Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
andere, schmerzlose Welt.
Nicht die Gabe ist die wichtigste Waffe des Mutanten, sein Wille ist es, hörte er die Stimme John Marshalls in seinem Innern.
Sid zog die Pistole aus der Tasche und hob die Hand. Vor ihm ragte der dunkle Mann auf. Zwischen den blutigen Striemen vor seinem Blick sah Sid das boshaft grinsende Gesicht des anderen.
Er drückte ab und spürte den Rückstoß der Waffe. Hörte den Knall. Das Gesicht des Mannes löste sich auf – wie das Spiegelbild in einem See, wenn man einen Stein hineinwarf.
Dann setzte es sich wieder zusammen. Die Lippen des Mannes bewegten sich.
Erst kurz bevor ihn die Ohnmacht packte und ihn zu sich hinabzog, wurden die Worte zu einem Satz: »Der Schutzschirm des Fantan-Schiffes hält nicht nur Teleporter ab, sondern auch Projektile.«
21.
Crest
In der Vergangenheit, Cullum, Ferrol
Weshalb?, fragte Crest in Gedanken. Weshalb meldest du dich erst jetzt? Ich habe dich kurz gehört, als wir im Wald vor den Angreifern geflüchtet sind. Weshalb hast du danach geschwiegen?
Du bist sehr krank, antwortete die Stimme. Vieles geschieht. Manches ist erklärbar, manches nicht.
Crest seufzte innerlich. Mit dem Extrasinn war es wie mit Liebschaften, die er in der Jugend gepflegt hatte: Waren sie abwesend, vermisste er sie, waren sie da, nervten sie ihn bereits nach kurzer Zeit.
Manchmal weiß ich nicht, weshalb ich die Ark Summia auf mich genommen habe, wenn ich mich auf dich nicht verlassen kann, Extrasinn.
Der Logiksektor in seinem Gehirn schwieg beleidigt. Vielleicht war es nur ein Statement. Crest fragte sich, ob es nun wieder Wochen oder gar Monate gehen würde, bis sich der künstlich aktivierte Sektor seines Gehirns erneut meldete.
»Crestino?«
Erst jetzt bemerkte er, dass die Terranerin ihn mit seinem Tarnnamen angesprochen hatte. »Tatana?«
»Was ist mit Ihnen?«
Crest strich sich über die Stirn. Fühlte den kalten, klebrigen Schweiß. »Ich ... ich muss mich hinlegen«, sagte er. »Ich fühle mich ein wenig schwach.«
Michalowna runzelte die Stirn. Dann wandte sie sich an Isach. »Vielen Dank, dass Sie Ihre Geschichte mit uns geteilt haben. Wir werden zurückkommen, um weitere Fragen zu stellen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Gehen Sie nur!«, krächzte der Alte. »Ich habe Zeit. Viel Zeit, um ...«
Die Terranerin half Crest beim Aufstehen. In seinem Schädel flogen die Gedanken durcheinander.
Weshalb war der Extrasinn genau in jenem Moment zurückgekehrt, als der blinde Isach sich als jahrhundertealtes Wesen zu erkennen gegeben hatte? Auf welche Weise waren alle diese Dinge miteinander verknüpft?
Der Transmitter in die Vergangenheit. Ihre Anwesenheit auf einer Welt, die durch den ersten Thort eben erst befriedet wurde. Ein blinder, uralter Mann. Und ihre Suche nach der Welt des Ewigen Lebens.
»Tatana!«
Crest blickte auf. Der ferronische Sicherheitsmann, an den sie bei ihrer ersten Begegnung mit dem Zug geraten waren, schnitt ihnen den Weg ab.
»Tupan!«, stieß Tatana aus. »Was wollen Sie?«
»Ich will mit dir sprechen, Tatana. Ich habe das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst. Und so soll es nicht sein. Ich ... ich könnte dir hier alles zeigen. Ich kenne Mondenzauber in- und auswendig. Wir ... wir wären ein gutes Team, wir beide!«
Crest fühlte, wie sich die Frau an seiner Seite versteifte. »Hör mir gut zu«, sagte sie. »Wir zwei werden nie ein gutes Team werden.«
»Sag nicht so etwas, Tatana!«, protestierte er. »Ich habe doch gemerkt, dass du mich magst. Und ich mag dich. Wo ist das Problem?«
»Das Problem ist, dass du dich täuschst. Ich mag dich nicht, Tupan. Meine Gefühle sind, wenn es hoch kommt, dir gegenüber maximal neutral.«
»Aber ...«
»Kein Aber. Und ich weiß sehr wohl, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Wenn du die letzte Zeit ein wenig mehr in der Gesellschaft anderer Ferronen verbracht hättest, anstelle deine umfangreiche Waffensammlung zu pflegen, müsstest du nicht eine ›viel zu dürre und zerbrechliche‹ Nichtferronin anbaggern!«
Tupans Gesicht wurde mit einem Schlag dunkelblau. »Das ... das wirst du bereuen!«, brüllte er und ging davon.
Es geschah, als sie Cullum hinter sich gelassen hatten und gerade dabei waren, am Rand der Waldstadt Tura'honir die Wagenburg aufzubauen.
Kaum hatte der Zentralpilot ihren Wagen geparkt und im Untergrund arretiert, flog die Tür auf. Vier Sicherheitsmänner stürmten mit erhobenen Gewehren und langen Prügeln herein. Der letzte von ihnen hatte
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