Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit
wie sich die Tröpfchen zu einem Film verbanden. Er bemerkte Eneidas faszinierten Blick – Ferronen vermochten nicht zu schwitzen.
Sues Leib spannte sich an. Sie begann sich aufzubäumen. Ihre Hände verkrallten sich. Rhodan nahm ihre linke Hand, öffnete die Finger vorsichtig, legte seine Hand hinein und ließ dann zu, dass sich ihre Fingernägel in seine Haut gruben.
Er nickte Tschubai zu. Der Teleporter stellte sich so ans Bett, dass er seine Hand unter Sues Nacken schieben konnte – im Bemühen, ihr seine paramentalen Kräfte zur Verfügung zu stellen.
Zeit verging.
»Hab sie«, murmelte Sue irgendwann. »Hab sie, aber nicht alle. Krieg sie.«
Eneida behielt die verschiedenen Monitoren im Auge. Sie las Atemfrequenz und Tiefe ab, welche Arbeit das Herz leistete, welche die Nieren.
Es ging noch über eine Stunde. Sues Schweiß sammelte sich auch an Rhodans Hand. Das Zimmer roch feucht, nach Anstrengung und Salz. Eneida fuhr mit einem Tuch kühler Gaze über Sues Stirn.
Unvermutet richtete sich Sue auf, hustete und würgte, dann brach es aus ihr heraus. Sie spie etwas auf den Boden, eine kleine Handvoll einer gallertigen Masse, die von einem Gespinst sehr feiner grauschwarzer Fäden durchzogen war.
Ein eigentümlicher Geruch stieg aus der Masse auf, wie nach verbranntem Haar und heißem Eisen. Rhodan wurde für einen Moment übel, aber der Geruch war flüchtig und hatte sich gleich darauf verzogen.
»Noch nicht vorbei«, sagte Sue. »Es wehrt sich noch. Es kämpft. Wenn ich nicht so müde wäre.« Sie lächelte Tschubai zu. »Danke übrigens.«
Rhodan sah Eneida auffordernd an. Die Ferronin seufzte und bereitete eine zweite, nicht kleinere Dosis vor. »Ich habe Zweifel«, sagte sie.
Rhodan wies auf Sue. »Die Maschinerie in ihr darf sich nicht regenerieren. Oder reparieren. Beeilen Sie sich.«
Eneida bedachte ihn mit einem zornigen Blick, setzte aber die Injektionspistole an. Es zischte leise. Sue seufzte abgrundtief. Sie ließ sich auf Tschubais Hand sinken. Dann flammte der Kampf wieder auf.
Es dauerte Stunden. Sue spie noch dreimal die fremdartige Masse aus. Eneida nahm die Schleimbatzen mit einem Löffel auf und deponierte die vollen Löffel anschließend in durchsichtigen Kästen. Rhodan riet ihr, die Gallerte so gründlich wie möglich zu vernichten.
Schließlich murmelte das Mädchen: »Sue gegen Fantan: eins zu null.«
Ihr Körper lag ruhig. Sie atmete tief und erlöst. Nach einer Weile fragte sie: »Und Reginald?«
Rhodan schaute kurz zu Eneida. Die Medikerin machte eine heftig abwehrende Geste und sagte dann mit einer Stimme, die förmlich um Erbarmen flehte: »Sie ist erschöpft. Viel zu erschöpft.«
Mühsam richtete sich Sue auf, erst auf den einen, dann den anderen Ellenbogen. »Helft mir«, sagte sie. »Wir wollen gehen.«
Rhodan griff ihr um die Schultern und unter die Kniekehlen und hob sie hoch. Er roch ihr klammes Haar an seinem Kinn und trug sie in Bulls Zimmer. Tschubai folgte. Sue bedeutete ihm, er möge einen Stuhl an Bulls Bett ziehen. Er tat es. Rhodan setzte sie ab. Sie beugte sich nach vorn und legte ihren Kopf auf Bulls Brust.
»Ras?«, bat sie.
Tschubai nahm den Körperkontakt auf. Sie konzentrierte sich. »Es ist schwer«, murmelte sie nach einer Weile.
Rhodan schaute Eneida an, die ihnen stumm gefolgt war. »Geben Sie ihr etwas.«
»Nein«, sagte sie scharf.
»Geben Sie ihr etwas!«, wiederholte Rhodan, überrascht von seiner Kälte und Bestimmtheit.
Eneida verließ das Zimmer. Als Rhodan die Hoffnung schon aufgeben wollte, kam sie mit zwei Injektionspistolen zurück. Sie drückte die eine gegen Bulls Halsvene. Dann erklang das leise Zischen. Die zweite Pistole hielt sie auffordernd Rhodan hin. »Das ist nicht mehr meine Sache«, sagte sie. »Allein Ihre Entscheidung.«
Rhodan nahm das Instrument, setzte es Sue an den Oberarm und betätigte es. Eneida sah zu. Er reichte ihr die Pistole zurück.
Eneida nahm sie. »Sie würden einen vollkommenen Omenvater abgeben«, sagte sie.
Rhodan wandte sich ab und schaute Sue fragend an.
»Ich fange an«, flüsterte das Mädchen.
Die Wega hatte eben begonnen, ihr frühes blauweißes Gewitterlicht über den Horizont auszugießen, als Sue ihren Kopf um einige Millimeter von Bulls Brustkorb hob. Sue hatte die grauschwarze Nanosubstanz durch Bulls Augenhöhle geführt und mit der Tränenflüssigkeit ausgeleitet. Über Bulls Wangenknochen lagen wässrige Schatten, als wäre ihm dort Kajal verlaufen.
»Okay«, sagte
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