Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft
Augenmerk auf das Nebenschott. Ihm fiel auf, dass es einen Spaltbreit geöffnet war. Es reichte gerade, um einen schlanken Mann im Raumanzug hindurchschlüpfen zu lassen.
Eine Stimme in seinem Hinterkopf warnte ihn, dass er nicht allein auf Entdeckungstour gehen sollte. Doch das Wispern in seinem Helm übertönte sie. Außerdem waren Tiff und Mildred ja nur einen Raum weiter.
Vorsichtig zwängte er sich durch den Spalt.
i... o... y..., wisperte es in seinem Helm. imo... y...
Ist das mein Name?, fragte Timothy sich verwirrt. Aber wer oder was an Bord konnte seinen Namen kennen? Eine eigentümliche Erregung ergriff von ihm Besitz – ein Gefühl irgendwo zwischen Angst und Neugierde. Womöglich wäre es klug gewesen, umzukehren. Womöglich wäre es klug gewesen, Tiff und Mildred anzufunken. Aber über dieses Stadium bedachten Handelns war Timothy mittlerweile hinaus.
Er durchquerte den Nachbarraum, eine Kammer mit technischen Gerätschaften, deren Funktion sich seinem Verständnis entzog. Am Ende des Raums stand ein weiteres Schott sperrangelweit offen.
Timothy ...
Das Wispern war noch immer sehr leise, kaum an der Schwelle des Verständlichen. Doch die körperlose Stimme in seinem Helm nannte eindeutig seinen Namen.
»Hier bin ich«, antwortete Timothy mit vor Aufregung zitternder Stimme. »Wo sind Sie?«
Mit klopfendem Herzen betrat er den dunklen Raum hinter dem Schott. Zu seinem Erstaunen fand er sich auf einer schmalen Rampe wieder, die geradewegs in die Finsternis hineinragte. Er leuchtete mit dem Anzugstrahler umher und erkannte, dass er sich in einem weiteren, kugelförmigen Raum aufhielt, nur dass dieser Raum bis auf die meterweit hineinragende Rampe völlig leer war. Eine eigenartige Wabenstruktur bedeckte die Wände. Die Jahrtausende hatten sie brüchig werden lassen. Unten am Boden der Kammer schwappte Brackwasser.
Plötzlich flammte in der Mitte der Kammer, keine zehn Meter von ihm entfernt, ein Licht auf. Glühend wie ein neu geborener Stern und dabei in allen Farben des Regenbogens schillernd, stieg die Quelle des Lichts über den Rand der Rampe auf. Es handelte sich um eine etwa faustgroße Kugel, die scheinbar aus eigener Kraft durch die Luft schwebte.
Mit weit aufgerissenen Augen und starr vor Überraschung verfolgte Timothy, wie die glühende, schillernde Kugel sich ihm näherte und schließlich keine zwei Meter entfernt vor ihm in der Luft hängen blieb.
Willkommen, Timothy, vernahm Timothy, und nun war ihm klar, dass er das Wispern nicht in seinem Helm, sondern direkt in seinem Kopf gehört hatte. Ich habe sehr lange auf dich warten müssen.
Timothy schluckte.
Er hatte mit allem Möglichen gerechnet. Einem arkonidischen Roboter, der nach zehntausend Jahren noch immer funktionierte. Einem Fragment der Positronik, das sich in ein autonomes Rechensystem zurückgezogen hatte. Vielleicht sogar einen Arkoniden selbst im Kryoschlaf. Aber das hier ... dieses ... Wesen übertraf seine kühnsten Vorstellungen. Und dass die Kugel am Leben war, daran hatte Timothy keinen Zweifel. Er glaubte ihre lebendige Aura zu spüren – wenn auch nur sehr schwach.
»Wer bist du?«, fragte er fasziniert. Sein Magen war ein einziger fester Knoten, aber gleichzeitig wusste er irgendwie, dass er vor dieser leuchtenden Kugel keine Angst haben musste. Sie wollte ihm nichts Böses.
Ich bin ich, antwortete die Kugel, wobei ihre Stimme, ein sanftes Flüstern, direkt in seinem Kopf erscholl. Offenbar war dieses Geschöpf ein Telepath.
»Hast du keinen Namen?«, wollte Timothy wissen.
Ich brauche keinen Namen, gab die Kugel zurück. Es gibt keine anderen meiner Art, es sei denn, der Zufall habe sie erschaffen – so wie mich. Aber ich erkenne, dass du Mensch einen Namen brauchst. Du kannst mich ... Ein Gefühl der Erheiterung huschte durch Timothys Inneres. Du kannst mich Harno nennen.
Harno?, dachte Timothy verwirrt. Diesen Namen hatte er nicht mehr gehört, seit er die Highschool verlassen hatte. Timothy war von seinen Freunden so genannt worden – eine Verballhornung seines Nachnamens Harnahan –, weil es noch einen zweiten Jungen namens Timothy in ihrer Gruppe gegeben hatte, der den Spitznamen Tim bereits für sich reserviert hatte.
»Woher kennst du diesen Namen?«, fragte Timothy, aber er wusste die Antwort bereits, bevor der Fremde sie ihm nannte.
Deine Gedanken sind meine Gedanken, Timothy. Wie sonst könnte ich mit dir sprechen?
Timothy biss sich auf die Unterlippe. Also schön, sein Innerstes
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