Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega
seinen blanken Schädel, auf dem sich Schweißtropfen angesammelt hatten. »Das wissen wir derzeit noch nicht. Und dies ist der Grund für unsere etwas überstürzte Aufwartung: Es ist essenziell wichtig, dass sich die Staaten der Erde klug verhalten.«
Die Ministerpräsidentin blickte ihre Besucher nachdenklich an. »Wie viel Zeit bleibt Ihnen, bevor Sie Ihre Tour fortsetzen müssen?«
Mercant sah auf die Uhr. »Zwanzig Minuten.«
»Dann wollen wir die Zeit nutzen, um über die Angelegenheit zu sprechen, die uns nicht wenig Sorgen bereitet.« Sie sah kurz zu dem verwaschenen Fleck hoch, der sich im Blau des Himmels abzeichnete. »Meine Generäle wollten mich bereits in einen Bunker stecken und das Ding da oben mit unseren Boden-Satellit-Geschossen herunterholen. Bevor das geschieht, sollten wir miteinander sprechen.«
Skelir
Skelir steuerte das Einpersonenboot mit traumwandlerischer Sicherheit und raste in ausreichender Höhe seinem Ziel entgegen. Die Entscheidung für das Land, das die Menschen Indien nannten, hatte er spontan gefällt. Dort waren zwar bereits vierzehn Beiboote auf der Jagd nach Besun, aber auf anderen Teilen dieses Planeten sah es nicht besser aus.
Mühsam kämpfte er gegen die Angst – wie jedes Mal, wenn er unterwegs war. Er konnte die Bilder einfach nicht aus seinem Kopf vertreiben:
Das Tier reißt das Maul auf. In den vier dunklen Augen spiegelt sich das Licht der blauen Sonne. Die Zähne, die sich in Skelirs Körper bohren wollen. Und dann die Klingen, die das vermeintliche Tier zieht.
Der Fantan raste durch ein dichtes Wolkengebiet. Weiße Fetzen peitschten gegen die Sichtscheibe und wichen bald dem düsteren Grau einer Gewitterfront. Das würde dem Beiboot nicht schaden können. Skelir flog weiter, beschleunigte sogar noch mehr. Er freute sich auf ...
Das blitzende Schwert kappt Skelirs dritten Arm. Er schreit.
Er schrie.
Bis er merkte, dass die Bilder der Vergangenheit ihn wieder völlig gefangen nahmen. Warum bekam er sie einfach nicht aus den Gedanken?
Ein Signalton lenkte seine Aufmerksamkeit auf das kleine Übertragungsgerät, dessen Gegenstück Jenves in der SREGAR-NAKUT den Gefangenen aushändigen sollte. Angeblich, damit sie ihre Neugierde stillen und in Erfahrung bringen konnten, was er, Skelir, in den Weiten ihrer Welt plante – was all die Fantan in all den Beibooten planten. Tatsächlich ging es ihm nur darum, auf diesem Weg mit dem Mädchen Sue Mirafiore in Kontakt bleiben zu können. Das Gegengerät sollte ihm ständig Bild- und Tonaufnahmen übermitteln.
Das Signal meldete die Bereitschaft und teilte mit, dass die Verbindung stand. Zufrieden leitete der Fantan die Bilder der Außenbeobachtung in den Datenstrom, der den Gefangenen momentan nur den Blick in den Wolkenberg und einige zuckende Blitzerscheinungen offenbarte.
Umgekehrt allerdings konnte er die vier Menschen im Spindelschiff beobachten. Er gab sich nicht der Illusion hin, dass diese nicht genau das ahnten. Sie würden sicher keine Geheimnisse voreinander ausbreiten; darauf kam es jedoch nicht an. Skelir wollte nur Sue Mirafiore sehen, sie hören, vielleicht verstehen.
Es lenkte ihn ab, machte alles so viel einfacher. Das Mädchen wanderte dicht neben dem Jungmenschen Sid González zwischen den zahllosen Vitrinen des Ausstellungsraumes, in den die beiden Fantan die Planetenbewohner zuletzt geführt hatten. Gleichzeitig wies Jenves den Menschen Bull in die Bedienung des Beobachtungs- und Kontaktgerätes ein.
Skelir fokussierte die Wiedergabe auf Sue.
»Die sind Jäger und Sammler, oder wie man das sagt«, hörte er Sid González zu Sue sagen. »In den Vitrinen gibt es ja gerade alles, was man sich nur vorstellen kann!«
»Und noch einiges mehr«, ergänzte Sue. »Schau dir das hier an!«
»Was ... was ist das?«
»Keine Ahnung. Sieht ein bisschen aus wie eine Zahnbürste, nur größer.«
»Zahnbürste?«, wiederholte González skeptisch. »Ich würde mir das Ding nicht in den Mund stecken! Es bewegt sich! Und darauf wachsen ... wachsen ... was immer das auch ist.«
Skelir wusste zwar nicht, was eine Zahnbürste sein sollte, aber er wunderte sich nicht, dass die beiden Menschen noch nie einen enozypalen Lamoster gesehen hatten. Sämtliche Fantan an Bord hatten sich bislang vergeblich den Kopf darüber zerbrochen, wozu er gut sein könnte. Sie kannten den Namen, mehr nicht, und seine Herkunftswelt lag in absehbarer Zeit nicht mehr in der Nähe ihrer angedachten Flugroute.
Der Fantan
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