Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell
Lebewesen unmöglich war. Andere Kadaver verwesten im Sumpf und auf dem Uferstreifen. Auch die Pflanzen – gleich, ob sie aus dem Wasser ans Ufer gewachsen waren oder aus dem Sumpf stammten – waren abgestorben. Die Blitze der flackernden Kunstsonne hoben mal diese, mal jene Einzelheit aus dem Teppich toten Gewebes hervor. Die Szenerie wirkte wie das Bild eines urtümlichen Planeten, der sich entschieden hatte, das große Experiment Leben nach kurzer Zeit aufzugeben.
Rhodan hörte Tschubai aufseufzen. Kerlon warf ihm einen Blick zu und rief: »Ist es nicht herrlich?«
Tschubai suchte nach Worten. »Es ist so ganz anders als auf meiner Heimatwelt.«
»Heimatwelt«, wiederholte Kerlon. Er lächelte selig. »Wissen Sie, manchmal glaube ich, Lannol ist mittlerweile meine Heimatwelt.« Er lachte. »Ein verrückter Gedanke, nicht wahr? Als wäre ich ein wirrer alter Mann.«
Er wandte sich von Tschubai ab und schaute Rhodan nachdenklich an. »Man meint immer, Planeten seien beliebige Zwischenstationen auf dem ganz großen Weg. Tatsächlich üben sie einen Lebensmagnetismus aus, sie machen sich uns zu eigen.« Sein Blick wurde prüfender. »Oder? Ist es nicht so, dass sogar Sie ein wenig heimisch geworden sind auf Ihrem geliebten Larsaf III?«
Rhodan hielt es für klug, darauf nur mit einem vielsagenden Lächeln zu antworten. Vielleicht hatte Wuriu Sengu gespürt, dass Rhodan dieser Frage ratlos gegenüberstand. Jedenfalls kam er herüber und sagte: »Ich würde dich gern kurz unter vier Augen sprechen.« Dabei berührte er mit Zeige- und Mittelfinger die Nasenwurzel und bedeutete Rhodan so, dass er etwas darüber zu sagen wünschte, was er mit seinen besonderen, parabegabten Augen gesehen hatte.
»Entschuldigen Sie mich kurz«, bat Rhodan den Arkoniden.
Tschubai, der Kerlon ansah, wie wenig recht ihm diese Unterbrechung war, nahm den Greis ein wenig zur Seite. »Wir haben anstrengende Tage hinter uns«, sagte Tschubai. »Es täte mir gut, ein wenig zu sitzen. Vielleicht leisten Sie mir Gesellschaft?« Er machte eine alles umfassende Geste. »Sicher gibt es noch so viel, was wir über die Bastion lernen müssen.«
Das wieder schien Kerlon zu schmeicheln. Er wies auf die Wand der Halle; dort standen, wie Tschubai nun sah, in regelmäßigen Abständen kurze Bänke. Sie gingen hinüber. Kerlon schleppte sich vorwärts und ließ sich dann mühsam neben Tschubai nieder. Er atmete schwer. Tschubai schwieg.
»Ihr Name ist also ...?«
»Ras Tschubai.«
»Natürlich.« Kerlon verzog sein Gesicht unwillig. »Wie respektlos, mir das nicht gemerkt zu haben.«
Tschubai winkte ab. »Es ist ein seltener Name.«
»Ja«, sagte Kerlon. »Habe ich mich bereits erkundigt, von welcher Kolonialwelt Sie stammen?«
»Sudan«, sagte Tschubai.
Kerlon überlegte. »Natürlich. Sudan im Chenta-Pasymon-System?«
Tschubai lächelte. »Bitte haben Sie Verständnis, dass ich nicht alles erzählen kann.«
Kerlon wies mit dem Kinn auf Rhodan und Sengu, die dicht nebeneinander und langsam durch die Halle schritten. »Wenigstens nicht ohne Erlaubnis des Kommandanten.«
»Kann man so sagen.«
»Wenn Sie Mitglied seiner Garde sind, darf ich vermuten, dass Sie über besondere Gaben verfügen?«
Tschubai stutzte. Dann sagte er: »Ich bin ein Mutant.«
»Ein Mutant also«, sagte Kerlon.
»Meine Mutter hieß Halle Berry«, sagte Tschubai. »Ich habe meine Mutation von ihr geerbt.«
»Darf ich nach der Art Ihrer Mutation fragen?«, erkundigte sich Kerlon.
»Meine Mutter hatte an jedem Fuß sechs Zehen«, erklärte Tschubai.
Kerlon ließ seinen Blick zwischen Tschubai und Rhodan hin- und herwandern. Dann brach er plötzlich in ein Gelächter aus, so schallend, dass Tschubai schon fürchtete, er würde es nicht überleben.
Dennoch fiel er mit ein.
»Ein Mutant!«, kreischte Kerlon. »Und ich hätte es Ihnen beinahe geglaubt. Bei allen zwölf Sternengöttern Arkons, wie ich es genieße, endlich wieder Leuten wie Ihnen zu begegnen: Männern mit Humor, die über sich selbst lachen können. Ein Mutant!« Übergangslos wurde er wieder ernst. »Das ist, was meinen Männern in letzter Zeit fehlte: der Humor. Sie sind so still und herbe geworden. Der Dienst hat sie so ernst gemacht.«
»Es gibt andere Männer in der Bastion?«, fragte Tschubai.
»Selbstverständlich gibt es die«, sagte Kerlon. »Die Besatzung natürlich. Die Streitkraft der Ewigen Bastion.« Er schloss für einen Moment die Augen. »Bei den Sternengöttern. Ich habe
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