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Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Titel: Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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hegte keinen Zweifel, dass Tatjana später seine Wahrnehmung bestätigen würde. Doch Monterny konnte nicht von Crest ablassen. Er war der einzige Arkonide, der noch am Leben war. Und: Crest da Zoltral war dem Geheimnis des ewigen Lebens auf der Spur.
    Es rechtfertigte jede Lüge, jede Tat.
    Der Arkonide sah ihn aus weit aufgerissenen, tränenfeuchten Augen an. Crest zitterte vor Wut. Er würde in dem Wortgefecht, das folgen musste, nicht klein beigeben.
    Monterny sagte nichts. Seine rechte Hand wanderte an die Tasche, die am Oberschenkel des Anzugs eingearbeitet war, öffnete sie und holte die Waffe heraus.
    Crest zuckte zusammen, als hätte ihn ein Schlag getroffen. Er zischte etwas in seiner Muttersprache, das Monterny als ein Stoßgebet verstand. Dann fasste er sich wieder und sagte auf Englisch: »Wo haben Sie den Strahler her? Ich habe Manoli aufgetragen, ihn getrennt von den Anzügen zu verstecken!«
    »Was er auch getan hat. Aber wie Sie sehen, war sein Versteck nicht gut genug gewählt.«
    »Sie haben Manoli bedroht!«
    »Nein. Wir mögen Barbaren sein, aber wir sind keine dummen Barbaren. Etwas logisches Denken hat uns genügt. Kein Mensch würde ohne Waffe unter Wilde gehen. Also wird kein Arkonide unbewaffnet unter Menschen gehen. Aber da Arkoniden klug sind, würde er natürlich dafür sorgen, dass sie den Wilden nicht in die Hände fällt ...« Monterny hob die Waffe an. »Es war nicht weiter schwer, sie zu finden. Manoli hatte sie in der Nähe der Klinik vergraben.«
    Der Mutant hob die freie Hand, bildete mit beiden Händen eine Fläche, auf der die Waffe, die der Arkonide Strahler genannt hatte, wie auf einem Podest lag.
    Sie war schlicht. Das matte Material – es war so leicht wie Plastik, aber fühlte sich gleichzeitig so robust wie Stahl an – war glatt und schien ähnlich wie der Anzug über eine Tarn-Funktion zu verfügen. Legte man sie ab, war es leicht, sie zu übersehen. Der Griff der Waffe war aufgeraut, um besseren Halt zu geben. Einen Abzug gab es nicht. An seiner Stelle diente eine Metallzunge als Auslöser, die man zwischen Daumen und Zeigefinger zusammenpresste. Zumindest vermutete Monterny es.
    »Ich frage mich«, sagte der Mutant, »was wohl geschieht, wenn ich diesen Strahler abfeuere?« Monterny nahm die Waffe in die Rechte. Wie zufällig richtete sich ihre Mündung auf Crest. »Seine Wirkung muss furchtbar sein. Weit jenseits dessen, was menschliche Waffen anzurichten vermögen.«
    »Sie begehen den Fehler, die Grausamkeit Ihrer Spezies auf die meine zu übertragen«, sagte Crest.
    »Ich spreche nicht von Grausamkeit.« Monterny ließ den Lauf des Strahlers auf den Arkoniden gerichtet. »Und Sie können mir glauben, ich kenne mich mit Grausamkeit aus. Ich war im Krieg. Ich habe grausame Dinge getan – und habe Grausamkeit am eigenen Leib gespürt. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich bin ...« Monterny fuhr mit der freien Hand entlang der entstellten Seite seines Schädels.
    »Das ... das ist die Ursache?« Crest suchte nach Worten. Er musste aus einer Welt stammen, die keine Narben mehr kannte. Keine physischen wenigstens. »Es tut mir leid für Sie, Monterny.«
    Es klang aufrichtig. Es war der Moment, auf den Monterny gewartet hatte. Crest hatte sich ihm – wenn auch nur ein wenig – geöffnet.
    Der Mutant setzte seine Gabe ein.
    »Menschen sind grausam.« Monterny senkte den Lauf des Strahlers. »Und findig. Unsere Waffen sind von exquisiter Raffinesse und Grausamkeit, sind in ihren Möglichkeiten stets unseren guten Absichten voraus. Mit der Folge, dass wir Menschen immer kurz davorstehen, einander umzubringen. Kollektiv sind wir gerade auf dem besten Weg gewesen, als Sie mit Ihrem Schiff auf dem Mond gelandet sind. Wir haben genug atomare Sprengköpfe aufgehäuft, um die Erde mehrmals vernichten zu können. Ganz zu schweigen von den biologischen und chemischen Waffen.«
    Die Suggestion wirkte. Crests Körpersprache belegte es. Die Spannung war aus dem Arkoniden gewichen. Die Tränen, die er weinte, waren nicht mehr Tränen des Zorns, sondern des Mitgefühls.
    »Ich weiß nicht viel über die Arkoniden«, fuhr Monterny fort. »Leider. Ich würde gerne mehr von ihnen erfahren, von ihnen lernen. Doch aus dem wenigen, was ich weiß, schließe ich, dass Ihr Volk tatsächlich reifer ist als das unsere. Wieso? Ganz einfach: Sie haben einander nicht umgebracht. Obwohl die Arkoniden über ein Vielfaches unserer Möglichkeiten verfügen. Im Kleinen ...«, er hob den Strahler an,

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