Perry Rhodan Neo 009 - Rhodans Hoffnung
Kameraden ihren Tunnel graben, auch Perry Rhodan einen gräbt ... Die Wahrscheinlichkeit ist so gering, sie geht gegen null.«
»Ich weiß.« Timothy hob die Schultern. »Aber hier liegt Ernst Ellert. Und ich kann euch nur sagen, was Walt und KaHe mir erzählt haben.«
»Wer?«
»Walt und KaHe. So nennen sie einander. Ihre richtigen Namen kenne ich nicht. Zwei Kameraden Ernsts, die mit ihm zusammen von Deutschland aus zur Gobi aufgebrochen sind. Sie kommen öfters her und schauen nach ihm. Aber immer nur einzeln. Sie sind Kameraden, aber sie scheinen es nicht immer einfach miteinander zu haben.«
»Was glauben sie, was mit Ernst Ellert passiert ist?« Mildred trat wieder einen Schritt zurück. Es schien ihr unpassend, diesen seltsamen Mann wie eine Jahrmarktattraktion zu begutachten.
»Wenn du KaHe fragst, eine Art Schock oder Koma«, antwortete Timothy. »Er ist überzeugt, dass wir der Sache schnell auf den Grund kommen, wenn wir erst einmal das arkonidische Wissen ganz für uns nutzen können. KaHe denkt, dass es eine wissenschaftliche Erklärung für den Zustand Ellerts geben muss.«
»Und was sagt Walt?«
»Walt?« Timothy lächelte, als er an den zweiten Kameraden Ellerts dachte. Es war voller Wärme, verriet, dass Timothy diesen Walt mochte. »Oh, nur, dass Ernst Ellerts Seele oder Geist den Körper verlassen hat. Sein Freund Ernst ist unterwegs, glaubt er. Irgendwo da draußen im unendlichen Universum. Oder in anderen Universen oder anderen Zeiten. Ernst Ellert war ein besonderer Mensch, sagt Walt. Er träumte oft. Aber nicht wie andere Menschen. Ernst Ellert schien in seinen Träumen zu anderen Orten, in andere Zeiten zu reisen.«
Mildred und Julian sahen einander an. Eine schöne Vorstellung. Aber war es denn nicht nur Wunschdenken?
»Was denkst du, Timothy?«, fragte Mildred.
»Dass ich, wenn es nach meinen Eltern ginge, nicht hier bei diesem Mann wachen sollte, der eigentlich tot sein müsste. Dass ich meinem Vater auf unserer Farm in Kansas zur Hand gehen sollte, damit ich sie eines Tages übernehmen kann. So, wie er es bei seinem Vater getan hat und alle unsere Vorväter seit bald einhundertfünfzig Jahren. Dass ich nicht mit siebzehn hätte durchbrennen sollen und ich mir stattdessen an der Highschool eine nette Farmerstochter hätte angeln sollen, damit mein Sohn eines Tages die Farm wiederum von mir übernehmen kann – und jetzt bin ich hier. Wer hätte das für möglich gehalten?«
»Ja, wer?« Mildred fühlte sich mit Timothy Harnahan verbunden. Seit sie sich erinnern konnte, hatten ihre Eltern große Pläne mit ihr gehabt. Beide hatten Professorentitel, beide hielten viel darauf, »progressiv« zu sein und ihre Tochter von früher Kindheit an zu einem Menschen mit eigenem Kopf zu erziehen – und für beide war eine Welt zusammengebrochen, als Mildred den sicheren Studienplatz in Virologie an einer Elite-Uni samt Stipendium in den Wind geschossen hatte, um eines Morgens auf ihr Fahrrad zu steigen und loszufahren. Zwei Jahre lang hatte Mildred sich durchgeschlagen. Als Kellnerin, als Helferin auf dem Feld, Animateurin in teuren Clubs, als Straßenkünstlerin. Sie hatte nichts vermisst, hatte die ultimative Freiheit genossen, nichts zu besitzen und nicht zu wissen, was der nächste Tag brachte.
Dann hatte sie Julian getroffen und hatte sich auf das Unvorstellbare eingelassen: eine feste Beziehung. Ihr Aufbruch nach Terrania schien ihr daneben beinahe eine Kleinigkeit. Die Durchquerung der Gobi mit den Bullets war ein Aufbruch in eine Ungewissheit gewesen, die ihr vertraut war. Die Beziehung zu Julian dagegen der Vorstoß in ein unbekanntes Land, das ihr zuweilen so viel Angst machte, dass sie ihn in nackter Notwehr von sich stieß.
»Von Ernst Ellert hätte nicht mehr als ein Häufchen Asche bleiben dürfen«, kehrte Timothy wieder zu dem Mann zurück, der vor ihnen lag. »Niemand weiß, wie arkonidische Energieschirme funktionieren – auch wenn KaHe immer was von ›fünfdimensional‹ und ›Feinabstimmung der Feldoszillation‹ sagt –, aber fest steht, dass ihre Berührung tödlich ist. Eigentlich ...«
Stille kehrte ein, als die drei ihren Gedanken nachhingen.
Sie endete abrupt, als Timothys Tablet wie ein vorsintflutlicher mechanischer Wecker läutete. Er angelte es aus der Tasche. Das Display pulsierte rot. Timothy wischte über das Display, stoppte den Alarm. Er nahm den Rucksack, den er an das Bett gelehnt hatte. »Ich muss los. Meine Nachtschicht beginnt gleich. Die
Weitere Kostenlose Bücher