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Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort

Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort

Titel: Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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möglich zu fliehen. Die meisten taten es nicht. Wohin sollten sie gehen? Sie schienen sich nicht als Gefangene zu betrachten, sondern im Gegenteil als Schützlinge Nerlans.
    »Die glauben wirklich, die fette blaue Erdkröte wäre ihr Übervater«, hatte Bull ätzend bemerkt, ehe sie sich trennten und Bull sich einer Gruppe Dradesires anschloss, um beim gemeinsamen Syru-Kauen an weitere Informationen zu kommen.
    Rhodan schreckte davor zurück, die schwach berauschenden Syru-Nüsse in den Mund zu nehmen. Er wollte bei klarem Verstand bleiben.
    Langsam ließ er den Blick über die Ruinen schweifen. An einigen Stellen standen eckige Metallbehälter, gefüllt mit glühenden Jaris-Stangen, die wie stabförmige Kohle wirkten. An den Becken drängten sich Männer und Frauen in grauen Uniformen, lachten, redeten, als wären sie auf einem Volksfest.
    Eine Ferronin ging schnell zwischen den Becken entlang. Ihr langes Haar wippte bei jedem Schritt. Rhodan erkannte sie sofort an ihrem energischen Gang. Rukaar. Eilig trat er auf die Kommandantin zu. Von ihr erhielt er vielleicht weitere Informationen, schließlich gehörte sie zum Führungsstab.
    »Sir-Lan Rukaar«, sprach er sie mit ihrem Offizierstitel an. »Darf ich …« Er verstummte. Im untergehenden Licht der Wega erkannte er deutlich wie zerschunden ihr Gesicht aussah. Ein Auge war blau und dick, die Nase geschwollen. »Sie haben sich verletzt.«
    »Was geht es dich an, Dradesires?«
    Sie eilte weiter, doch so schnell gab Rhodan nicht auf. Er folgte ihr mit forschen Schritten. »Ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Lass mich in Ruhe, oder ich wickle dich auf Stacheldraht.«
    Rhodan schluckte, ließ sich aber nicht abwimmeln. Rukaars Worte standen im Gegensatz zu dem, was er fühlte. »Ich möchte Ihnen helfen«, sagte er fest.
    Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. In ihren blauen Augen lag Unglaube. »Helfen? Ein Stück totes Fleisch will mir helfen?«
    »Sie sind abweisend, weil Sie es nicht kennengelernt haben, dass sich Ferronen umeinander kümmern. Ich hatte das Glück, in einer relativ friedlichen Gegend aufzuwachsen. Bei uns ist es normal, füreinander da zu sein.«
    Ihr Mundwinkel zuckte. Rhodan glaubte zuerst, sie wolle ihn auslachen. Dunkel erinnerte er sich an die religiöse Gruppe, die mehrfach in dem Haus seiner Eltern in Connecticut mit zwei Vertretern vor seiner Tür gestanden hatte, um ihn zum einzig wahren Glauben zu bekehren. Klang er nicht genauso? Was versuchte er überhaupt? Einem Menschen, der nur Krieg und Misstrauen kannte, zu zeigen, dass es auch anders ging? Da konnte er auch einem Fantan die gesetzliche Grundlage Amerikas zum Thema Eigentum erklären.
    Ich werde nicht resignieren, schwor er sich. Niemals! Bilder stiegen plötzlich in seinem Inneren auf. Die Vision, die ihn auf Gol in ihren Bann gezogen hatte, kehrte zurück. Einige Augenblicke lang glaubte Rhodan weit weg zu sein, im Weltraum, und auf den Planeten zuzurasen, den eine unbekannte Macht in seiner Mitte gespalten hatte. Und wie aus weiter Ferne hörte er wieder die Stimme, die ihn gerufen hatte: »Komm, Perry Rhodan! Ich brauche dich!«
    Nein, ich darf nicht aufgeben! Ich werde Crest finden – und den Unbekannten, der mich gerufen hat!
    Rukaar entging nicht, dass etwas in ihm vorging. Sie ließ die Schultern sinken, entspannte sich sichtlich. Kurz gingen ihre Blicke über den Platz. Sie standen allein. »Du bist wirklich anders, Rhodan. Früher war ich auch so. Nerlan und ich …« Sie berührte ihre geschwollene Nase. »Wir glaubten daran, uns zu Feldherren aufschwingen zu können, um den Krieg zu beenden. Es gibt eine Legende von der Zeit des Friedens, den ein Auserwählter bringt. Wir glaubten, auserwählt zu sein. Unsere Mutter war eine großartige Kommandantin.«
    »Ihre Mutter?«, echote Rhodan. Die beiden Gesichter hatten für ihn keine Ähnlichkeit. »Sie sind Geschwister?«
    »Halbgeschwister. Gezeugt durch Vergewaltigung wie so viele. Wir wollten es besser machen. Und nun sieh uns an. Es gibt keine Hoffnung. Wir haben uns in einen Abgrund gebombt, und es kommt niemand, um uns zu retten. Vielleicht haben wir es nicht anders verdient.«
    »Das glaube ich nicht, Rukaar. Sie können sich noch immer selbst helfen.«
    Ihr Gesicht verschloss sich. Sie wandte sich ab, die Lippen schmal wie ein Strich. »Ich sollte nicht mit totem Fleisch reden.«
    Rhodan war, als könne er die Mauern sehen, die sie um sich herum aufbaute. Er nahm es ihr nicht übel. Auch den Begriff totes

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