Perry Rhodan Neo 017 - Der Administrator
...«
Manoli winkte ab. »Gleich.« Eine unhöfliche Geste für einen Mann, der stets Wert auf Höflichkeit legte. Es unterstrich die Dringlichkeit seines Anliegens.
Manoli führte sie zu einem Wagen, öffnete die Beifahrertür für Crest und setzte sich ans Steuer. Der Arzt berührte mit dem Daumen das Sensorfeld an der Säule des Lenkrads und fuhr los.
»Halt!«, rief Crest. »Wir haben Miss Michalowna vergessen!«
»Sie kommt nicht mit uns«, antwortete Manoli.
»Wieso nicht? Sie haben Sie doch um Hilfe gebeten?«
»Ja. Und sie hat Ihre Aufgabe erledigt.« Der Arzt beschleunigte den Wagen ohne ein weiteres Wort.
Sie ließen Ponta Delgada rasch hinter sich. Manoli steuerte den Wagen an der Küste entlang durch lockere Besiedlung. Der Arzt fuhr, wie es seinem Charakter entsprach: ruhig und umsichtig. Crest war froh darüber. Der Gedanke, dass Arkoniden oder Menschen manuell Fahrzeuge steuerten, war ihm trotz der zweieinhalb Monate, die er auf der Erde verbracht hatte, unheimlich. Wieso eine komplexe Koordinationsaufgabe wie diese, deren Scheitern möglicherweise tödliche Konsequenzen nach sich zog, fehlbaren organischen Wesen überlassen, wenn es nahezu unfehlbare Alternativen gab?
»Kennen Sie die Azoren?«, fragte Eric Manoli. Der Arzt tippte einen Schalter an. Die Scheibe auf der Fahrerseite senkte sich in die Füllung der Tür. Fahrtwind drang in den Wagen. Würzige Seeluft, vermischt mit dem Rauch, der aus den Schornsteinen der Häuser drang.
»Nur den Hafen von Ponta Delgada. Die Kuppel hat meine ganze Aufmerksamkeit beansprucht.«
»Verständlich, aber bedauerlich.« Der Arzt streckte den linken Arm aus dem Fenster, seine Finger spielten mit dem Wind. »São Miguel, die gesamten Azoren gehören zu den exotischen Flecken der Erde. Weit abgelegen – Menschen leben hier erst seit nicht einmal sechshundert Jahren – und mit einem milden Klima. Hier wird es weder zu heiß noch zu kalt.«
»Dafür regnet es ständig.«
Manoli lachte leise. »Sie haben sich doch mit den Inseln beschäftigt?«
»Eigentlich nicht. Aber man schnappt gewisse Dinge auf, wenn man mit der Besatzung der Kuppel spricht. Die Spezialisten beklagen sich über den Regen in ihrer Freischicht.«
Der Arzt verlangsamte die Fahrt, als sie an einen Abzweig gelangten. »Lagoa da Fogo«, stand auf einem Schild. Manoli schlug das Steuer nach links ein und folgte der Richtung, die das Schild wies.
»Menschen«, Manoli schüttelte den Kopf. Tadelnd eigentlich, aber Crest deutete die Geste als liebevoll. »Sie finden in der leckersten Suppe ein Haar.«
Die Straße stieg jetzt an. Die letzten Häuser der Küstenbesiedlung blieben hinter ihnen zurück. Wälder und Wiesen wechselten einander ab, erlaubten einen weiten Blick. Der Wind trieb Wolken über die Landschaft. Sie tauchten sie in ein Wechselspiel aus Licht und Schatten.
»Gibt es auf Arkon Orte wie diese?«, fragte Manoli.
»Nein.« Crest überlegte. »Zumindest kenne ich keine. Wir Arkoniden haben unsere Heimat vor langer Zeit erobert. Die Unberührtheit unserer Heimat war der Preis, den wir dafür zahlten. Aber wir haben die Sterne zum Ausgleich. Wir finden dort die Unberührtheit.«
»Und sie wird niemals zur Neige gehen.«
Schweigend fuhren sie weiter. Die letzten Spuren menschlicher Tätigkeit blieben hinter ihnen zurück. Nur noch das Band der Straße zeugte von der Anwesenheit von Menschen. Nebelfetzen hingen in den Hügeln, ließen die Landschaft geheimnisvoll wirken.
Sechshundert Jahre. Nach arkonidischen Maßstäben war die Insel erst vor einem Augenblick besiedelt worden. Und davor ... Crest dachte an die Schriftrolle an seiner Brust, an den – möglicherweise – unsterblichen Kommandanten. Er war an die Oberfläche aufgestiegen, die Artefakte bewiesen es. Er musste auch auf dieser Insel gewesen sein.
Crest stellte sich vor, wie der Kommandant über die unberührte Insel gestreift war. Er dachte wieder an den Griechen, Hesiod, an das Eherne Zeitalter. Hesiods Zeitalter waren eine Projektion seiner eigenen Wünsche und Ängste, doch zumindest in einem waren sie akkurat: In früheren Zeiten war ein Mann ganz auf sich allein gestellt dem Universum entgegengetreten. Heute war er in ein unzerreißbares Geflecht von Verpflichtungen und Beziehungen verstrickt – und die Wildnis war, wie hier, ein genau eingegrenztes Schutzgebiet.
Manoli hielt an einem ungepflasterten Parkplatz an.
Crest schüttelte die schweren Gedanken ab. »Sind wir da?«, fragte er, ohne überhaupt
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