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Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Titel: Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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die sonst den Blick in die Unendlichkeit behinderte, war fern.
    Dr. Manoli und Dr. Haggard wandten sich um. Sie trugen weiße Kittel, wirkten nicht wie Gefangene, sondern wie Ärzte, die um Leben und Gesundheit eines Patienten rangen.
    »Wir glauben ja«, sagte Manoli.
    Die beiden Ärzte standen am Krankenbett Iwan Goratschins, versperrten Monterny den Blick. Doch auch wenn die beiden Männer zur Seite getreten wären, hätte der Mutant nur wenig vom Zwillingsbruder seines toten Gefährten zu sehen bekommen. Ein hoher Rahmen ragte über die Matratze. Gedacht für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Patient sich nach Jahrzehnten bewegte und Gefahr lief, aus dem Bett zu stürzen. Bündelweise führten Kabel und Leitungen zum Bett. Die meisten von ihnen endeten in Elektroden, die jedes Lebenszeichen Iwan Goratschins registrierten.
    Das Ergebnis ihrer Messungen ließ sich unmissverständlich an der Wand von Displays ablesen, die sich am gegenüberliegenden Rand des Betts erhob: Iwan Goratschin lebte. Sein Zustand war stabil, er atmete aus eigener Kraft.
    Die Displays zeigten ein zweites Faktum an: Iwan Goratschin lebte auf dem denkbar niedrigsten Niveau. Im Koma. Seit dem Tag vor beinahe dreißig Jahren, als ein Sprengsatz in Afghanistan sein Gehirn erschüttert hatte.
    Monterny ging zu dem Komatösen, nahm seine Hand und drückte sie zärtlich zur Begrüßung – wie er es immer tat.
    »Wir haben seine Krankenakte gründlich studiert«, sagte Dr. Haggard. Er war ein athletisch gebauter Mann, dem man sein Alter – er war vierzig – nicht ansah. Man hätte ihn mit einem Profisportler verwechseln können, wäre da nicht dieser wache, wissbegierige Ausdruck in seinen Augen gewesen, der den Forscher in ihm verriet.
    »Die Akte ist beeindruckend«, schloss sich Dr. Manoli an. Er war ein schmaler, unauffälliger Mann. Vom bloßen Anblick hätte man ihm niemals zugetraut, mit Perry Rhodan zum Mond geflogen zu sein. Aber Eric Manoli war nicht zu unterschätzen. Er war ein Mann von eiserner Entschlossenheit. Ohne sein beherztes Eingreifen wäre Crest da Zoltral seinem Leiden erlegen. »Es gibt buchstäblich keine Therapie, die man an Mr. Goratschin nicht versucht hätte.«
    Monterny ließ die Hand des Komatösen los und trat einen Schritt zurück. »Iwan hatte einen Zwillingsbruder. Ivanhoe ... Iwanowitsch hat alles für ihn getan, was in seiner Macht stand. Und seit seinem Tod ist diese Aufgabe auf mich übergegangen. Ich erfülle lediglich meine Pflicht gegenüber einem toten Freund, mehr nicht.«
    »Der körperliche Zustand Mr. Goratschins ist herausragend«, sagte Dr. Haggard. »Ich muss gestehen, dass ich es nicht für möglich gehalten hätte, einen Menschen im Koma über so eine lange Zeit vor dem körperlichen Verfall zu bewahren.«
    »Das ist nicht mein Verdienst.« Monterny deutete auf den Maschinenpark, der sich um das Bett scharte. »Ivanhoe war besessen von Krafttraining. Er hat seine Kenntnisse genutzt, um seine Erfahrungen zu übertragen. Diese autonomen Geräte trainieren nahezu jeden Muskel im Körper Iwans.« Sein Blick fiel auf Iwan. Der Komatöse wirkte frisch und gesund, machte den Eindruck, als könne er jeden Moment erwachen, sich das Gewirr von Elektroden, Leitungen und Schläuchen vom Körper reißen und zurück ins Leben treten. »Ivanhoe hat kurz vor seinem Tod eine Stiftung gegründet. Sie verwaltet die Patente für diese Maschinen und stellt sicher, dass sie Patienten weltweit zugutekommen, ungeachtet ihrer finanziellen Verhältnisse.«
    »Mr. Goratschins Bruder muss ein bemerkenswerter Mann gewesen sein.«
    »Das war er. Wir alle sind durch seinen Tod ärmer geworden. Er hatte der Menschheit noch unendlich viel zu geben.« Monterny wandte den Kopf ab, als ihm Tränen in die Augenwinkel schossen. Er wischte sie ab. »Aber wir sind nicht wegen der Toten hier, sondern wegen der Lebenden. Was haben Sie mir mitzuteilen?«
    Er erhielt keine Antwort. Die beiden Ärzte tauschten verstohlene Blicke aus, als hoffte jeder vom anderen, dass er den Anfang machte.
    Manoli gab sich schließlich einen Ruck. »Die Aussichten sind schlecht«, antwortete er leise.
    »Sie brauchen nicht zu flüstern, Dr. Manoli. Das höre ich seit Jahren von den Ärzten. Was ich von Ihnen beiden wissen will, ist Folgendes: Besteht überhaupt die geringste Aussicht für Iwan?«
    »Vielleicht«, übernahm Haggard. »Aber selbst diese geringe Aussicht ist mit hohen Risiken behaftet.«
    »Das nehme ich in Kauf. Ivanhoe hätte es getan.

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