Perry Rhodan Neo 011 - Schlacht um Ferrol
ich in Berkeley einen Vortrag des Tengzin Gyatshu hörte, des fünfzehnten Dalai-Lama«, sagte Timothy Harnahan.
Die erste Runde des Podpoetry Slams war zu Ende. Die Spracherkennung des Pod vergab Noten, die auf der Beurteilung der Selbstsicherheit und auf der Qualität der Antworten beruhten.
Zumindest sollte es so erscheinen. Denn die verfügbare Technik des Geräts war keinesfalls darauf ausgerichtet, Argumente auf ihre Gewichtigkeit zu überprüfen.
Timothy lag um einige Zehntelpunkte in Führung. Doch wer diesen Wettbewerb gewann, spielte in Wahrheit keinerlei Rolle. Wichtig war, dass sie ausreichend Aufmerksamkeit erregten.
Die zweite Runde begann, dann die dritte. Der Pod fragte nach frühen Kindheitserinnerungen, nach der Bedeutung der Schulbildung für die drei Teilnehmer, nach deren wichtigsten Lehrmeistern.
Mehrere Flundern der Fantan glitten in geringer Höhe über die Bühne hinweg. Sie stammten aus dem neuen Schiff. Aus dem größeren. Der Vorgänger hatte die Erde anscheinend fluchtartig verlassen.
Die Route galt als »Einzugsschneise«, die die Fantan nutzten, um vom riesigen Raumer wegzufliegen oder dorthin zurückzukehren. Gewiss hörten die Fantan-Leute, was hier vor sich ging. Die Neugierde der Außerirdischen war hinlänglich bekannt. Nach allem, was Adams über sie in Erfahrung gebracht hatte, würde der eine oder andere Fantan eine Reaktion zeigen, wenn sie das kleine Schauspiel geduldig fortsetzten.
20 Flundern rasten über ihre Köpfe hinweg, niemand interessierte sich für sie. Adams ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Ein Schauspieler benötigt kein Publikum, rief er sich Stemps pathetische Worte in Erinnerung. Er spielt um des Schauspiels willen. Er umarmt die Melpomene und Thalia, die Musen der Tragödie sowie der Komödie, und lässt sie niemals mehr wieder los.
Mildred, Tiff und Timothy machten weiter. Sie überbrückten jene zehn Minuten, da keine Flunder zu sehen war, mit flachen Plattitüden, um dann, als wieder Beiboote der Fantan in Sichtweite kamen, ihre Vorträge mit wesentlich mehr Bedeutung zu belegen.
Menschen kamen näher. Solche, die in Zeltstädten außerhalb der Grenzen Terranias lagerten und von den weithin hörbaren Vorträgen angelockt wurden. Glücksritter, Marodeure, Verzweifelte. Ehemalige Soldaten der chinesischen Armee, die sich ihnen weder angeschlossen, noch den Weg zurück in ihre Kasernen unternommen hatten. Angehörige von Randgruppen der Gesellschaft, die sich stets an den Rändern des Lichts sammelten, um ein klein wenig vom Glanz abzubekommen.
Sie erschienen wie aus dem Nichts. Ein Dutzend, dann 50, dann 100 Menschen. Sie setzten sich hin und lauschten.
Adams war vorbereitet. Über Funk rief er einen Wasserwagen herbei und ließ die Gulaschkanone anwerfen. Entgegen seiner Erwartungen warfen sich die Menschen nicht gleich ins Gemenge, um bei dieser höchst willkommenen Gelegenheit ihre Mägen zu füllen, womöglich das erste Mal seit Tagen. Sie stellten sich gesittet in Reih und Glied an, die Köpfe stets der Bühne zugewandt, und lauschten dem Podpoetry Slam.
Sie sind hungrig, dachte Adams. Nicht nur nach Nahrung. Sondern nach Ansprache. Nach Wissen und Kultur. Sie wollen hören und bestätigt bekommen, dass es richtig war, hier zu warten und nahe des Existenzminimums dahinzuvegetieren. Es gibt noch so viel zu tun, so viel ...
Keiner der Außerirdischen kümmerte sich um das Schauspiel. Die Schiffe glitten weiter, von Süd nach Nord, um alsbald in alle Himmelsrichtungen davonzurasen, unbekannten Zielen entgegen.
Halt! Eine Flunder verzögerte. Sie kehrte um und schwebte zur Erde nieder, leicht wie eine Feder. Das Schiff setzte keine fünfzig Meter von ihnen entfernt auf. Sand stieb beiseite und fauchte über sie hinweg. Als Adams die Augen wieder öffnete, war der Fantan da. Er stand unmittelbar vor der Bühne, die mit schwarzem, nunmehr staubbedecktem Samt ausgeschlagen war. Die Menschen ringsum wichen beiseite. Sie waren verängstigt – doch sie liefen nicht davon.
Dieser da wirkte seltsam, selbst unter der Prämisse, dass die Angehörigen seines Volkes fremdartiger wirkten als alles, was Menschen jemals zu Gesicht bekommen hatten. Denn vom tonnenförmigen Unterteil des Fantan ragten Hautlappen ab, die trotz seiner langen, dürren Beine beinahe über den Boden schleiften.
»Ich bin auf der Suche ...«, dröhnte eben die computergenerierte Sprechstimme des Pods.
»... nach dem Ende des Universums, um darüber hinaus zu
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