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Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort

Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort

Titel: Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sahen aus wie welche, die Ärger suchten.
    Die Ferronin zu seiner Linken hatte den breitesten Mund, den er je an einer Frau gesehen hatte. Er schien das blaue Gesicht verschlingen zu wollen. Die beiden Ferronen zu seiner Rechten hätten bis auf das kupferfarbene Haar und die emailleartige blaue Haut nicht unterschiedlicher sein können. Der eine war zierlich und fast so groß wie Lossoshér, der andere klein und kompakt wie Chaktor. Über die Nase des zweiten zog sich eine wulstige Narbe. Er wirkte wie einer, der sich gern prügelte.
    »Eine Pause«, nahm Mar-Ton Lossoshérs letztes Wort auf. »Die kannst du haben, wenn du tot bist, Alter. Jeder hat seinen Beitrag zu leisten, und du hast dich einfach verdrückt. Wirst du uns in der Schlacht genauso hängen lassen wie beim Schäldienst?«
    Lossoshér stand auf. »Ich möchte keinen Ärger. Ich gehe wieder rein.«
    Überraschend machte Mar-Ton ihm Platz. »Ein weiser Entschluss.«
    Erleichtert wollte Lossoshér die drei hinter sich lassen, als eine Hand ihn an der Schulter packte und herumwirbelte. Er schrie überrascht auf, spürte, wie er zu stürzen drohte, sah den gehässigen Blick der Soldatin und griff nach einem Halt.
    Mar-Ton beugte sich zu ihm. Lossoshér erkannte Bedauern in seinem Blick.
    »Muss das sein?«, herrschte Mar-Ton Breitmund an.
    Mit einer Hand griff Lossoshér nach dem Tuch um Mar-Tons Kopf. Er schwankte heftig wie ein Syru-Süchtiger. Seine Hand schrammte an Mar-Tons Stirn entlang und spürte etwas Weiches. Unter dem Stoff saß keine glatte Stirn, sondern eine nachgiebige Kuhle.
    Das kann nicht sein! Lossoshér fing sich, Adrenalin durchströmte ihn. Seine Entdeckung machte alles andere nebensächlich. Ich muss wissen, ob Mar-Ton es verbirgt.
    Es fiel Lossoshér nicht schwer, weiter den Schwankenden zu spielen. Erneut grapschte er nach dem gelben Tuch. Dieses Mal hielt er es fest. Stürzend riss er es mit sich, bis es sich vom Kopf löste.
    »Was ist das?«, fragte Breitmund fassungslos. »Guall, du hast da was …« Sie verstummte.
    Schwerfällig stemmte sich Lossoshér in eine sitzende Position. Über ihm stand breitbeinig Mar-Ton, er zitterte am ganzen Körper. Dort, wo das Tuch gesessen hatte, war ein drittes Auge zu sehen. Das Lid lag geschlossen darüber und wirkte seltsam stumpf.
    »Guall?«, fragte Lossoshér. »Sie … Ihr heißt Guall?«
    »Für dich immer noch Mar-Ton Guall, Dradesires!«
    »Ihr seid es.« Ergriffen richtete Lossoshér sich auf, der Anblick des dritten Auges durchströmte seinen Körper mit Kraft. Selbst die Wut in Gualls Gesicht konnte ihn nicht einschüchtern. »Guall. Das ist ein Name aus den Legenden. Ihr seid der erste Thort!«
    Guall starrte ihn hasserfüllt an. »Warum hast du das getan? Zwei Jahre ist es gut gegangen. Nun hast du allen gezeigt, dass ich ein Versehrter bin!« Zornig drehte er sich um und ging mit schnellen Schritten davon.
    Lossoshér sah ihm nach, als hätte er einen Schlag ins Gesicht erhalten. Das sollte der erste Thort sein? Dieser unbeherrschte junge Mann? Er musste es sein. Keiner außer dem Thort besaß ein drittes Auge.
    Noch lange stand Lossoshér am Brunnen und starrte hinter Mar-Ton Guall her.
     
     
    Perry Rhodan
     
    Rhodan lehnte sich schwer gegen eine Häuserwand und atmete die regengetränkte Luft ein. Das Elend im Lager sank über ihn wie ein dunkles Tuch. Neunzig Jahre Krieg. Bei aller Phantasie fiel es ihm schwer, sich das vorzustellen. Sicher, der Krieg mochte immer wieder kurzzeitig unterbrochen worden und an anderer Stelle aufgeflammt sein. Trotzdem blieb es grausam und unverständlich, wie lang und hart die Ferronen einander in ihrem eigenen System bekämpften. Fast noch mehr erschütterte ihn die Art, wie normal sie mit ihrer schlimmen Lage umgingen.
    Ihre Knochentürme sind Türme aus den Gebeinen von Kameraden, neun Meter hoch. Was für ein Wahnsinn. Man kann sie vom Lagerrand aus sehen, wie sie sich in den Himmel bohren.
    Nicht weit entfernt hörte er eine Gruppe Dradesires singen, lebensfroh, überschwänglich, als ginge es nicht bald in die Schlacht: »Tot, tot, megatot, so schreit ich immerfort. Tod, Tod, Megatod, bringt mich von Ort zu Ort. Lustig ist es, Soldat zu sein, verstrahlt, geschändet, auf einem Bein, zieh ich von hier nach dort.«
    Die Worte brannten sich in sein Gedächtnis.
    Über Thora, Sue und Tschubai hatte er wenig erfahren. Immerhin wusste er nun, zu welchen Zeiten das Lager der Dradesires schwächer bewacht wurde. Im Dunkeln war es vielleicht

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