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Perry Rhodan Neo 004 - Ellerts Visionen

Perry Rhodan Neo 004 - Ellerts Visionen

Titel: Perry Rhodan Neo 004 - Ellerts Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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nicht gut schießen lassen.«
    »Sicher ein Mangel der Zielerfassungsgeräte«, vermutete der Generalsekretär.
    »Eher ein Software-Problem«, sagte Bai.
    Sie ließen das eigentliche Lager hinter sich und passierten die militärische Sperrzone. Die Wachposten salutierten verblüfft, als sie den Generalsekretär erkannten.
    »Wohin?«, fragte Yi.
    Bai Jun wies auf die Hügelkette.
    Die Jeeps arbeiteten sich die felsige Anhöhe hinauf. Als die Fahrzeuge den Grat erreicht hatten, stand die Sonne schon tief. Sie stiegen aus. Die Wärme des Felsens war in diesen Minuten größer als die Wärme der Sonne. Bai Jun konnte sie durch die Stiefelsohlen spüren.
    Die Ebene unter ihnen erstreckte sich bis zum Horizont. Ein gewisses, aber nicht genau definierbares Areal der Ebene wirkte wie eine Scheibe dunkles, glatt poliertes Metall. Das war der Goshun-Salzsee.
    Am Ufer des Gewässers schimmerte etwas wie ein überlebensgroßer Wassertropfen, über den beinahe unablässig Lichtreflexe flirrten: die strahlende Kuppel, die Rhodan mithilfe arkonidischer Technologie über der STARDUST errichtet hatte.
    Der ferne Donner der Explosionen wirkte der großen Entfernung wegen mit den Lichtreflexen nicht synchronisiert.
    »Die STARDUST ist also wieder gestartet«, sagte der Generalsekretär. »Mit wem an Bord?«
    »Wir wissen es nicht.«
    Der Generalsekretär nickte. »Darf ich wissen, was Sie wirklich über Rhodan denken?«, fragte er beiläufig und zündete sich einen Zigarillo an. Blauer Lotos, wie Bai Jun sah. Der Zigarillo duftete leicht süßlich nach Leder.
    Der ruhige Mann in einem schmucklosen Anzug, der allerdings ohne jeden Zweifel maßgeschneidert war, wirkte vor dieser Kulisse fehl am Platz, beinahe unwirklich. Wie ein verirrter Filialleiter einer stillen Bank, dachte Bai Jun. Laut sagte er: »Rhodan inspiriert die Menschen.«
    »Ich darf vermuten, das ist kein Lob«, sagte der Generalsekretär. Wieder schwebte der Satz zwischen Frage und Aussage.
    Bai Jun wusste nicht, ob er antworten sollte. »Viele Menschen sehnen sich nach Inspiration«, sagte er schließlich.
    Der Generalsekretär nahm einen Zug, inhalierte, atmete aus und schaute dem dünnen Rauchfaden nach, als läge darin das derzeit größte Rätsel der Welt.
    »Das fürchte ich auch«, sagte er. »Ist es nicht seltsam, wie schwer es den meisten Menschen fällt, im Hier und Jetzt zu leben? Sie lauschen auf ferne Klänge. Sie wollen sich berufen fühlen. Sie sehnen sich nach Propheten, Kündern, Erlösern. Wird Rhodan sie erlösen?«
    Bai Jun wog seine Worte ab. Er kannte beide Lebensgeschichten des Generalsekretärs. Der offiziellen Biografie nach war Huang Hai-Jie ein Mann aus dem einfachen Volk, geboren auf dem Land in der Nähe von Shenyang, Sohn eines unbekannten Wanderarbeiters und einer Schneiderin, die in einer Manufaktur Hemden für eine europäische Modefirma fertigte. Sein Aufstieg durch Klugheit und Fleiß. Sein frühes Engagement für die Straßenkinder der Stadt. Die Nachtasyle, die er für sie aus eigener Kraft, mit eigenen Mitteln gestiftet hatte und in denen er und bald die Freiwilligen seiner Goldenen Horde Dienst taten. Sein erster Auftritt als junger Abgeordneter vor den 3000 Mitgliedern im Nationalen Volkskongress. Seine rigorose Abrechnung, seine hellsichtige Analyse der offenbaren und, schneidender noch, der verborgenen Mängel der Partei. Die Vivisektion einer Partei hatten die Medien es genannt.
    Der erste chinesische Politstar, der aus dem Evernet kam, wie es im Ausland hieß. Seine Goldene Horde , diese immer weiter wachsende Schar junger Leute, die ihm folgten und damit begannen, seine Worte aufzuzeichnen: auf ihren Pods, in ihren papierenen Notizbüchern; die sie auf ihren Stirnbändern und T-Shirts zur Schau trugen.
    Sein zögernder, aber deswegen nicht weniger unaufhaltsamer Aufstieg binnen eines Jahres. Seine Wahl in den Staatsrat. Seine Allianz mit der alten Ministerpräsidentin Chen Lin, die ihn öffentlich Zi nannte, Sohn, und er sie – wie heimelig! – Mama Lin.
    Bai Jun kannte aber auch die inoffizielle Version, die der Zhong Chan Er Bu, der militärische Geheimdienst, in Erfahrung gebracht hatte und – natürlich – seit Jahren unter Verschluss hielt. Demnach war Huang Hai-Jie zwar im Norden geboren, aber in einer der Vorstädte, wie sie in den 2020er-Jahren hochgezogen worden waren. Tatsächlich stammte seine Mutter aus Shenyang, aber sie war keine Schneiderin, sondern Parteisekretärin. Der Vater war ein hoher

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