Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
den lieben langen Tag faulenzen, anstatt mir die Probleme anderer Leute zu eigen zu machen.«
Mildred trat neben Tiff. »Gucky, bitte. Wir brauchen dich. Hilf uns. Verrat uns, was wir im Gegenzug für dich tun können. Außerdem sagtest du erst vor Kurzem, wie langweilig dir in Terrania sei.«
Gucky lehnte sich auf seinen breiten Stützschwanz. Seine Züge entspannten sich, die Augen nahmen eine Mandelform an. »Oho, ein Geschäft. Und der Anreiz, etwas zu erleben. Zwar nicht grandios, aber zumindest ein Anfang. Ich wusste es. Es ist wie mit Sue. Die Weibchen sind auf diesem Planeten einfach schlauer. Außerdem können sie besser Ohren kraulen.«
»Rassist«, murrte Tiff.
Gucky legte den Kopf schief. »Die Weibchen sind eine andere Rasse? Na, das erklärt einiges. Wer war denn zuerst da?«
»Das ist nicht wie mit dem Huhn und dem Ei«, schnappte Tiff.
»Ach nein? Wie ist es denn mit dem Huhn und dem Ei? Kommt beides in die Pfanne?«
»Der will uns doch zum Narren halten, Mildred! Lass uns gehen. Dieser Mickymaus-Verschnitt kann niemanden retten, schon gar nicht das Universum.«
»Warte!« Mildred trat einen weiteren Schritt auf Gucky zu und ging in die Knie, damit sie ihm auf einer Höhe in die Augen sehen konnte. »Das Lakeside Institute ist auf Dauer nichts für dich, Gucky, oder? Du fühlst dich gefangen, das sehe ich dir an. Lass uns zusammen etwas wahrhaft Gutes tun und dabei ein Abenteuer erleben. Wir haben Pläne im Wagen liegen. Komm mit uns, dann können wir …«
»Mitkommen?«, unterbrach Gucky. »So ein Quatsch. Wenn schon, dann kommt ihr mit mir.«
Der Mausbiber fasste erst ihre Hand, dann Tiffs.
Mildred begriff kaum, was geschah. Von einem Moment auf den anderen löste sich das nachtdunkle Zimmer im Lakeside Institute auf.
Nachdem Guckys Entscheidung getroffen war, begann eine Serie wilder Sprünge. Der erste führte Mildred und Tiff tatsächlich zu dem in der Wüste abgestellten Geländewagen, wo Tiff noch schnell ein paar Sachen in den Rucksack warf, ehe sie das Auto stehen ließen. In der Ausrüstung befand sich ein weites Gewand mit Spitzhut, wie ihn die Reisbauern in manchen Regionen Chinas zur Ernte trugen. Mildred hatte beides von einer kleinen Frau in Terrania gekauft. So getarnt fiel Gucky auf den ersten Blick nicht auf, solange er den Kopf gesenkt hielt. Er wirkte wie das Kind einer Bauernfamilie.
Gucky brachte sie weiter, quer durch das Land bis zum Capital-International-Flughafen in Peking. Seine Paragabe, Gedanken zu lesen, erwies sich dabei als ausgesprochen nützlich, um Menschen auszuspionieren. Der Mausbiber wusste dadurch auf eingeschränktem Raum genau, wann und wohin er springen konnte.
Sie hatten so wenig Sichtkontakt zu anderen Menschen wie möglich.
Sicherheitshalber wählten sie vorerst nur Toiletten für die Sprünge aus, um nicht gesehen zu werden. Für Mildreds Magen eine echte Herausforderung, was die Gerüche und Anblicke betraf. Sie war dankbar, an einen Reisebüro-Schalter gehen zu können, um nach freien Plätzen in abfliegenden amerikanischen Maschinen zu fragen. Die Recherche dauerte nicht lang. Mildred schrieb die Nummern der unbelegten Sitze auf.
Sie kamen zu dritt in der winzigen Flugzeugtoilette einer nicht voll besetzten Delta-Air-Maschine nach Seattle-Tacoma an. Gucky sprang weiter, in den Transportraum. Begeistert war er davon nicht, aber in der engen Maschine konnte er zu leicht Aufsehen erregen. Mildred und Tiff mischen sich selbstbewusst unter die anderen Fluggäste.
Mildred fürchtete anfangs, entdeckt zu werden, doch in der großen Maschine fielen sie nicht weiter auf. Die Stewardessen nahmen an, dass sie wie alle anderen regulär eingecheckt hatten, und versorgten sie routinemäßig mit Abendessen, Frühstück und Getränken. Da die Passagiere durch zwei Eingänge in die Maschine gekommen waren, wurde niemand auf sie aufmerksam. Sie hatten bewusst den Nachtflug gewählt, ließen das Licht ausgeschaltet und stellten sich die meiste Zeit über schlafend. Außerdem vermieden sie es, zu sprechen.
In Seattle war es in der allgemeinen Aufbruchstimmung ein Leichtes, aus der Maschine zu verschwinden. Gucky wollte eigentlich die Flughafen-Toilette im Ankunftsbereich als ersten Stopp anpeilen, doch Tiff entschied, dass sie direkt von Bord weg ein weites Stück teleportierten, damit sie nicht von den Überwachungskameras aufgenommen wurden.
»Nehmen wir noch einen Flug?«, fragte Tiff wenige hundert Meter vom Flughafengebäude entfernt auf einem
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