Perry Rhodan Neo 011 - Schlacht um Ferrol
benachteiligt oder bevorzugt. Wer nicht bereit ist, diese einfachsten Grundregeln der Ethik zu befolgen, ist frei, Terrania zu verlassen. Er hat an diesem Ort, der für eine bessere Zukunft steht, nichts zu suchen.«
Wenige Worte, holprig formuliert.
Aber wahre Worte. Rhodan schien immer das Richtige zu sagen und zu tun, auf eine Art, die Kakuta nicht begriff.
»Wir bringen dich durch, Conrad«, flüsterte er dem ehemaligen Astronauten ins Ohr. »Komme, was wolle.«
Anne Sloane beharrte darauf, ihren Anzug anzulassen. Erst nach langen und hitzigen Diskussionen, ließ sie sich davon überzeugen, dass die Schutzanzüge ihnen mehr Schaden als Nutzen bringen würden. Sie durften sich keinesfalls der Gefahr aussetzen, von den Topsidern angemessen werden zu können.
Kakuta zweifelte, angesichts des erbitterten Widerstands, den Anne ihm entgegenbrachte. Traf er denn die richtigen Entscheidungen?
Sie wurden mit ungewohnten Umweltbedingungen konfrontiert. Einskommavier Gravos. Atemluft, die sich irgendwie dick anfühlte und für ein Gefühl der Beklemmung im Brustkorb sorgte. Die Farben waren anders als auf der Erde, ebenso die Gerüche, und selbst die Blick- und Betrachtungswinkel hatten sich verändert.
Unter Qualen fertigten sie die Trage für Deringhouse. Zwei Äste mit für einen guten Griff zurechtgeschnitzten Enden. Drei ineinander verflochtene Schichten aus Wasserschilf dazwischen. Das Rohr war fest und zäh, aber auch ausreichend biegsam, um für den Verletzten eine möglichst bequeme Tragbahre zu basteln, in der er liegen konnte. Das Material würde für eine Weile halten, sofern sie es von Zeit zu Zeit mit Wasser übergossen und geschmeidig hielten.
Rod Nyssen ging vorne, Kakuta hinten. Darja Morosowa sprang ein, wenn es schwierige Passagen zu überwinden galt – und das kam oft genug vor. Anne Sloane konzentrierte sich ganz auf ihre Aufgabe, den Verletzten am Leben zu erhalten. Sie wich kaum einmal von Deringhouses Seite.
Sie desaktivierten die Schutzanzüge und begruben sie unter Geröll. Die Topsider konzentrierten ihre Suche nach Überlebenden der abgestürzten GOOD HOPE, sicher auf jene sumpfartige Landschaft, auf dessen Ausläufer sie hinabblickten. Baumriesen standen fleckenweise dicht an dicht, um dann wieder breiten Gewässern Platz zu machen.
Am Rand der Marschlandschaft war eine Herde elefantenähnlicher Tiere zu erahnen, die auf breiten Tretern und mit lächerlich anmutenden Tapsern die Wasserläufe querten. Vögel mit breiten Schwingen begleiteten sie und ließen sich gelegentlich auf den Dickhäutern nieder, um ihnen Parasiten aus der faltigen Haut zu picken. Ihr Gekreisch ging durch Mark und Bein. Es diente womöglich der Abwehr jener Räuber, die sich in den Schatten der Wasserbäume erahnen ließen.
Gab es hier Schlangen? Insekten, die Gift versprühten? Wo waren jene Tiere, die an der Spitze der Nahrungspyramide standen, und wie konnten sie ihnen ohne Waffen begegnen? War es sinnvoll gewesen, all ihre hochmodernen Ausrüstungsgegenstände zurückzulassen?
Ja!, befand Kakuta im Stillen. Das gefährlichste Raubtier, mit dem wir es auf dieser Welt zu tun haben, ist zweifelsohne der Topsider.
Mehrmals tauchten Raumer ihrer Feinde am Horizont auf. Kleinstschiffe, die mit irrwitziger Geschwindigkeit dahingeschossen waren und fallweise Jagd auf flug- und weltraumtaugliche Schiffe in allen möglichen Formen gemacht hatten, auf Einheiten der unterlegenen Ferronen.
Ein rattenähnliches Tier streckte lange, spitze Ohren aus einem Erdloch. Es fauchte aggressiv, bevor es verschwand und kurze Zeit darauf an anderer Stelle zwischen Geröllhaufen wieder auftauchte. Es verfolgte sie eine Weile auf ihrer anstrengenden Wanderschaft, um, als es einer halben Meter langen Raupe mit großen Glupschaugen ansichtig wurde, zurückzubleiben und sich in deren Chitinkörper zu verbeißen.
Jeder Schritt war ein Schritt ins Unbekannte, voller Mühen und Plagen. Der Weg war gepflastert mit vielen Überraschungen und noch mehr Gefahren. Die Blätter veilchenähnlicher Blumen sonderten ein schmerzendes Kontaktgift ab, ähnlich dem von Nesseln, dornenbesetzte Sträucher verströmten Fäkaliengestank. Faustgroße Steine entpuppten sich als abgestreifte Hüllen von sich häutenden Igelgeschöpfen. In ihrem ausgehöhlten Inneren hatten sich giftgrüne Maden breitgemacht, denen Kakuta tunlichst aus dem Weg ging.
Er war unendlich müde. Jeder Schritt zehrte an seiner Substanz. Er schwitzte und er trank literweise
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