Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
gleiche Essen, und selbst wenn, hatte der Sprecher – ein vernarbter Soldat mit nur einem Auge und Strahlenverbrennungen im Gesicht – damals noch nicht gelebt. Es ging um die Zeitspanne. Neunzig Jahre Krieg. Das hieß, der Thort musste da sein. Die Quellen nannten ihn bei verschiedenen Namen, doch in einem stimmten sie überein. Der erste Thort trat auf Rofus zum ersten Mal in Erscheinung, und zwar kurz vor der verheerendsten Schlacht des Krieges. Handelte es sich dabei um den Sturm auf Remanor? Aber wenn das zutraf, wo war der Thort?
Er muss im Lager sein. Er muss es einfach. Vor seinem Aufstieg galt er als einfacher Soldat, nicht als Städter Remanors.
Entschlossen stand Lossoshér auf und trat hinter dem Mauerrest hervor, der ihm als Sichtschutz gedient hatte. Gegenüber lag das ausgebrannte Gebäude, in dem Rhodan und die anderen beim Schälen saßen. Er hatte es in der schlechten Luft nicht länger ausgehalten. Es war ihm gleich, ob sie den Transmitter erreichten, der im inneren Ring der Stadt lag. Wichtig war der erste Thort. Wo war er? Befanden sie sich in einem Paralleluniversum, oder – und das erschien Lossoshér die abwegigere These – irrten sich die heiligen Aufzeichnungen?
Mit unsicheren Schritten ging er zum Rand des inneren Lagers. Neben dem Stacheldrahtzaun ragte ein primitiver Brunnen ins Erdreich. Noch gab es keine Spuren von der Wüste, die dieses Land in zehntausend Jahren sein würde. Winzige Grashalme durchbrachen die Erdkruste.
Ein Soldat in schäbigem Kampfanzug kam auf ihn zu. Er gehörte zur Mannschaft, die das innere Lager bewachte. Lossoshér erkannte es am Abzeichen auf Bauchhöhe, das diesen Wächtern eigen war. »Alter, was machst du da? Bist du schon fertig mit Schälen, oder lässt du’s deine Kameraden aussitzen?«
»Ich suche den Thort«, sagte Lossoshér fest. »Ich will zu ihm.«
»Thort? Ich kenn keinen, der so heißt. Warum auch. Bescheuerter Name, wenn du mich fragst.«
»Aber der Thort … « Er verstummte. Die Beine knickten unter ihm weg, er schwankte. Wie konnte dieser dahergelaufene Ferrone den Thort verraten?
»Alter, du bist ja ganz klapprig. Hast du zu tief in die Wukas-Knolle gegriffen?«
»Der Thort …«, stieß Lossoshér aus und verlor den Faden. Die Schwäche übermannte ihn, er konnte kaum aufrecht stehen. Mit beiden Händen stützte er sich an der Brunnenmauer ab.
Der Blick des Soldaten wirkte verunsichert. »Du redest irr. Soll ich dich rüber zur Gesundenstätte schaffen lassen?«
Lossoshér sah seine Chance. »Ja.« Er wartete, bis zwei weitere Soldaten kamen, und ließ sich widerstandslos von ihnen abführen. Kaum waren sie einige Schritte gegangen, fragte er sie nach dem Thort. Sie wussten ebenso wenig über ihn wie der erste Soldat. Lossoshér gab nicht auf. Ferrone um Ferrone sprach er an. Er wehrte sich nicht, als eine überarbeitete Gesunderin ihm zwei Blocks weiter in der Gesundenstätte eine Injektion in den Arm gab. Noch als er unter Bewachung zurückgeschickt wurde, fragte er jeden in erreichbarer Nähe. Mit demselben niederschmetternden Ergebnis.
Mit jedem weiteren Misserfolg splitterte etwas in ihm. Seine Hoffnung zerbrach wie altes Glas. Warum wissen sie es nicht? Die Schriften irren nicht! Die Verzweiflung schnürte seine Kehle zu. Kaum kam er im inneren Lager an, sank er neben dem Brunnen auf eine schlichte Holzbank. Seine Zellen schienen leer, sämtliche Kraft verbraucht.
Die Aufzeichnungen sind falsch. Es gibt keinen ersten Thort auf Rofus. Nicht zur Zeit der großen Schlacht um die Hauptstadt und vielleicht auch nicht später. Lügen. Alles Lügen.
»Was haben wir denn da?«, hörte Lossoshér eine spöttische Stimme, die ihn aufsehen ließ. Sie kam ihm vertraut vor, er erkannte den Sprecher sofort. Mar-Ton und drei weitere Soldaten bauten sich breitbeinig vor ihm auf. »Einen Alten, der sich an unseren Gesundenstätten bereichert. Eine müde Gorchoo, die sich bei uns verkriechen will.«
Lossoshér betrachtete Mar-Ton, der nun keinen Tarnanzug mehr trug. Ohne den Helm fiel sein klobiger Kopf besonders auf. Das gelbe Tuch um seine Stirn betonte die kantige Form. »Ich will nur einen Moment Pause«, ächzte er niedergeschlagen. Wäre er unter gesitteten Ferronen gewesen, hätte er diesem frechen Jungen die Meinung gesagt und ihn zu mehreren Stunden Respektsarbeit in den Gemeinschaftshäusern verdonnert. Aber auf dieser Bank in dieser Zeit war er Freiwild. Er durfte sich nicht provozieren lassen. Mar-Ton und seine Kumpane
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