Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
Quäntchen Glück. Falls er mit dem nächsten Sprung einem der Verbrecher in die Arme lief, müsste er innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheiden, ob er weitersprang oder ihn mit seiner Pistole in Schach halten sollte.
Sid konzentrierte sich und sprang auf die andere Seite der silbernen Tür. Vor ihm lag ein weiterer Gang. Winzige Leuchtquellen verbreiteten gedämpftes Licht. Der Boden vibrierte leicht.
Schwer atmend ließ Sid die Pistole sinken. Der Gang war leer.
Er ging von Tür zu Tür. Einige Türen ließen sich öffnen, bei anderen gaben Scheiben den Blick ins Innere der Räume frei. Die meisten waren mit technischen Geräten gefüllt. Riesige Rechneranlagen und Monitoren, die Bilder von roboterartigen Wesen zeigten.
Ein Raum schien für die Stromerzeugung reserviert zu sein. Mächtige Generatoren arbeiteten und versorgten die unterirdische Station mit Energie.
Der einzige Raum, den er nicht betreten und in den er nicht hineinspähen konnte, lag am Ende des Ganges. Sid hob die Pistole und teleportierte.
Der Raum wirkte im Vergleich zu den anderen riesig. Ein einzelner Lichtstrahl beleuchtete die Mitte des Saales. Der Rest verschwand im dunklen Einerlei.
Sid keuchte überrascht. Der Lichtstrahl fiel auf einen einzelnen Glas- oder Superplexiquader. In seinem Innern saß der Fantan. Sid sah auf den ersten Blick, dass es dem Fremdwesen schlecht ging. Seine Schuppenhaut wirkte selbst aus der Entfernung stumpf und spröde. Die Ärmchen hingen wie schlaffe Zweige an seinem Körper.
Sid sah sich um, suchte den Raum nach Sicherheitsvorrichtungen ab. Entweder waren diese unsichtbar, oder die Entführer verließen sich voll und ganz auf das doppelte Gefängnis aus Quader und verriegelter Tür.
»Ha... hallo?«
Der Fantan reagierte nicht.
Sid holte das letzte verbliebene Stück Schokolade aus seiner Jackentasche, entfernte die Verpackung und schob es sich in den Mund.
Seine Kraft würde hoffentlich ausreichen, um zu dem Fantan in den Quader zu springen, ihn herauszuholen und dann so weit weg wie möglich von der unterirdischen Station zu teleportieren.
Danach müsste er seine Kräfte sammeln, um den Fantan nach Arequipa zu bringen. Dort würde er ihn in das Krankenhaus einliefern und Terrania kontaktieren. In seiner Phantasie hatte er sich zwar vorgestellt, wie er den Fantan nach Terrania brachte, aber das schaffte weder der Fremde noch er.
Sid trat ein paar Schritte auf den Quader zu, blieb dann stehen. Der Quader ruhte auf einem runden Block aus dunklem Metall. Steckte in ihm eine Sicherheitsvorrichtung? Sid betrachtete den Quader genauer. An seiner oberen Fläche glommen Dioden an irgendwelchen elektronischen Elementen.
Wie er es drehte und wendete – er musste seinen Sprung so haargenau planen, dass er im Innern des Quaders landete und danach sofort den nächsten Sprung folgen ließ. Er musste schneller sein als alle potenziellen Fallen, die von den Entführern eingebaut worden waren.
Sid schätzte den freien Raum zwischen Fantan und der Seitenwand des Quaders auf etwa vierzig Zentimeter. Er steckte die Pistole ein und drehte sich seitlich ab.
Er atmete tief ein und sprang. Der Fantan reagierte nicht im Geringsten, als er in einer Funkenwolke neben ihm erschien. Sid streckte beide Hände nach dem Alien aus. Er hatte sich nicht getäuscht: Die Haut des Außerirdischen fühlte sich eiskalt an. Mehrere Schuppen regneten auf den mit Flüssigkeit bedeckten Boden des Quaders.
Sid konzentrierte sich. Vor dem inneren Auge sah er das Maisfeld, an dem er beim Hinweg vorbeigekommen war. Dorthin wollte er mit dem Fantan springen. Er konzentrierte sich und ...
In diesem Moment flammte grelles Licht auf. Sid schloss geblendet die Augen. Irgendwo heulte eine Sirene. Sid hob eine Hand.
»Keine Bewegung!«, erscholl eine Stimme auf Englisch. »Sie kommen dort nicht mehr heraus. Wir haben den ...«
Sid sprang.
Und wurde mit voller Wucht zurückgeworfen. Zusammen mit dem reglosen Körper des Fantan schlug er auf dunkles Metall. Seine Welt brannte. Feuerfontänen schossen durch seinen Körper. Jede seiner Körperzellen schien lichterloh zu brennen.
Von weit her hörte er ein höhnisches Lachen. Zwischen blutigen Striemen hindurch sah er einen dunklen Schemen. Einen Mann.
Unter Aufbringung aller geistigen Kräfte steuerte er seine rechte Hand zur Tasche seiner Lederjacke. Die tastenden Finger fanden den Griff der Pistole.
Sid spürte, wie der Schatten zurückkam. Diesmal würde ihn die Ohnmacht mitnehmen in die
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