt alle Fragen ...«
»Warum an einen Tisch setzen?«, unterbrach Anatolie. »Unternehmen wir lieber einen Streifzug durch MERLIN. Zweifellos stellt ihr euch viele Fragen. Unter anderem nach Tau-acht. Dumm, dass der Junge Guidry euch verwirrt hat.«
Mondra spürte die Spannung, die in der Luft lag. Die Chefwissenschaftlerin mochte sich noch so jovial geben – sie war alles andere als zufrieden. Ihre Unruhe verbarg sie perfekt, doch Mondra fühlte sie.
»Euch ist, wie ich hörte, nur die Entwicklung bis Tau-sechs bekannt«, fuhr Anatolie fort.
»Nun ...« Perry rieb über die Narbe an seinem Nasenflügel. »Ich will unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Tau-sieben
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